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203 - Die Wüstenfalle

203 - Die Wüstenfalle

Titel: 203 - Die Wüstenfalle
Autoren: Jo Zybell
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Fähigkeiten, das habe ich doch während unseres kleinen Ausflugs vor ein paar Wochen in deinen Gedanken gelesen!« Er seufzte und seine Miene verdüsterte sich. »Damals konnte ich noch Gedanken lesen…« Er tastete nach der Hand seiner Mutter. Kraftlos ließ Aruula geschehen, dass er sie festhielt.
    »Stimmt«, gab Victorius zu. »Victorius war nur ein mäßiger Telepath, doch wenn Titana sich im Gewand eines Menschen versteckte, konnte Victorius dessen Gedanken lesen, selbst wenn er einen Kilometer oder weiter weg war.«
    »Was du nicht sagst…« Daa’tan ging in die Knie, um das Tier in Grao’sil’aanas Achselhöhle betrachten zu können. »Ob sie auch diese Fähigkeit eingebüßt hat?«
    »Das weiß Victorius nicht.« Der schwarze Prinz drehte sich nach seinen drei Reisegefährten am Fenster um. »Komm her, Titana!«, rief er. Das Tier reagierte nicht. »Komm schon, Titana! Her zu Victorius!« Das Tier blieb, wo es war. Victorius zog einen Schmollmund und widmete sich wieder seinen Armaturen.
    Victorius…
    Aruula wusste, was er dachte. Sie blickte an Grao’sil’aana vorbei zum Fenster hinaus. Die Oase war jetzt schon mit bloßem Auge gut zu erkennen. Die PARIS verlor rasch an Höhe. Aruula wusste sogar ziemlich genau, was der schwarze Prinz dachte. Aruula kannte die Gedanken aller. Sie drehte sich um und sah zum gegenüberliegenden Fenster hinaus. Das Meer war nur noch ein schmaler graublauer Streifen zwischen Himmel und Wüste.
    Grao’sil’aana und Daa’tan widerten den Luftschiffpiloten aus Afra an. Daa’tans Worte und sein Verhalten erschreckten ihn sogar. Er hielt ihren Sohn für größenwahnsinnig. Und der Daa’mure war ihm einfach nur unheimlich. Auf keinen Fall durften derartige Kreaturen in seine Heimat gelangen, das dachte er. Auf keinen Fall durften Grao’sil’aana und Daa’tan die Möglichkeit bekommen, das Reich seines Vaters rund um den Victoriasee zu erobern!
    Genau das dachte er.
    Woher Aruula das wusste? Nun, aus irgendeinem Grund hatte die unheimliche Schlacht zwischen Finder und Wandler ihren telepathischen Fähigkeiten nicht geschadet. Sie war immer genau im Bilde darüber, was ihre drei Gefährten dachten.
    Aruula fragte sich, warum sie ihre Fähigkeit, Gedanken zu lesen, nicht eingebüßt hatte. Weil sie in der entscheidenden Phase des Kampfes bewusstlos gewesen war? Oder weil der Finder sie in einer Substanz gebadet hatte, die den Wandler hatte töten sollen?
    Verstohlen betrachtete sie ihre linke Hand. Über ein Jahr lang war ihr kleiner Finger verstümmelt gewesen. Daa’tan hatte das fehlende Fingerglied nachwachsen lassen; mit seiner Pflanzenkraft oder durch eine Injektion seines mit floralen Zellen gesättigten Blutes, oder mit beidem; so genau konnte Aruula das nicht sagen.
    Das oberste Glied des kleinen Fingers schimmerte grünlich.
    Doch man musste schon ganz genau hinsehen, um das zu erkennen. Wie ein Fremdkörper war es ihr am Anfang vorgekommen. Doch es funktionierte wie ein ganz normaler Finger, und inzwischen hatte sie sich daran gewöhnt.
    Sie ahnte dabei nicht, dass Daa’tan über dieses künstliche Fingerglied mentalen Einfluss auf sie genommen hatte – zumindest bis zum Verlust seiner telepathischen Kräfte.
    »Setzen Sie sich bitte auf den Boden, Mademoiselle Aruula«, sagte Victorius. »Die PARIS wird bald landen, und Victorius möchte nicht, dass Sie sich wehtun.« Er wandte sich wieder seinen Armaturen zu.
    »Und Grao und ich?«, krähte Daa’tan unwillig. »Warum forderst du uns nicht zum Sitzen auf? Wir können uns ruhig die Schädel blutig schlagen, was?« An der Wand entlang ließ er sich zu Boden gleiten. »Du scheinst uns ja innig zu lieben!«
    Victorius arbeitete weiter und tat, als hätte er nichts gehört.
    Auch Aruula setzte sich. Sie wusste sogar schon, dass der Wasserkessel noch halb voll war. Victorius landete nur aus einem einzigen Grund: um einen Blitzstart hinzulegen, sobald Daa’tan und Grao’sil’aana sich ein wenig vom Luftschiff entfernt hatten. Das Dumme war: Sie konnte ihren Sohn nicht warnen. Er und der Daa’mure sollten nicht erfahren, dass sie noch immer lauschen konnte.
    »Gleich sind wir unten, Mademoiselle!«, rief Victorius.
    »Festhalten, hören Sie?«
    Aruula zog die Beine an und steckte den Kopf zwischen die Knie. Was dachte Victorius eigentlich über sie? Bisher wusste sie nur, dass er sie mochte und sie mit in seine Heimat nehmen wollte, damit sie von dort aus zur Suche nach ihrem Geliebten aufbrechen konnte.
    Was
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