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1906 - Begegnung auf Curayo

Titel: 1906 - Begegnung auf Curayo
Autoren: Unbekannt
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ihm so, sich seine Situation bewußt zu machen.
    Er war eingefroren. Nicht nur seine Gedanken waren es, sondern er selbst auch.
    Eingefangen von einem Feld extrem müder Zeit, in dem die Zeit praktisch stillstand.
    Ja! Das war es. So war seine Situation.
    Und draußen lief die Zeit weiter!
    Sie entfernte ihn immer mehr von seinen Freunden. Ewigkeiten, aus denen es kein zurück mehr gab.
    Wieviel Zeit verging auf der Erde, während er nur einen einzigen, kurzen Gedanken faßte? Jahre? Jahrzehnte?
    Jahrhunderte?
    Freunde? Wer waren sie? Bilder. Gesichter. Erinnerung.
    Er würde seine Freunde nie mehr sehen, denn der Abgrund zwischen ihm und ihnen wurde immer größer, konnte sich niemals mehr schließen. Zeit ließ sich nicht rückgängig machen.
    Während für ihn nur eine einzige Nanosekunde verging, drehte sich das Rad für die anderen in rasender Eile weiter.
    Wobei er diese aktuelle Situation nicht verstand. Schon vorher hatte er verschiedene Zeitfelder erlebt, den Wechsel aber nie selbst feststellen können. Relativ gesehen verging die Zeit für denjenigen, der im Feld steckte, ja genauso schnell wie vorhin.
    Vielleicht gab es Unterschiede, wenn man extreme Unterschiede überwand und in einem Feld extremer Müder Zeit landete, das fast wie Frostzeit wirkte? Vielleicht nahm man in solchen Fällen zumindest einen Teil seiner bisherigen Eigenzeit mit, gespeichert in den Zellen.
    Er wußte es nicht. Es war auch nicht wichtig. Denn egal wie er sich fühlte, die Zeit lief trotzdem außerhalb irrsinnig schnell ab.
    Schnorm!
     
    *
     
    Nur für einen kurzen Moment fühlte Kalmat so etwas wie Befriedigung. Danach kamen Zweifel in ihm auf, ob er richtig gehandelt hatte. Zugleich stellte sich Unbehagen ein.
    Hatte er sich richtig verhalten?
    Der Rawwe wich langsam vor dem Frostzeitfeld zurück.
    Er war ein Zeitspürer, und er konnte tatsächlich sehen, wozu die anderen Triple-Uhren benötigten. Dieses High- Tech-Gerät berechnete die Wechselwirkungen zwischen Chrononen, und damit war es möglich, Felder mit einem veränderten Zeitablauf zu orten und zu lokalisieren.
    Kalmat hatte das Frostzeitfeld mit dem Zeittaucher, den Robotern und dem Ilt vor Augen, während er sich mehr und mehr von ihm entfernte.
    Das Pelzwesen und die Maschinen standen still. Sie waren buchstäblich eingefroren in der Zeit. Um überhaupt eine Bewegung bei ihnen wahrnehmen zu können, hätte er sie wochen- oder monatelang mit einer Kamera beobachten müssen, um die Aufnahmen später in einem gesteigerten Zeitrafferverfahren wieder abzuspielen.
    Und selbst dann wäre jede Veränderung gering gewesen.
    Aber er hatte seinen Auftrag erfüllt.
    Kalmat hatte getan, wozu ihn der geheimnisvolle Yat mehr oder minder gezwungen hatte.
    Er stieg einen Hügel hinauf und wandte sich noch einmal um., Das Frostzeitfeld wanderte nicht mehr; doch das überraschte ihn nicht. Er hatte schon vorher damit gerechnet, daß es so war. Das über das Land hin und her gleitende Zeitfeld hatte ihn an ein Pendel erinnert, das allmählich zur Ruhe kam. Es schwang eine Weile hin und her, wobei die Ausschläge immer geringer wurden, bis es endlich auf einer Stelle verharrte.
    So war es mit dem Frostzeitfeld gewesen.
    Es stand nun endgültig still -und der Ilt steckte mittendrin. Er hatte keine Chance mehr, sich daraus zu befreien, und von außen konnte keine Hilfe kommen.' Vielleicht fing das Feld in hundert oder zweihundert Jahren Realzeit wieder mit seiner Wanderung an. Vielleicht geriet der kleine Fremde dann nur noch tiefer hinein.
    Selbst der Herr der Zeiten kann ihn nicht mehr herausholen, erkannte Kalmat. Er könnte es nur, wenn er die Macht hätte, das Zeitfeld verschwinden zu lassen, doch das übersteigt selbst die Kraft eines Wesens, wie er ist.
    Er eilte den Hügel auf der anderen Seite hinunter, so daß er das Zeitfeld nicht mehr sehen konnte. Er wollte es aus seinem Gedächtnis streichen.
    Um nicht selbst in eine tückische Zeitfalle zu laufen oder das Opfer eines wilden Tieres zu werden, blickte er ständig in die Runde, beachtete jedes Geräusch und hob den Kopf immer wieder hoch in die Höhe, um die verschiedenen Gerüche der Pflanzen und Tiere in sich aufzunehmen.
    Seit vielen Jahren war er auf Curayo. Er hatte den Planeten aufgesucht, um nach Tronium-Azint zu suchen und dadurch Reichtümer zu erwerben. Aber wie die meisten vor ihm war auch er gescheitert.
    Seitdem lebte er als Zeitloser, als einer von vielen Gestrandeten auf diesem Planeten, ohne hoffen zu können,
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