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1995 - Der Tod auf Terra

Titel: 1995 - Der Tod auf Terra
Autoren: Unbekannt
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informieren, sollten Neuigkeiten im Zusammenhang mit dem Zyklopen gemeldet werden. Doch momentan schwiegen alle Sender. „Moo!" gab ich den Gedankenbefehl. „Aktiv-Modus!" .Das kleine silberne Buddha-Relief auf meiner Brust erwachte zu eigenständigem Leben und schwebte zur Schulter hoch. „Ich stehe zur Verfügung", wisperte der Zwerg auf Interkosmo. Über die Halskrause meines Anzugs konnte ich ihn fernsteuern, er war aber ebenso autark handlungsfähig. Nach eigenem Bekunden war Moo ein Zwitterwesen, halb lebendig, halb Roboter.
    Das war der zweite Punkt, auf dem Imein spontaner Plan fußte. Ich musste die Besonderheiten des blauen Raumanzugs gegen Ramihyn einsetzen.
    Mir war aber auch bewusst, dass der Anzug der Galornen aggressive und todbringende Handlungen verweigern würde, weil er als Instrument des Friedens und nicht für Aggressionen konstruiert worden war, egal welche Rechtfertigungen es dafür gab. Andererseits hoffte ich, wenigstens Moo zu einem Angriff überreden zu können. Obwohl der kleine Roboter strenggenommen Teil des Anzugs war, handelte und reagierte er eigenständig. Moo sollte sich mit seinen fortgeschrittenen Mitteln an Ramihyn heranschleichen und den Zyklopen aus nächster Nähe mit seiner eigenen Explosion in den Tod reißen. Dass der Plan an einigen Ecken hakte, war mir bewusst. Leider sah ich keine effektivere Möglichkeit, den Gegneranzugreifen, der zu Zehntausenden Männer, Frauen und Kinder ermordete. Ich war es mir schuldig, eher eine winzig kleine Chance zu nutzen, als dem Massenmord tatenlos zuzuschauen. .Falls mein Vorhaben fehlschlug, gab es eine zweite Möglichkeit: Dann musste ich mich Ramihyn stellen und darauf hoffen, dass Terra damit für ihn uninteressant wurde. Ich sagte das Moo. „Der Zyklop wird weiter töten" behauptete er. „Die Terraner in ihre; Gesamtheit sind das sechste Volk der Koalition Thoregon. Eine Einzelperson, auch wenn es sich um den Sechsten Boten handelt, ist in dem Zusammenhang minderwichtig. Wenn du stirbst, wird es einen neuen Sechsten Boten geben."
    Moo hatte Recht. Ich biss die Zähne zusammen und schwieg, konzentrierte mich auf den Flug, der durch Terrania-Süd führte. Der Stadtteil Alashan hatte hier gestanden, ebenso der TLD-Tower. Mit Mann und Maus waren beide in die Galaxis DaGlausch versetzt worden, im Austausch gegen ödes, verbrannt wirkendes Land. Von hier waren die marodierenden Horden der Dscherro in Terrania eingefallen. Die dunkel schimmernden Fluten des Sirius River blieben hinter mir zurück. Ohne Zwischenfall erreichte ich die Thora Road. Die Stadt lag im Dornröschenschlaf. Keine neuen Meldungen über den Zyklopen, keine Energieortungen, die auf Kampfhandlungen schließen ließen. War es möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich, dass Margret Zhamant und ihre Leute schon nicht mehr lebten? Oder hatten sie den vorprogrammierten Misserfolg eines Angriffs eingesehen?
    Ich orientierte mich nach Osten. Ein Hauch des neuen Morgens kletterte bereits über den Horizont herauf. Die Wolkenfront war endgültig aufgerissen; etliche Sterne funkelten verheißungsvoll. Vor mir' fraß sich das endlos anmu tende Band der Thora Road durch die Stadt, eingekerbt zwischen Wohnblocks, Grünflächen und in einigen Kilometern Entfernung der in weiten Regionen der Milchstraße berühmten Universität.
    Banalitäten schossen mir durch den Sinn. Ich erschrak über mich selbst, aber vermutlich musste es so sein, dass ich in diesem Moment weniger an Geschehnisse von kosmischer Tragweite dachte als vielmehr in die Vergangenheit abschweifte. High Noon. Ich wollte es nicht, doch meine Mundwinkel verzogen sich zu einem bitteren Lächeln. „Was ist mit dir?" fragte Moo. Ich hatte Antigrav und Flugaggregat abgeschaltet und landete. „Du kennst die Filme des beginnenden terranischen. Raumfahrtzeitalters nicht", wehrte ich ab. „Daran musste ich eben denken. Wenn der Held eine unbelebte Straße entlanggeht, die Sonne ihm ins Gesicht blendet und am anderen Ende der Bösewicht auftaucht. Hinter den Fenstern kleben neugierige Gesichter, aber niemand greift ein; alle warten nur darauf, dass der Held den Gegner besiegt. Oder dass die Bösewichte den Helden töten." .Moo verstand mich nicht. Wie sollte er auch. Indessen kramte ich in meinem Gedächtnis, wie der Film endete. Ich glaube, Gary Cooper hat den Bösen erschossen, nachdem Grace Kelly ihm zu Hilfe gekommen und als Geisel genommen worden war.
    Aber das wirkliche Leben ist eben kein Edelwestern. Abgesehen.
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