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2001 Himmelsfeuer

2001 Himmelsfeuer

Titel: 2001 Himmelsfeuer
Autoren: Barbara Wood
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aber es geht, wie in diesem Fall, darum, die Stammeszugehörigkeit unseres Höhlenkünstlers zu ergründen. Möglicherweise sind wir über einen einzigartigen geschichtlichen Hinweis gestolpert.«
    »Oder über Gräber, und die sollte man in Ruhe lassen.«
    Sie blickte zu Jared, dessen Gesicht durch das Spiel von Licht und Schatten in scharf abgegrenzte Flächen unterteilt war, und wandte sich dann Luke zu. »Als Erstes führen wir eine geochemische Bodenanalyse durch und messen den Phosphatgehalt. Dadurch erfahren wir zumindest, ob diese Höhle bewohnt war. Bis dahin wäre es schön, wenn Sie ein bisschen was von dieser Wand sauber machten. Unter der Rußschicht könnten sich weitere Piktogramme verbergen.«
    Als sie sich umdrehte, um noch etwas zu Jared Black zu sagen, sah sie zu ihrer Überraschung, dass er zum Eingang der Höhle zurückgegangen war. In voller Größe und breitschultrig, die eine Hand an die Mauer gelehnt, in der anderen den Schutzhelm haltend, zeichnete sich seine Silhouette gegen die Morgensonne ab. Am Rande der Klippe stehend sah er aus, als sei er drauf und dran, sich in die Lüfte zu schwingen.
    Dieser Augenblick hatte etwas Surreales – die dunkle Höhle, dazu das bedrückende Gefühl der Gesteinsmassen, die Enge der Sandsteinwände, die Stille, die eigentlich mit Frieden erfüllt war, und dann die Öffnung hinaus ins grelle Sonnenlicht über dem Pazifik und oberhalb davon der Lärm von Arbeitsgruppen, Polizei, Sensationshungrigen. Warum stand er dort? Was beobachtete er?
    Noch etwas fragte sich Erica: Warum war er derart gereizt hier aufgetaucht? Jared Black schien so angriffslustig wie ein Grizzly, der sein Junges verteidigt. Wenn sie ihn nur irgendwie davon überzeugen könnte, dass sie bereit war, mit ihm zusammenzuarbeiten, dass sie nicht Gegner zu sein brauchten. Aber unbegreiflicherweise schien er versessen darauf zu sein, sie zum Feind abzustempeln. Der Reddman-Prozess lag vier Jahre zurück, und dennoch kam es ihr so vor, als ob das Adrenalin aus jener Schlacht, aus der er siegreich hervorgegangen war, noch immer durch seine Adern floss. Jared Black war ein Mann, der sich auf einen Kampf vorbereitete, und Erica wusste nicht, warum.
    Sie leuchtete weitere Ecken der Höhle mit ihrer Taschenlampe aus, als der Lichtkegel auf etwas auf dem Boden fiel. »Luke, was hat Ihrer Meinung nach das da zu bedeuten?«
    Luke sah auf den Boden und bemerkte, dass dort Erde aufgeworfen und etwas Weißlich-Graues zum Vorschein gekommen war. »Ganz frisch«, sagte er, »wahrscheinlich eine Verwerfung infolge des Erdbebens.«
    Erica ging in die Hocke und entfernte mit einem kleinen Pinsel vorsichtig die lockere Erde.
    »Allmächtiger«, japste Luke und riss die Augen auf.
    Jared kam zurück und sah schweigend mit an, wie Erica mit Hilfe ihres Pinsels etwas freilegte, etwas, das wie ein Stein aussah, mit einem Loch darin. Und einem weiteren. Und dann … Zähne.
    Ein menschlicher Schädel.
    »Das ist ein Grab!«, flüsterte Luke überwältigt.
    »Von wem?«, fragte der Führer nervös.
    Erica, die spürte, wie ihr Adrenalinspiegel vor Erregung unvermittelt in die Höhe schoss, antwortete nicht. Aber sie war sich ihrer Sache gewiss. Noch ehe sie zu graben begonnen und Beweise gefunden hatte, wusste sie, dass sie auf die Überreste des Künstlers gestoßen war, von dem das Sonnenbild stammte.

Kapitel 2
    Marimi
Vor zweitausend Jahren
    Marimi verfolgte die Bewegungen der Tänzer in der Mitte des Kreises und sagte sich, dass die heutige Nacht von Zauber erfüllt sein würde.
    Sie konnte den Zauber bereits in ihren Fingern spüren, die geschickt die ovale Unterlage für das bald zu erwartende Baby flochten, die zarten Weidenzweige kreuzweise miteinander verwoben; die Oberfläche würde noch mit Rehleder bezogen und über dem Kopf des Neugeborenen ein geflochtener Sonnenschutz angebracht werden. Sie konnte den Zauber in ihrem Leib spüren, in dem sich neues Leben regte, ihr erstes Kind, das sie im Frühjahr erwartete. Sie sah den Zauber in den geschmeidigen Gliedern ihres jungen Ehemanns, der tanzend die diesjährige Piniennussernte feierte, ein gut aussehender, sehr männlich wirkender Jäger, der sie in die Ekstase körperlicher Liebe zwischen Mann und Frau eingeführt hatte. Marimi hörte Zauber im Lachen der Männer, ob sie nun tanzten oder spielten oder Geschichten erzählten und dabei ihre Tonpfeifen rauchten; sie hörte es in den Weisen der Musikanten, die ihre aus hohlen Vogelknochen gefertigten
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