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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)
Autoren: Brian D'Amato
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den Armstützen, und legen Sie sie auf die Oberschenkel. Bitte.«
    Er gehorchte. Als er die Arme hob, zerrte sein Jackett leicht am Bom, und er zuckte zusammen.
    »Schieben Sie den Stuhl eine Armlänge zurück. Zwei Fuß. So ist es gut.« Ich nahm eine zerdrückte Rolle aus klarem Paketband aus meiner Jacketttasche und warf sie Marena zu. Sie fing sie nicht auf. »Das ist nur Paketband«, sagte ich. Ich konnte sie dazu bewegen, das Band aufzuheben und Lindsays Handgelenke an den Armstützen des Aerons festzubinden. Nach einigen Erklärungen überredete ich ihn, die Füße hinter der Mittelsäule des Stuhles zu überkreuzen, und Marena band sie an den Sockel. Ich ließ sie noch zwei Windungen um seine Brust und die Nackenstütze legen. Druck löste den Bom zwar nicht aus, aber ich wollte nicht, dass Lindsay die Verankerung des Mikrosprengkörpers in seinem Fleisch lockerte, indem er vor und zurückwippte. Ich nahm meine Live-Ausweiskarte, warf sie Marena zuund ließ sie gegen Lindsays Karte austauschen. Dann befahl ich Marena, sich in die Mitte der Südwestkante zu setzen und ihre eigenen Fußgelenke festzubinden. Sie ließ die Füße aus ihren Schuhen gleiten (Jeds unfassbare Erinnerung für Bedeutungslosigkeiten identifizierte sie als antike Roger Viviers aus Albinoboaleder). Ich wollte Marena schon sagen, sie könne die Schuhe wieder anziehen, entschied mich dann aber dagegen. Ihre Handgelenke fesselte ich selbst, ohne zu nahe an sie heranzugehen. Bei Marena musste man auf alles gefasst sein. Schließlich befestigte ich Lindsays Live-Ausweis an meiner Brust und setzte mich mit untergeschlagenen Beinen in die Mitte der Nordwestkante.
    Puh. Endlich mal Luftholen. Ich spuckte meine Plastikwangeneinsätze aus und rieb mir die falschen Fingerabdrücke von den Händen. Dann wechselte ich das Netphone mit dem Totmannschalter von einer Hand in die andere. Bloß nicht loslassen, dachte ich.
    »Okay«, sagte Lindsay. »Also, was für ein Geschäft schlagen Sie vor?«



(112)
    Lindsay war gewiss weniger überrascht, als man hätte erwarten können. Wahrscheinlich rechnete er wie jeder Geschäftsmann ständig mit Erpressungsversuchen. Und genau auf so etwas sollte man bei einem Rundkopf wie Jed gefasst sein. Bei mir war es jedoch anders. Ich wollte ihn nur für das Hauptereignis weichklopfen.
    »Als Erstes müssen wir diesen Raum absichern«, sagte ich.
    Ich tippte auf die Tischfläche. Der Graniteffekt verschwand, und eine Tastatur sowie eine Standard-Benutzeroberfläche – ein Warren-eigenes Betriebssystem, aber im Grunde genauso zu bedienen wie Windows – erschienen im Nordquadranten. Die gesamte Tischplatte war ein einziger großer Touchscreen für eine Workstation, die Hunderte Warren-eigener Netzwerke kontrollierte. Ich loggte mich in Lindsays persönlichen Desktop ein und konnte
MENU ◊ SYSTEME VERSCHLUSSRAUM ◊ VERSCHLUSSRAUM ISOLIEREN
klicken; dann musste ich Lindsay nach einem Passwort fragen. Er gab mir eines, und es funktionierte. Als ich die Tresortüren über der Standardtür hinter uns zufahren ließ, hörte ich beinahe, wie die Stahlriegel einschnappten. Das Gleiche machte ich mit dem Rest des Stockwerks, blockierte den Großen Glasaufzug, die sechs anderen Lifts und die Notausgänge vor den Feuertreppen, was sämlichen Vorschriften in sämtlichen Staaten der Erde widersprach. Der HILFE -Datei des Raumes zufolge konnten sie nicht von außen geöffnet werden, auch nicht, wenn ein Feuer ausbrach. Lindsay hatte wahrscheinlich vermutet, dass ich irgendwann Kontakt aufnehmen würde, aber er hatte nicht mit dieser Situation gerechnet. Einerseits konnte ich nicht hinaus, andererseits konnten Anas Leute keine einzige typische Taktik zur Geiselnahmebeendigung anwenden, nicht einmal so exotische wie intelligenzverringernde Gase. Bislang wendeten sich Lindsaysmonumentale Vorsichtsmaßnahmen gegen ihn selbst, besonders seine Sorgfalt bei der Konstruktion seiner Zuflucht. Ich sah auf meine Uhr. Es war 15.24 Uhr.
    »Ich bin schrecklich beschäftigt«, sagte Lindsay. Er klang weniger besorgt, als man hätte annehmen sollen.
    »Das weiß ich«, sagte ich. »Keine Sorge. Wenn alles gut läuft, werde ich mich nicht in die Invasion einmischen.«
    Lindsay und Marena reagierten beide auf diesen Satz, aber ich hatte das Gefühl, nur Lindsay wusste, wovon ich sprach.
    »Gut«, sagte ich. »Wie immer überlegen wir als Erstes, wie wir an Drogen kommen. Wie ich höre, gibt es eine neue Formel für Tzam lic.«
    »Das stimmt«,
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