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1908 - Asyl im Eismeer

Titel: 1908 - Asyl im Eismeer
Autoren: Unbekannt
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Mittlerweile mußten die kleinen Fische ihn gefressen haben.
    Seine Arme hatten bald kein Gefühl mehr Die Stellen, an denen er gehalten wurde, strahlten höllische Schmerzen aus.
    Zuunimalkhahen war die Schwerelosigkeit des Wassers gewohnt, hier dagegen schien er eine Tonne zu wiegen. Mit dem geringen Außendruck wurde er nur deshalb fertig, weil der Anzug hermetisch dicht hielt.
    Nach einer schier unendlichen Zeit kam der Felsen in Sicht.
    Die Fremden reduzierten ihre Geschwindigkeit. Als der Fürst nach oben blickte, sah er seine Schlachtschiffe als rote, glimmende Punkte am Himmel hängen. Aber sie konnten ihm nicht helfen, das wußte er.
    Sein nächster Blick galt der Oberfläche: Zuunimalkhahen erlitt einen heftigen Schock, als er den Eismeerfelsen betrachtete.
    Das Gebiet war eine Trümmerwüste. So weit er sehen konnte, überall lagen explodierte und ausgebrannte Raumschiffswracks. Trümmer waren über das Areal verstreut. Dunkler Ruß und undefinierbare, gefrorene Flüssigkeiten bedeckten einen Teil der Felsenlandschaft.
    Unwillkürlich fragte er sich, wie in dieser Hölle ein lebendiges Wesen existieren konnte.
    Schließ die Augen, kleiner Zuuni. Schließ die Augen, und das Leid der Welt existiert nicht mehr. Du darfst es niemals an dein Inneres lassen, oder es wird dich vernichten.
    Die Worte seines Erzeugers waren ihm eine unschätzbare Hilfe.
    Er schloß zwar seine Augen nicht, aber er ließ die Eindrücke von sich abprallen. Es fiel ihm schwer, aber er konnte es.
    Mit geringer Geschwindigkeit sanken sie auf den Boden nieder. „Fürst Zuunimalkhahen", hörte er Perry Rhodan sagen, „ich garantiere persönlich für dein Leben. Ich möchte, daß du dir das Camp der Flüchtlinge ansiehst. Nicht mehr als das. Überzeuge dich nur von der Harmlosigkeit der Setchenen. Sie werden euch nichts zuleide tun, sie haben gar nicht die Möglichkeit. Wenn du deine Inspektion beendet hast, bringen wir dich unversehrt in deine Stadt oder in die Klinik zurück."
    Er hörte Rhodan reden, aber er wußte nicht, ob er ihm glauben konnte.
    Dann landeten sie. Der Druck auf seine Arme ließ endlich nach. Er stieß ein erleichtertes Knarren aus.
    Mißtrauisch sah er den geschmeidigen Schritten der Fremden zu. Zuunimalkhahen fühlte sich absolut hilflos, er war aus eigener Kraft kaum zu einer Bewegung fähig.
    Das Problem schien seinen Entführern jedoch bewußt zu sein. Aus einem nahe gelegenen Schiffswrack besorgten sie eine flache Stahlplatte, sie hoben ihn auf die Fläche und platzierten Rhodans Silbernen Roboter direkt darunter, anscheinend als Träger. ,„Die Reise beginnt jetzt, Fürst. Geht es dir gut?"
    Er gab keine Antwort., Zuunimalkhahen fühlte sich nach vorn gestoßen. Auf der Platte schoben sie ihn nahe an das erste Wrackschiff heran. Die Konstruktion ruhte auf einem kreuzförmigen Chassis. In den Wänden aus Metall klafften breite Schlitze; und in einem davon sah er die erste Leiche liegen.
    Der Fürst schloß einen Moment lang die Augen. So sieht das Leid der Welt aus. Wie der kalte Prinz. Er identifizierte den Körper als einen Setchenen. Zwei einhalb Meter groß, blaugrüne Schuppenhaut, zwei Beine und vier Arme, wovon das kleinere, offenbar geschicktere Paar direkt aus der Brust entsprang.
    Die obere und die untere Hälfte des Körpers waren teilweise auseinandergerissen, und die niedrige Temperatur hatte den Körper konserviert.
    Zuunimalkhahen fühlte ein beängstigendes Kreisen in seinem Schädel. Er hoffte, daß er nicht mehr davon sehen mußte.
    Aber damit fing es erst an. Über Stunden hinweg führten sie ihm Leichen vor. Er sah sie in jedem Stadium der Verwundung. Kaum eines der Setchenenschiffe war völlig heil geblieben, entsprechend fiel die Zahl der Opfer aus.
    Zuunimalkhahen verstand sehr wohl die geheime Botschaft: „Es ist deine Schuld", wollten sie ihm sagen.
    Zwischen den Schiffen brannte an zahllosen Stellen Feuer. Für ihn sah es so aus, als erhitzten die Setchenen in Hohlbehältern Schnee. Aus welchem Grund, wurde nicht ersichtlich.
    Irgendwann wurde es draußen dunkel. Er hatte den Augenblick herbeigesehnt.
    Sie schoben ihn eine Rampe hoch, durch die Schleuse ins Innere eines Schiffes.
    Zuunimalkhahen hoffte schon, es wäre vorbei.
    Die Überlebenden befanden sich in einem Zustand, der so erbärmlich war, daß es selbst der Fürst als Wasserbewohner sehen konnte.
    Dicht aneinandergekauert hockten sie in den Räumlichkeiten ihrer Fähren. Der Sinn des erhitzten Wassers wurde ihm nun klar,
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