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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)
Autoren: Brian D'Amato
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ich den Knopf bereits gedrückt. Wir hörten einen Knall wie von einem vergrabenen Feuerwerkskörper und ein Zischen, mit dem das Gehäuse des Bom durchs Foyer flog. Auf Michaels Gesicht trat ein erstaunter Ausdruck.
    »Oh, Scheiße, wir brauchen einen Rettungssanitäter!«, sagte Marena laut, ohne zu schreien.
    Normalerweise dauert es viel länger, bis jemand auf ein Betäubungsmittel oder ein Gift reagiert, als man gemeinhin denkt. Das Blut wird aus jeder Kapillare innerhalb von etwa dreißig Schlägen zum Herzen zurücktransportiert, aber danach dauert es noch eine Weile, bis die Substanz durch die Zellmembranen in Herz oder Lunge aufgenommen worden ist. Oft vergehen daher zweihundert Schläge, in denen gar nichts zu passieren scheint. Doch der Bom leistete gute Arbeit; er schoss seine Kristalle tief und verstreut in Michaels Rücken, und es dauerte keine dreißig Schläge, bis der Ausdruck des Erstaunens umschlug in … Nun, ich bin mir gar nicht sicher, wie das englische Wort dafür lautet. Sagen wir, es war eine gehaltvolle Mischung aus Schmerz, Angst und Zorn. Er schwankte und wäre gefallen, hätte Ana ihn nicht gestützt. Ich schaute Lindsay wieder an. Er überlegte noch immer, seine Jacke auszuziehen.
    » KEINE BEWEGUNG «, sagte ich noch einmal. »Ernsthaft. Wenn Sie zu fest daran ziehen, lösen Sie ihn aus. Und es steckt nicht der billige Tranquilizer drin, mit dem er ausgeliefert wird.«
    »Fresse!«, sagte Big Guy und drückte meinen Kopf zu Boden.
    »Im Bom ist genügend kristallines Neurotoxin, um einen Blauwal umzubringen«, sagte ich. Als wollte sie mein Statement untermauern, ließ Ana Michael vorsichtig zu Boden gleiten. Er gurgelte. Vermutlich war sein Herz bereits stehen geblieben. »Wenn Sie meinen Arm auch nur noch einen Millimeter weiter nach hinten drehen, löse ich es aus«, sagte ich zu Big Guy. »Außerdem muss ich sowieso alle zweihundert Schläge einen Hinrichtungsaufschubcode eingeben. Alle drei Minuten, heißt das. Also, ich will …«
    »Wir stellen die Dinger her«, unterbrach Lindsay. »Man kann sie wieder runterbekommen.«
    »Nur zu«, sagte ich. Ich hörte, wie Big Guy etwas murmelte; er forderte über sein Headset Verstärkung an.
    »Gern«, erwiderte Lindsay. Aus seiner Stimme sprach riesiges Selbstvertrauen. Selbst mir erschien er übergeordnet, ähnlich wie es bei 2-Juwelenbesetzter-Schädel gewesen war.
    »Ich habe gesagt, das reicht«, stieß ich hervor.
    Ungefähr zwanzig Schläge lang schien sich Lindsay mit Ana und vielleicht auch Marena zu besprechen, allerdings konnte ich sie nicht sehen. Schließlich gelangte er offenbar zu einer Entscheidung. Er näherte sich, kauerte nieder – ich konnte sehen, wie seine Absätze, die eigenartigerweise zu schwarzen Bowlingschuhen gehörten, sich vom Boden lösten – und bedeutete Big Guy, mich den Kopf heben zu lassen, damit ich ihn anblicken konnte.
    »Sagen Sie denen, sie sollen mich loslassen. Wird’s bald?«, fuhr ich ihn an. Ich verpasste ihm einen weiteren schwachen Stromstoß, und er erstarrte. Auch das war ein gutes Feature des Systems: Es vermittelte einem den Eindruck, es würde in der nächsten Sekunde hochgehen. »Wenn Sie weglaufen, sehen Sie gleich aus wie der Scheißhaufen da.« Um meine Worte zu unterstreichen, schaute ich zu Michael hinüber. Ein Sanitäter versuchte gerade Mund-zu-Mund-Beatmung.
    »Worüber möchten Sie sprechen?«, fragte Lindsay.
    »Ich führe keine Verhandlungen«, entgegnete ich. »Ich möchte Sie nicht töten, aber wenn mir irgendetwas zustößt, gehen Sie mit. Und ich muss sowieso die ganze Zeit den Knopf gedrückt halten, sonst geht das Ding von selbst hoch. Haben Sie kapiert?«
    Er antwortete nicht.
    »Außerdem ist der Entschärfungscode dreizehnstellig. Sie bekommen ihn niemals rechtzeitig aus mir heraus. Könnten Sie dem Kerl jetzt sagen, er soll sich nicht so aufregen?«
    »Doug, regen Sie sich nicht so auf«, sagte Lindsay zu Big Guy. Dougs Griff lockerte sich, und ich konnte hochsehen.
    »Marena?«, fragte ich. »Könntest du Lindsay die Jacke zuknöpfen? Einschließlich des obersten Knopfes?«
    »Was sagen Sie?«, fragte Marena ihn.
    »Schon gut, machen Sie es«, sagte er.
    Sie tat es. Lindsay sah nach Jahrhundertwende aus. Ich meine die Jahrhundertwende vor der letzten.
    »Leeren Sie Ihre Taschen«, sagte ich, »und dann stecken Sie die Hände hinein.« Er schlug die Patten hoch, doch die Taschen warennoch zugenäht. »Nicht die Jacketttaschen, die vorderen Hosentaschen.«
    Er
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