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1966 - Der Schattenbruder

Titel: 1966 - Der Schattenbruder
Autoren: Unbekannt
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erst am Anfang eines weiten Weges. Der heutige Tag stellt höchstens einen Höhepunkt deines bisherigen Lebens dar. Begehe nicht den Fehler, dich mit der Ernennung zum Meister des Sandes am Ziel zu sehen. Nun wird sich erweisen, ob du die Worte, die so eloquent über deine Lippen kamen, auch in die Tat umsetzen kannst. Denn genau das wird von uns allen erwartet und verlangt. Genau sechshundert sind wir an der Zahl, und von heute an bist du einer von uns." .Auf einen Wink Botaghos erhob sich Mhogena und trat zu dem Sprecher. „Als Protektor ist es deine Aufgabe, Pauthor zu schützen und die dort lebenden Gharrer eins miteinander und mit der Schöpfung werden zu lassen. Als Diplomat wirst du weiterhin versuchen, Frieden zu schaffen, so, wie du ihn ganz richtig siehst. Und als Meister des Sandes obliegt es dir, den Kontakt mit Nisaaru zu pflegen und die großen Zusammenhänge verstehen zu lernen." Botagho streckte beide Hände aus. Mhogena bemerkte, dass er am rechten Handgelenk ein sechs Zentimeter breites schwarzes Armband trug, wie er es noch nie gesehen hatte.
    Die sieben anderen Meister erhoben sich ebenfalls. Nach seiner Initiierung weilten nun neun von ihnen in der Halle des Sandes, eine Huldigung an die von alters her heilige Zahl ihres Volkes. Mhogena ergriff die dargebotenen Hände. Sein Gegenüber musste ihm nicht erst sagen, dass er den Geist öffnen sollte, er wusste es von sich aus. Botaghos psionische Ausstrahlung bildete ein helles Leuchtfeuer in der Unendlichkeit der Schöpfung, mit der er plötzlich eins war, auch ohne die große Vereinigung aller Gharrer eines Planeten. Einen Moment lang fühlte er sich an die Kraft des Zwillings erin - nert, wie er sie vor fünfzehn Jahren wahrgenommen hatte, als er ihn zu sich ins Haus seiner Eltern geholt hatte. Konnte es sein...?
    Aber nein. Mhogena hatte viel gelernt in diesen fünfzehn Jahren, wusste nun seine eigene psionische Kraft und die anderer Gharrer viel besser einzuschätzen als damals. Jung und unerfahren war er gewesen, und das, was er für ein kosmisches Fanal gehalten hatte, mochte in Wirklichkeit nicht mehr als eine durchschnittlich starke Psi-Quelle gewesen sein. Kurz glaubte er, wieder ein wohlwollendes, freundliches Gelächter zu vernehmen, dann war er eins mit Raum und Zeit und schwebte gleichzeitig außerhalb des Kontinuums, beobachtete es von einer hohen Warte aus.
    Raum und Zeit zogen sich rasend schnell zusammen, bildeten einen winzigen Punkt. Mhogena wusste, dass er Zeuge des Urknalls geworden war oder besser gesagt einer sehr simplifizierten Darstellung dieses Schöpfungsakts. Er kniff alle vier Augen zusammen und versuchte zu erkennen, was sich jenseits des Punktes befand, in dem sich die Gesamtheit von Raum und Zeit konzentrierte, doch eine Stimme zerrte ihn zurück. „Diese Gefilde bleiben uns Normalsterblichen verschlossen", vernahm er Botaghos Worte. „Versuche nicht, ei. nen Blick in sie zu werfen, und achte lieber auf das, was sich dir freiwillig erschließt!"
    Raum und Zeit dehnten sich wieder aus. Sie formten ein seltsames Gebilde, das Mhogena entfernt an die Zwiebel einer Pflanze erinnerte, wie Sauerstoffatmer, zum Beispiel die Wlatschiden, sie verzehrten. „Stelle dir die Schöpfung, unser Universum wie solch eine Zwiebel vor", fuhr Botagho in seinem Geist fort, „und dringe in ihr Zentrum vor!" Schon die Absonderung vom Körper war ihm völlig mühelos gelungen, und es bereitete ihm auch keine Schwierigkeiten, die Worte des erfahrenen Meisters des Sandes zu befolgen. Er ließ sich einfach auf den Schwingen des Geistes durch das Kontinuum tragen, das er vor sich sah. „Das Zentrum der Zwiebel entspricht dem Urzustand des Universums", sagte Botagho, „die innerste Schale chaotischer Energieentfaltung, die zweite toter Materie und die dritte einfachsten organischen Verbindungen. Sieh selbst, was dann folgt ..." Mhogena raste die nächsten Schalen entlang. Auf ihnen bildeten sich primitive Lebensformen, die immer komplexer wurden, schließlich Intelligenz entwickelten, einen rasanten Fortschritt nahmen und dann ins All vorstießen. „Nicht so schnell!" mahnte Botagho ihn. „Beobachte genau, was nun geschieht!"
    Zahlreiche raumfahrende Wesen führten Kriege gegeneinander, doch irgendwann schlossen sie sich dann zu Gemeinschaften zusammen, die große Sektoren ihrer Galaxien umspannten, dann die gesamte Galaxis, schließlich sogar mehrere. Und dann ... „Sieh genau zu ..."
    Mhogena konnte sich nicht erklären, was genau er
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