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1908 - Asyl im Eismeer

Titel: 1908 - Asyl im Eismeer
Autoren: Unbekannt
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gewaltig an. Ich habe solche Strecken allerdings einige Male zurückgelegt. Man muß an sich glauben und Schritt für Schritt tun. Auf Beharrlichkeit kommt es an."
    „Wir besitzen nicht einmal ein Raumschiff", wandte sie ein. „Ich hoffe, daß wir die SOL finden werden."
    Mondra Diamond schwieg. Sie schien die SOL für ein Hirngespinst zu halten.
    Wie viele Jahre ich an Bord meines alten Schiffes verbracht hatte, konnte ich nicht einmal spontan sagen. Ich war damals im Mahlstrom der Sterne mit der SOL aufgebrochen, um die Milchstraße wiederzufinden und um den Standort der Erde im Universum zu lokalisieren. Die Odyssee hatte vom einen Ende der Schöpfung zum anderen geführt. Und am Ende hatte ich mein Ziel doch erreicht.
    Heutzutage kannte niemand den genauen Aufenthaltsort des Schiffes. Vor langen Jahren war die SOL auf eine Reise ins Ungewisse gegangen, mit unbestimmtem Ziel und in unbekannter Mission.
    Und nun, im Jahr 1290 NGZ, kreuzten sich unverhofft ein weiteres Mal unsere Wege.
    Alles, was ich besaß, waren ungefähre Koordinaten, ein Raumsektor von zehn Lichtjahren Durchmesser. Irgend jemand wollte das Schiff gesehen haben, aber ich wußte nicht, wer das gewesen war und zu welchem Zeitpunkt.
    Die Expedition war im Grunde Irrsinn. So gesehen hatte Mondra Diamond nicht unrecht.
    Mir fiel auf, daß ich von der SOL dachte wie von einem alten Freund. Ich mußte mir klarmachen, daß dieses Schiff ein Gegenstand war. Etwas, das man benutzen konnte und das einen praktischen Zweck erfüllte.
    Gegenwärtig, so hatte man mir berichtet, wurde die SOL von unserem großen Feind Shabazza benutzt. Es war meine Aufgabe, sie ihm wieder abzujagen.
    Sobald das gelungen war, wollte ich sie als mein neues Schiff in Dienst stellen. Die SOL sollte meine THOREGON SECHS sein, das Einsatzschiff des Sechsten Boten von Thoregon.
    Mondra Diamonds weiche Stimme erklang: „Sag mir, Perry, wie groß ist die SOL eigentlich?"
    Ich konnte mir schwer vorstellen, daß sie die Antwort nicht kannte. „Sie besteht aus drei Teilen", sagte ich dennoch. „Zwei Kugelraumer von 2500 Metern Durchmesser, dazu ein röhrenförmiges Mittelstück von eineinhalb Kilometern Länge, das die beiden SOL-Zellen verbindet."
    „Wir sind acht Menschen in Salmenghest.
    Jedenfalls, wenn wir diesen Fettsack Poulton Kreyn als Menschen rechnen wollen. Hast du dir überlegt, wie wir einen solchen Riesenkasten mit acht Leuten fliegen sollen?"
    Ich schaute sie unschlüssig an. „Es wird nicht so einfach funktionieren", mußte ich zugeben. „Aber wir werden nach einem Weg suchen." Ich hob die Schultern. „Es gibt - oder es gab, wer weiß es - ja diesen Zentralrechner namens SENECA. Vielleicht kann der uns helfen."
    Mondra Diamond fuhr sich mit den Fingern durch das dunkle Haar, dann wickelte sie spielerisch Locken um ihre Finger. Sie musterte mich mit einem Blick, der schwer zu deuten war. „In ein paar Monaten werde ich 34 Jahre alt.
    Im Augenblick gibt es keinen Ort im Kosmos, an dem ich lieber sein möchte als hier. Aber ich bin mir darüber im klaren, daß eine solche Reise zehn oder zwanzig Jahre dauern kann.
    Oder noch mehr, wer weiß das schon? Ich will nicht mit sechzig Jahren in einem Raumschiff sitzen, irgendwo zwischen zwei Galaxien, die ich nicht kenne, und mich mit Leuten wie Poulton Kreyn oder Tautmo Aagenfelt abgeben." Sie verzog das Gesicht. „Du bist ein Unsterblicher, Perry. Dir sind hundert Jahre vielleicht egal. Aber du solltest an uns andere denken."
    „Ich werde es nicht vergessen", versprach ich ernsthaft.
    Sie schaute mir tief in die Augen.
    Einen Moment lang hatte ich das Gefühl, daß ich mich ihrem Blick nicht entziehen konnte. Ich wußte nicht genau, ob es ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, aber ich wußte, daß ich so etwas seit langem nicht mehr erlebt hatte.
    Poulton Kreyn hatte sie einige Male als „Zirkusschlampe" tituliert. Er irrte sich gewaltig, sie war etwas Besonderes.
    Durch den Rumpf der GLIMMER lief ein heftiges Schütteln. Ein trockener Knall ließ den Boden erzittern.
    Norman stieß wieder ein ängstliches Trompeten aus, und Mondra hatte alle Mühe, den Kleinen bei sich festzuhalten. „Ich werde nachsehen, wie es in der Zentrale steht", kündigte ich an. „Bis später, Perry"
     
    *
     
    Als ich die Zentrale betrat, wich das konturlose Grau des Linearraums dem Licht der Sterne. Wir hatten das Propter-System erreicht. Eine der Konsolen gab plötzlich einen scharfen, knackenden Laut von sich, und aus dem Inneren
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