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1995 - Der Tod auf Terra

Titel: 1995 - Der Tod auf Terra
Autoren: Unbekannt
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andere als ein geübter Teleporter, seine Kraft ging rasch zu Ende. Ich brauchte ihn nur anzuschauen, sein hastiger Atmen, die vornüber gebeugte, verkrampfte Haltung; unter diesen Umständen blieb uns maximal eine halbe Stunde. Auf Point Surfat herrschte ebenfalls gähnende Leere. Eine Springerwalze, einige Hanse-Schiffe, außerdem zwei 100Meter-Frachter der LFT und auf der Piste verlassene Versorgungsfahrzeuge.
    Endlich bekam ich Funkkontakt. Ich weiß nicht, bei wem das Aufatmen größer war, bei Margret Zhamant oder mir. „Du hattest recht, Perry. Die Hälfte meiner Männer ist tot ..."
    „Jetzt nicht", wehrte ich ab. „Ich brauche deine Hilfe. Sofort. Ramihyn ist mir auf den Fersen. Ich brauche einen Lastengleiter mit einem mobilen Transmittersystem. Du musst ihn am Rand eines Raumhafens in Stellung bringen, weit genug von Wohnungen entfernt."
    „Zwanzig Minuten."
    „Zehn."
    „Unmöglich, Perry, das schaffen wir nicht. Ich werde den Transmitter auf einen Empfänger an Bord der PAPERMOON programmieren."
    Das bedeutete für mich, vom Regen in die Traufe zu kommen. Auf konventionelle Weise war der Diener der Materie nicht zu bekämpfen, mir blieb nur noch der Weg, schlagkräftige Hilfe von außerhalb des Solsystems zu holen. „Programmierung auf eine Gegenstelle auf Trokan", sagte ich und hörte die Agentin durchatmen. „So nahe wie möglich am Pilzdom."
    „Am schnellsten können wir den Lastengleiter zum Zivilraumhafen fliegen."Ich bedachte Startac mit einem forschenden Blick. Er nickte schwach. „In Ordnung, Margret. Aber zieht euch sofort zurück."
    „Schon klar, Perry. Viel Glück!" Ich hatte mehrere Versuche unternommen, über die Brücke in die Unendlichkeit Kontakt zu den Helioten zu erhalten, jedesmal erfolglos. Diesmal musste es einfach klappen. Wenn ich Terra retten wollte, war Thoregon der einzige Strohhalm, an den ich mich noch klammern konnte. Wortlos griff Startac nach meiner Hand. Wieder zehn Kilometer. Ich sah die Müdigkeit in den Augen des Jungen, dieses unstete Flackern, in das sich erstmals auch ein Hauch von Furcht mischte. Trotzdem sträubte er sich beharrlich gegen ein Medikament aus der Medoeinheit meines Raumanzugs. „Ich schaffe es", behauptete er, obwohl er Mühe hatte, sein Zittern zu verbergen. Nach der nächsten Teleportation, die uns in den Schatten eines Frachters führte, brach er seufzend zusammen. Ich konnte ihn gerade noch auffangen, ehe er hart auf der Piste aufschlug. Diesmal konnte ich nicht anders, ob er es guthieß oder nicht, ich verabreichte ihm ein Aufputschmittel. Unser beider Leben hing davon ab. Ein trainierter Teleporter hätte keine Probleme gehabt, uns auf die andere Seite des Erdballs zu bringen, weit genug weg vom Diener der Materie. Was Startac zeigte, war im Grunde nur ein Herumhopsen - aber ohne dieses „Hopsen" wäre ich bereits tot gewesen. Kein angenehmer Gedanke.
    Jedenfalls durfte ich Startacs untrainierte Fähigkeit nicht bis zum letzten Sprung strapazieren. Die letzte Kraft brauchte der Junge, um sich selbst vor Ramihyns Todesfeld in Sicherheit zu bringen. Ich hätte es mir nicht verziehen, ihn seiner Zukunft zu berauben. Endlos scheinende Sekunden reihten sich aneinander. Mein junger Freund hatte das Bewusstsein zurückerlangt, trotzdem schwiegen wir uns an. Er ohnehin wortkarg - ich mit dem unguten Gefühl, ihn auszunutzen. Beide warteten wir darauf, dass der Zyklop in unserer Nähe erschien. Das war wie in den Western, in denen der Held die Patronen gedankenverloren durch seine Finger gleiten ließ, bevor er sie einzeln in die Kammer steckte. Endlich kam das ersehnte Signal der TLD-Agentin. Achtzehn Minuten waren vergangen. Fast gleichzeitig schreckte Startac auf. „Ramihyn!" keuchte er.
    Der Zyklop hatte uns wiedergefunden. Höchstens vier Kilometer entfernt stand er plötzlich auf der Piste - und verschwand ebenso schnell. Der Junge krallte sich an mir fest ... Wir materialisierten im Süden von Point Surfat, stürzten übereinander und teleportierten zum zweitenmal. Als das braun angestrichene Raumschiff über mir aufwuchs, empfing ich die Peilimpulse des Lastengleiters. Zehn Kilometer Distanz. Startac war erneut zusammengebrochen. Trotz des Aufputschmittels. Allerdings war er nicht bewusstlos, sondern hatte nur einen Schwächeanfall erlitten. Als ich ihn hochhob, begann er tonlos vor sich hin zu murmeln.
    Zehn Kilometer hätte ich in kürzester Zeit mit Hilfe meines Raumanzugs überwinden können. Aber ich konnte Startac nicht nach
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