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2001 Himmelsfeuer

2001 Himmelsfeuer

Titel: 2001 Himmelsfeuer
Autoren: Barbara Wood
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sich an Sam Carter, »rechnen Sie damit, die Stammeszugehörigkeit der Höhlenmalereien zu identifizieren?« Seinem Ton nach erwartete er umgehend Antwort.
    »Das hängt von den Leuten ab, die ich mit dieser Aufgabe betraue.«
    Jared würdigte Erica keines Blicks. »Es versteht sich wohl von selbst, dass ich meine eigenen Experten hinzuziehe.«
    »
Nachdem
wir unsere Voruntersuchungen abgeschlossen haben«, entgegnete Carter. »Ich brauche Sie wohl nicht darauf hinzuweisen, in welcher Reihenfolge das gehandhabt wird.«
    Jared Blacks Augen flackerten. Zwischen ihm und dem Leiter des Staatlichen Archäologischen Instituts herrschte keine Sympathie. Carter hatte sich gegen Blacks Berufung in die Kommission ausgesprochen und als Grund dafür Jareds massive Abneigung gegen akademische und wissenschaftliche Institutionen angeführt.
    Ericas Zusammenprall mit Jared Black lag vier Jahre zurück. Damals war ein gewisser Mr. Reddman, ein wohlhabender Mann, der sich in die Einsamkeit zurückgezogen hatte, gestorben und hatte eine bemerkenswerte Kollektion indianischer Artefakte hinterlassen. Sie sollten in seinem Haus ausgestellt werden, das laut Verfügung in ein nach ihm benanntes Museum umzuwandeln war. Man hatte Erica hinzugezogen, um die unschätzbare Sammlung zuzuordnen und zu katalogisieren, und als sie sie einem kleinen Stamm aus der Gegend zuschrieb, beauftragte dieser Stamm den Anwalt Jared Black, spezialisiert auf Grundbesitz- und Eigentumsrechte, vor Gericht Anspruch auf die Objekte zu erheben. Erica ersuchte den Staat, der Klage entgegenzutreten, da der Stamm plane, die Objekte ohne vorherige historische Analyse wieder zu vergraben. »Die Vergangenheit, von der diese Knochen und Artefakte zeugen«, hatte sie vorgebracht, »ist nicht nur die der Indianer, sondern die aller Amerikaner.« Der Prozess hatte hohe Wellen geschlagen, vor dem Gerichtsgebäude waren demonstrierende Gruppen aufmarschiert –, amerikanische Ureinwohner, die die Rückgabe all ihres Landes und ihrer Kultgegenstände forderten; Lehrer, Historiker und Archäologen, die für die Errichtung eines Reddman-Museums eintraten. Jared Blacks Frau, ein Stammesmitglied der Maidu und eine leidenschaftliche Verfechterin der Rechte der Indianer – einmal hatte sie sich sogar vor einen Bulldozer geworfen, um zu verhindern, dass eine Autobahn durch Indianerland gebaut wurde –, war unter denen gewesen, die sich am lautstärksten dafür eingesetzt hatten, »die Kollektion nicht in die Hand des weißen Mannes zu geben.«
    Der Prozess schleppte sich über Monate hin, bis Jared schließlich auf ein bislang unbekanntes Detail stieß: Reddman hatte ohne Wissen der Behörden die Objekte auf seinem eigenen Grundstück, einem Grundstück von fünfhundert Morgen, ausgegraben und unerlaubterweise behalten. Weil zudem die Objekte auf einen altindianischen Erdwall schließen ließen – und Erica, obwohl sie für die andere Seite arbeitete, zugeben musste, dass das Anwesen aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem Boden eines uralten Dorfes errichtet worden war –, erklärte Jared Black, dass folglich das Grundstück dem Gesetz nach nicht Mr. Reddman gehört habe, sondern den Nachfahren der damaligen Dorfbewohner. Die fünfhundert Morgen sowie weit mehr als tausend indianische Relikte – darunter seltene Töpfer- und Flechtwaren, Bogen und Pfeile – wurden dem Stamm ausgehändigt, der aus genau sechzehn Mitgliedern bestand. Reddmans Museum wurde niemals gebaut, die Artefakte nie mehr gesehen.
    Erica dachte daran zurück, wie die Medien den Kampf zwischen ihr und Jared inner- und außerhalb des Gerichtssaals hochgespielt hatten. Ein inzwischen berühmtes Foto der beiden Streithähne, aufgenommen auf den Stufen vor dem Gerichtsgebäude, war an die Boulevardpresse verkauft worden und unter der Überschrift »Heimlich ein Liebespaar?« veröffentlicht worden. Der Lichteinfall und das unglückliche Timing des Kameraauslösers hatten Erica und Jared in einer jener überspannten, nur Bruchteile von Sekunden dauernden Posen festgehalten, die genau das Gegenteil von dem vermuten lassen, was Sache ist: Erica scheint ihm erwartungsvoll entgegenzusehen, mit weit aufgerissenen Augen, die Zunge zwischen die Lippen geschoben, während Black, der auf der oberen Stufe und damit über ihr steht, die Arme ausstreckt, als wollte er sie im nächsten Augenblick stürmisch umarmen. Beide waren über das Foto und die missverständliche Deutung empört gewesen, kamen aber überein, die
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