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1906 - Begegnung auf Curayo

Titel: 1906 - Begegnung auf Curayo
Autoren: Unbekannt
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Moment erfaßte der Ilt, daß er ihn absichtlich an der langen Leine geführt hatte, um ihm zu verdeutlichen, daß er ohne ihn überhaupt nichts ausrichten konnte.
    Sie wechselten auf einen besonders dicken Strang über, und wenig später klinkte Norer sich aus.
    Er versuchte, sich mit Gucky in eine Zeitspur einzufädeln, und er ließ es ihn wissen. Norer zog den Ilt mit sich und drängte sich in die Leuchtspur Dabei war ein Widerstand zu überwinden, als ob die Oberfläche des leuchtenden Bandes mit einer dünnen Haut überzogen sei. „Allein ist es leichter", erläuterte der Zeitgänger, „aber keine Angst. Ich nehme dich mit, Einzahn. Habe ich dir schon erzählt, daß ich auf meinen Reisen durch die Zeit Einhörnern begegnet bin?"
    Norer lachte. Er amüsierte sich offenbar köstlich. „Sie sehen aus wie weiße Pferde, und ihr längster Zahn wächst ihnen mitten aus der Stirn heraus. Es ist schnorm! Ich glaube, es sind Verwandte von dir, denn bei ihnen ist es beinahe so wie bei dir, nur daß der Zahn bei dir ..."
    „Es reicht!". rief Gucky. Er fand all diese Anspielungen gar nicht lustig.
     
    *
     
    Dann blickten sie auf eine Stadt hinab, die von einer gewaltigen Sturmflut heimgesucht wurde. Sie schwebten hoch über ihr und beobachteten, wie ein Orkan turmhohe Wellen aus dem offenen Meer über das Land trieb. Die einfachen Häuser der Stadtbewohner wurden mitgerissen, als seien sie nur Spielzeug.
    Gucky entdeckte zahlreiche entfernt humanoide Gestalten, die in den Wassermassen um ihr Leben kämpften, jedoch angesichts der Naturgewalten so gut keine Chancen hatten zu überleben. „Pykelig!" sagte Norer. „Scheußlich! Das müssen wir unbedingt sehen. Spannend ist das! Ich sehe so etwas all zugern. Es kann gar nicht pykelig genug sein."
    „Wir müssen helfen!" rief der Ilt. „Näher heran! Vielleicht kann ich einige aus dem Wasser ziehen."
    „Wir beobachten nur",'sagte der Zeitgänger. „Mehr können wir nicht tun.
    Aber das ist schon aufregend genug. Komm!
    Wir sehen uns aus der Nähe an, wie sie alle ertrinken."
    „Ohne mich!" Der Ilt war total empört. „Spielverderber! Sie ertrinken ja sowieso.
    Ob wir zusehen oder nicht. Und manche können sich wider Erwarten noch retten. Wir könnten wetten, wer es schafft und wer nicht! Oh, ich liebe Schicksale, und manchmal könnte ich weinen vor Rührung.
    Gut, daß du da bist. Zu zweit ist es schnormer als allein!"
    Der Ilt fühlte sich abgestoßen. Er war kein Voyeur und sein innerlicher Widerstand wurde so groß, daß Norer keine andere Wahl hatte, als sich zurückzuziehen.
    Er tat es unwillig, und er bedachte seinen Begleiter mit unfreundlichen Worten. Als sie sich wenig später in eine andere Zeitspur einklinkten, war sein Zorn bereits verraucht, und er war wieder so naiv und redselig wie zuvor. „Nur nicht aufregen!" empfahl er dem Ilt. „Was wir gesehen haben, war Geschichte. Es ist vor sehr langer Zeit passiert, und selbst wenn wir es könnten, dürften wir nicht eingreifen. Wir würden die Zeitspuren verändern und könnten ein Paradoxon auslösen."
    Norer erschauerte unter dem Eindruck dieses Gedankens. Ein Zeitparadoxon war offenbar mit dem allergrößten Schrecken für ihn verbunden. „Ich klinke uns teilweise aus", kündigte er gleich darauf an. „Dann können wir durch ein Zeitfenster sehen, ohne selbst von den in dieser Zeitspur lebenden Wesen, wahrgenommen zu werden."
    Bevor Gucky. eine Frage stellen konnte, ging der Zeitling zur Tat über. Das Zeitfenster öffnete sich, und sie blickten auf das Heck eines bodengebundenen Fahrzeugs, das mit hoher Geschwindigkeit über eine Straße raste. Andere Fahrzeuge kamen entgegen. Sie waren ähnlich schnell, und wenn sie einander passierten, waren sie kaum zwei Meter voneinander entfernt. „Was soll das?" fragte Gucky „Was hast du vor?"
    Da geschah es auch schon. Eines der entgegenkommenden Fahrzeuge kam von der Bahn ab und prallte mit dem zusammen, dem er und der Zeitgänger folgten. Im nächsten Moment gab es eine Explosion.
    Eine Stichflamme schoß in die Höhe, Trümmerstücke flogen in die Luft, Personen wurden aus den Fahrzeugen geschleudert, und das Inferno verschlimmerte sich noch, als weitere Fahrzeuge verunglückten. „Schnorm!" jubelte Norer. „Sei ehrlich!
    Hast du je etwas so Tolkeliges gesehen?"
    Eine Flammenhölle entstand, in der die verunglückten Fahrzeuge und ihre Insassen verbrannten. Einige der humanoiden Wesen versuchten, aus der brennenden Hölle zu flüchten, doch das Feuer
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