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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)
Autoren: Brian D'Amato
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benutzerschmeichelnd gestaltet, dass jeder mit dem System umgehen konnte.
    Ich berührte ein Icon namens EINSTELLUNGEN VIDEOWÄNDE . Die großen »Gemälde« von Christus in Amerika und was auch immer verschwanden, und die Wände wurden schwarz. Das Deckenlicht dimmte sich, und der laute Kammerton eines Engelschors ertönte von allen Seiten.
    Die Wände füllten sich mit Sternen. Dann traten Merkur, Venus, Erde und die anderen Planeten der Sonne hinzu, einer nach dem anderen. Die Wände, die Decke und sogar den Fußboden bedeckte ein fugenloses Mosaik aus DHI -Videodisplays, sodass eine riesige Anzahl von Bedienfenstern von jeder beliebigen Quelle aufgerufen und gleichzeitig dargestellt werden konnten. Mittlerweile war das System insoweit verbessert worden, als es mit irisidentifizierenden xografischen Paneelen ausgestattet war, die in 3-D darstellen konnten, und die derzeitige Show überstrapazierte den Effekt, indem sie uns das Gefühl vermittelte, wir trieben tatsächlich durch eine freundlichere Abart des Alls.
    »Der Große Weiße Gott des Alten Amerika lebt!« , rief eine unfassbar tiefe Stimme. Das Bild eines hochgewachsenen, weißen Jesus zog über denWeltraumhintergrund. »Die göttliche Persönlichkeit, die aus den Entdeckungen der Archäologen aufsteigt, steht nun als unangreifbare Realität fest.«
    »Ich glaube, das ist nicht der richtige Kanal«, sagte ich.
    »Probieren Sie Nummer Fünf«, sagte Lindsay.
    »Dieses Wesen« , sagte der Raum, »ist den Mayas als Kukulcan bekannt, den Mexikanern als Quetzalcoatl, und heißt in Chiapas Wixpechocha …«
    »Meine Güte, Lindsay«, sagte Marena. »Dieser Scheiß hat es Ihnen echt angetan, was?«
    Ich fand Kanal Fünf. Ein langes Menu erschien.
    »Wer war dieser Große Weiße Gott, der den alten Amerikanern erschien?« , fragte die Stimme. »Der Vater der Mayas, Caculhá Huracán, das Herz des Himmels, Quetzalcoatl?«
    Pseudo-Dvorˇák-Musik brandete auf.
    »Wer war die Gefiederte Schlange, der Weiße und Bärtige Herr des Lichts? Er ist Jesus Christus, der Retter der Menschenheit.«
    »Wie schaltet man das ab?«, fragte ich.
    »Ich mach es«, sagte Lindsay.
    »Wir werden Ihre Fesseln nicht lösen«, erwiderte ich.
    »Versuchen Sie ›Tour-Präsentation beenden‹«, sagte er.
    »Ich sage es Ihnen nur ungern«, meldete Marena sich zu Wort, »aber Jesus Hershel Christus ist nicht nach Mittelamerika rübergeflogen und hat mit den Oldmexes oder Latexes oder sonst wem gerappt, und er war eindeutig nicht Itchy Coo-Coo oder Kukluxfranandoli oder was für einen Scheißnamen ich da gerade auch hören musste. Das Ganze ist abgefuckt lächerlich.«
    »Millionen Menschen glauben daran«, erwiderte Lindsay.
    Haben die nichts Wichtiges, worüber sie reden können?, fragte ich mich. Erstaunlich, wie viel hier geschwätzt wird. Die Welt könnte untergehen, und sie … na ja, egal. Weitertippen, dachte ich. Blick nicht auf die Tastatur, das verwirrt dich nur. Benutze Sics Muskelerinnerung. Verdammt. Ich hatte Schwierigkeiten, den Befehl zu finden. Ich versuchte es wieder. Wie viele Versuche hatte man, ehe es sich sperrte? An den Wänden bedachte man uns mit einer Montage aus Luftaufnahmen von anderen mesoamerikanischen Stätten, Tikal, Teotihuacán, Ix. Ich fühlte mich schon wie zu Hause.
    »Na und?«, sagte Marena. »Millionen Menschen glauben auch, dass Kenneth Branagh ein begnadeter Schauspieler ist. Sie glauben alles, was irgendjemand ihnen sagt. Ist ja auch egal.« Sie wurde nervöser und drückte sich weniger gut aus. Auf dem großen Videodisplay war das himmlische Weltall durch postkartenhafte Aufnahmen der Ciudadela in Chichén ersetzt worden.
    »Als die Kreuzigung stattfand und das Erdbeben Palästina erschütterte, ereigneten sich in der westlichen Hemisphäre noch schlimmere Katastrophen …«
    Marena wandte sich mir zu. »Macht dich das nicht stinksauer?«, fragte sie. Sie versuchte mir ein wenig auf den Zahn zu fühlen.
    »Eigentlich nicht«, sagte ich und gab mir den Anschein zu wissen, was ich tat.
    »Das Buch Mormon erzählt die Geschichte Christi in der Neuen Welt …«
    Ha! Gefunden! Töten!
    Die Christus-in-Amerika- Show endete. Die Wände wurden schwarz.
    »Dem Herrn sei Dank«, sagte Marena. Und sie hatte recht. Was ich vom Christentum gesehen hatte, hasste ich noch mehr, als Jed es getan hatte. Es bemühte sich so um Niedlichkeit. Jemanden am Weltenbaum zu kreuzigen ist nicht das Schmerzhafteste, was man einem Menschen antun kann. Ich will wirklich nicht
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