Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2001 Himmelsfeuer

2001 Himmelsfeuer

Titel: 2001 Himmelsfeuer
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
genannt wurde?«, fragte Luke und löste den Sicherheitsgurt. »Ich meine, bevor die Spiritisten ihn mit Beschlag belegten? Lange davor«, sagte er, wobei er mit
lange davor
gleichsam Pergamentrollen mit Wachssiegeln und Duelle im Morgengrauen heraufbeschwor. »Cañon de Fantasmas.« Theatralisch ließ er die verstaubten Worte auf der Zunge zergehen. »Tal der Geister. Klingt unheimlich!« Er schüttelte sich.
    Erica lachte. »Luke, wenn Sie’s als Archäologe zu was bringen wollen, dürfen Sie sich nicht von Geistern ins Bockshorn jagen lassen.« Sie selbst hatte ständig mit Phantomen und Gespenstern, Geistern und Kobolden zu tun. Sie spukten in ihren Träumen herum und begleiteten ihre Ausgrabungen, und wenn sie ihr auch immer wieder entwischten, sie verwirrten, neckten und frustrierten, hatten sie sie doch niemals verschreckt.
    Nachdem Erica aus dem Wagen gestiegen war und den Nachtwind auf ihrem Gesicht spürte, starrte sie regungslos auf das Schreckensszenario. Sie hatte bereits Augenzeugenberichte gehört, wie das Erdbeben den Boden unterhalb der umzäunten Gemeinde von Emerald Hills Estates, einer exklusiven Wohnanlage in den Bergen von Santa Monica, zum Schwanken gebracht hatte und welche Gefahr der Erdrutsch für die umstehenden Villen darstellte. Aber auf das, was sie jetzt sah, war sie nicht vorbereitet.
    Obwohl der Himmel im Osten bereits heller wurde, wölbte sich noch immer hartnäckig die Nacht über Los Angeles, weshalb in Abständen Scheinwerfer um das Gelände herum aufgebaut worden waren, um eine Gegend, aus der sich protzige Villen unter einem milchigen Mond wie marmorne Tempel abhoben, in grelles Licht zu tauchen. Im Zentrum dieser unwirklichen Szene befand sich ein schwarzer Krater – der Teufelsschlund, der den Swimmingpool des Filmproduzenten Harmon Zimmerman verschlungen hatte. Hubschrauber knatterten darüber hinweg, warfen grelle Lichtkegel auf Sachverständige, die Gerätschaft in Stellung brachten, auf mit Bohrern und Karten bewaffnete Geologen, auf Männer in Schutzhelmen, die mit wärmenden Kaffeetassen in den Händen den Anbruch des Tages erwarteten, auf Polizisten, die bemüht waren, Bewohner zu evakuieren, die sich sträubten, ihr Haus zu verlassen.
    Erica zückte ihren Ausweis, der sie als Anthropologin im Dienste des Staatlichen Archäologischen Instituts legitimierte, und wurde mit ihrem Assistenten durch die gelbe Absperrung gewunken. Sie eilten zum Krater, wo die Feuerwehr von Los Angeles dabei war, den Rand der Abbruchstelle zu begutachten. Erica sah sich suchend nach dem Zugang zu der Höhle um.
    »Da drüben?« Lukes magerer Arm deutete auf die gegenüberliegende Seite des Kraters. In etwa fünfundzwanzig Meter Tiefe konnte Erica nicht viel mehr als eine vertikale Spalte in der Klippe ausmachen. »Sieht gefährlich aus, Dr. Tyler. Wollen Sie da etwa reingehen?«
    »Wäre nicht die erste Höhle, die ich betrete.«
    »Was zum Teufel haben Sie denn hier verloren?!«
    Erica fuhr herum und sah einen hochgewachsenen Mann mit grauer Löwenmähne und finsterer Miene auf sich zustapfen: Sam Carter, Leiter der Abteilung Archäologie beim Amt für Denkmalschutz in Kalifornien, ein Mann mit farbenfrohen Hosenträgern und Stentorstimme. Und sichtlich alles andere als begeistert, sie hier zu sehen.
    »Sie wissen, warum, Sam.« Erica strich sich das Haar aus dem Gesicht und sah auf das Chaos. Bewohner der bedrohten Häuser stritten sich mit der Polizei herum, beschwerten sich über die Zumutung, ihr Anwesen verlassen zu müssen. »Erzählen Sie mir von der Höhle. Waren Sie schon drin?«
    Sam bemerkte zweierlei: dass in Ericas Augen ein inneres Fieber glühte und dass ihre Jacke schief geknöpft war. Sie hatte offenbar alles stehen und liegen lassen und war wie von Furien gehetzt von Santa Barbara herübergekommen. »Noch nicht«, sagte er. »Ein Geologe und ein paar Sachverständige überprüfen gerade die Beschaffenheit der Schichtung. Sobald sie grünes Licht geben, werd ich mal einen Blick reinwerfen.«
    Er rieb sich das Kinn. Erica loszuwerden würde nicht leicht sein. Wenn diese Frau sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war sie nicht abzuschütteln. »Was ist mit dem Gaviota-Projekt? Ich nehme doch an, Sie haben es in zuverlässigen Händen zurückgelassen?«
    Erica hörte gar nicht zu. Sie starrte auf das gähnende Loch am Hang und stellte sich vor, wie jetzt klobige Stiefel auf der empfindlichen ökologischen Struktur der Höhle herumtrampelten, betete, dass dabei nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher