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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier
Autoren: Robert Ludlum
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ausgedrückt«, unterbrach ihn Adrian hart, »es interessiert mich nicht.«
    »Sie sind mir gegenüber im Vorteil«, erwiderte Land schnell. »Sie müssen wissen, ich interessiere mich für Sie, das, was Sie wahrnehmen.« Der Priester war nicht aufzuhalten; er trat einen Schritt vor. »Glauben Sie, daß man Zweifel auslöschen kann, nur weil man ein Gelübde ablegt? Glauben Sie, siebentausend Jahre menschlicher Kommunikation wären für uns irgendwie ausgelöscht? Für jeden von uns, gleichgültig, welches Kleid wir tragen? Wie viele Götter und Propheten und heilige Männer sind denn im Laufe der Jahrhunderte beschworen worden? Macht denn die Zahl die Hingabe, die man ihnen gegenüber empfindet, geringer? Ich glaube nicht. Schließlich akzeptiert jeder das, was er akzeptieren kann, und erhebt das, was er glaubt, über alle anderen. Meine Zweifel sagen mir, daß Tausende von Jahren von heute vielleicht Wissenschaftler die Überreste von dem studieren, was wir waren, und den Schluß daraus ziehen, daß unser Glaube - unsere Hingabe - ganz besonders eigenartig war, und dann werden sie das ins Reich der Fabel verweisen, was wir für das Heiligste halten. So wie wir die Überreste anderer ins Reich der Fabel und der Mythen verwiesen haben. Intellektuell kann ich mir das vorstellen, müssen Sie wissen. Aber jetzt, hier, in meiner Zeit - für mich -liegt die Verpflichtung vor. Es ist besser, sie zu haben, als sie nicht zu haben. Ich glaube. Ich bin überzeugt.«
    Adrian erinnerte sich an die Worte. »>Die göttliche Offenbarung kann von sterblichen Menschen nicht umgangen werden?<«
    »Das genügt. Das kann ich akzeptieren«, sagte Land einfach. »Am Ende gelten die Lektionen von Aquin. Sie sind nicht exklusiver Besitz eines einzelnen, darf ich vielleicht hinzufügen. Wenn die Logik erschöpft ist, ganz am Ende, tritt Glaube an den Platz der Logik. Diesen Glauben besitze ich. Aber als sterblicher Mensch bin ich schwach. Ich besitze nicht das Stehvermögen, mich selbst weiteren Prüfungen zu unterziehen. Ich muß in eine Pflicht zurücktreten, wissend, daß ich mit ihr besser bin als ohne sie.« Der Priester streckte ihm die Hand hin. »Leben Sie wohl, Adrian.«
    Fontine sah die ausgestreckte Hand und ergriff sie. »Verstehen Sie bitte, daß es genau die Arroganz Ihrer >Pflicht< ist, Ihres Glaubens, die mich so stört. Ich kann es nicht anders ausdrücken.«
    »Ich verstehe; ich nehme Ihren Einwand zur Kenntnis. Jene Arroganz ist die erste der Sünden, die zum spirituellen Tod führt. Und die, die man am häufigsten übersieht: der Stolz. Vielleicht ist das eines Tages unser Tod. Dann, mein junger Freund, wird nichts mehr sein.«
    Land drehte sich um und ging zur Tür des kleinen Raums. Er öffnete sie mit der rechten Hand, während seine linke immer noch das goldene Kreuz umfaßt hielt. Die Geste war unverkennbar. Es war ein Akt des Schutzes. Er sah Adrian noch einmal an, ging dann aus dem Zimmer und schloß die Tür hinter sich.
    Fontine zündete sich eine Zigarette an und drückte sie jedoch sofort wieder aus. Er hatte einen sauren Geschmack im Mund von zu vielen Zigaretten und zu wenig Schlaf. Er ging an eine Kaffeemaschine und goß sich eine Tasse ein.
    Vor einer Stunde hatte Land sich die Finger verbrannt, als er die Heizplatte berührt hatte. Adrian kam es in den Sinn, daß der Monsignore die Art von Mensch war, die viele Dinge im Leben prüften. Und doch konnte er die letzte Prüfung nicht akzeptieren. Er ging einfach weg; darin war eine besondere Art von Ehrlichkeit.
    Viel mehr Ehrlichkeit, als er seiner Mutter gegenüber gezeigt hatte, überlegte Adrian. Er hatte Jane nicht belogen; es wäre nutzlos gewesen, sie hätte die Lüge als das erkannt, was sie war. Aber er hatte ihr auch nicht die Wahrheit gesagt. Er hatte etwas viel Grausameres getan: er war ihr aus dem Weg gegangen. Er war noch nicht bereit, ihr gegenüberzutreten.
    Er hörte Schritte im Korridor, stellte die Kaffeetasse ab und ging in die Mitte des Raums. Die Tür öffnete sich, und Barbara trat ein, der Wissenschaftler hielt ihr die Tür. Er trug immer noch seinen Laborkittel, und seine Hornbrille vergrößerte sein Gesicht etwas. Barbaras braune Augen, die immer lächelten und voll Wärme blickten, wirkten jetzt scharf und professionell.
    »Doktor Shire ist fertig«, sagte sie. »Können wir Kaffee haben?«
    »Sicher.« Adrian ging zum Tisch zurück und füllte zwei Tassen. Der Wissenschaftler setzte sich in den Stuhl, den Land vor wenigen Minuten
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