Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1908 - Asyl im Eismeer

Titel: 1908 - Asyl im Eismeer
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
einer verschlüsselten Meldung befindet sich der Fürst in einer Klinik am Stadtrand. Die Koordinaten sind bekannt und werden soeben umgerechnet."
    „In einer Klinik?" fragte ich überrascht. „Kannst du herausfinden, ob er krank ist?"
    „Davon ist nirgendwo die Rede", hörte ich den Piko antworten. „Mit hoher Wahrscheinlichkeit nein."
    Unwillkürlich schüttelte ich den Kopf.
    Die Auskunft war für mich unverständlich.
    Ich überlegte, was Zuunimalkhahen ausgerechnet jetzt in einer Klinik zu suchen hatte. Die Flotte der Setchenen stellte immerhin die größte Belastung seit der Dscherro-Krise dar.
    In der psychologischen Analyse steckte möglicherweise ein Fehler. Oder es gab ein wichtiges Element, von dem ich bisher nichts erfahren hatte. „Hundert Kilometer unter Wasser sind zuviel", überlegte ich. „Die Antigravs können wir hier unten vergessen. Wenn wir nicht geortet werden wollen, brauchen wir ewig."
    Mondra schlug vor: „Wie wär's mit den Rohrzugtunneln? Wir könnten uns in eine Kapsel schmuggeln und mitfahren. Die Deflektoren machen uns unsichtbar."
    Auf den ersten Blick war der Gedanke bestechend. Aber erstens kannten wir den Fahrplan der Züge nicht, zweitens war es in diesen Kapseln eng, und unsere Deflektoren schützten nicht gegen eine zufällige Berührung. „Wir müssen es anders machen", bedauerte ich.
    Hinter der Helmscheibe ihres SERUNS, vom trüben Wasser verschleiert, zog sie ein enttäuschtes Gesicht. „Nämlich wie, Perry?"
    „Wir schwimmen zur Oberfläche und fliegen die hundert Kilometer über das Wasser. Dann gehen wir wieder runter."
    „Klingt logisch", gab sie zu. „Also los!"
    Wir verloren keine Zeit. Im Schutz der SERUNS konnten wir auf einen Druckausgleich verzichten, deshalb stiegen wir auf direktem Weg zur Oberfläche.
    Der Flug erwies sich als ungefährlich. Mit dem Koordinatensatz war es nicht schwer, exakt über der besagten Klinik abzustoppen, zu orten und abwärts zu tauchen.
    Am Stadtrand war der leuchtende Teppich etwas weniger dicht. Es gab kaum Verkehr.
    Durch das trübe Wasser führte nur eine einzige Rohrbahnstrecke.
    Wir stießen auf einen gläsernen Gebäudekomplex, der an zwanzig starken Seilen hing. Das Gebilde bestand aus einigen Dutzend Zylindern, verbunden durch ein System aus Schleusen und Verstrebungen.
    Die Klinik war ein filigranes Kunstwerk.
    Zahlreiche Korridore sahen jedoch so schmal aus, daß ein Mensch im SERUN sie niemals passieren konnte. Ich bezweifelte, daß wir hineinschwimmen und mit Zuunimalkhahen reden konnten, von einer Entführung ganz zu schweigen.
    Besser, wir hätten Treul und Goriph mitgenommen; die Swoons mit ihrer geringen Größe wären die geborenen Scouts gewesen.
    Aber noch besaß ich eine Alternative. „Moo! „ sprach ich laut. „Aktivmodus!"
    Am Brustteil meines Anzugs klebte eine zehn Zentimeter große, silberne Buddhafigur.
    Das Relief verwandelte sich in einen handlungsfähigen kleinen Roboter, wie in einem Trickfilm.
    Das vielleicht größte Geheimnis meines Anzugs war zum Leben erwacht -ein halb robotisches, halb organisches Zwitterwesen.
    Der silberne Zwerg kletterte von der Brust auf meine Schulter. „Was gibt es, Perry?"
    „Ich habe einen Auftrag für dich."
    Mit dem ausgestreckten Arm deutete ich nach unten auf die Klinik. Ich erklärte ihm, worauf es ankam.
    Moo kopierte die nötigen Daten vom Pikosyn, dann ließ er sich von meiner Schulter kippen. Das Zwitterwesen sank wie eine Kanonenkugel.
    Die ersten Sekunden verstrichen ereignislos, dann eine Minute, eine Viertelstunde. Ich war überzeugt, daß Moo bereits das Innere der Klinik erreicht hatte.
    Mondra und ich richteten uns auf eine Wartezeit ein. Tief unten, in den Zylindern der Klinik, bewegte sich ständig etwas, aber es gab weder auf den Fürsten noch auf Moo den geringsten Hinweis. Als sieben Stunden vorüber waren, begann ich nervös zu werden.
     
    *
     
    Zuunimalkhahen spürte das Verstreichen der Zeit nicht mehr Er fühlte sich hilflos und überfordert. Seine Zuneigung umfing Mahaagh, doch der Körper wurde nicht wärmer, er konnte die Liebe nicht bei sich behalten.
    Ab und zu brachten sie ihm Nahrung in die Zelle. Der Quellfürst verweigerte jedoch die Aufnahme. Um Verdauung wollte er sich jetzt nicht kümmern.
    Die Ärzte maßen ab und zu Mahaaghs Temperatur. Zuunimalkhahen gab sich dann jedesmal einer wilden Hoffnung hin, die am Ende regelmäßig enttäuscht wurde.
    Er schlummerte ein und wachte wieder auf, in einem nicht vorhersehbaren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher