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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits
Autoren: Karl May
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schleppen. Die Mörder sind erschossen worden, kurz, schnell, ohne sie zu quälen. Drei von ihnen haben wir begraben; den vierten seht ihr dort, wie ich euch sagte. Der Alte hat alle seine Sünden nur für den Sohn begangen; nun liegen sie, und nun liegt auch der Sohn auf ihm. So will es die Gerechtigkeit. Vielleicht hätte ich ihm das nicht angetan, denn Grausamkeit wohnt nicht in meinem Herzen; aber meine Kundschafter, welche heimlich Zeugen seiner letzten Tat waren, haben ihn auf die Asaker schießen sehen und dann gehört, wie er gegen euch und gegen eure Liebe wütete. Das hat mich gegen ihn unerbittlich gemacht. Es war heut überhaupt ein Tag der Abrechnung, ein Tag, an welchem wir Gericht gehalten haben. Ihr sollt jetzt noch nichts wissen, doch wenn es Tag geworden ist, so werdet ihr es sehen.“
    „Bist du etwa mit den Beni Khalid zusammengestoßen?“ fragte Halef.
    „Ja“, antwortete der Scheik.
    „Ihr habt mit ihnen gekämpft?“
    „Nur kurze Zeit. In wenigen Minuten war es aus!“ klang es in verächtlichem Ton.
    „Allah 'w Allah! Ihr habt gesiegt?“
    „Mein Freund, säßen wir hier, wenn wir nicht Sieger wären. Es währt nicht lange mehr, so wird es Tag. Dann werdet ihr die Spuren des Kampfes an uns sehen. Den Platz des Sieges zeige ich euch.“
    „Wo liegt er?“
    „Da, wo ihr gelegen habt, am Bir Hilu. Diese Beni Khalid haben seit dem Tag, an welchem Tawil Ben Schahid ihr Gebieter wurde, niemals Ruhe gehalten. Der Stamm der Beni Lam litt unter ihren Raubzügen so, daß ihm die Armut drohte. Da faßte ich endlich den Entschluß, daß es mit einem Mal, mit einem großen Schlag zwischen uns und ihnen zur Entscheidung kommen solle. Ich bereitete mich vor und wartete nur auf den nächsten Angriff ihrerseits. Da wurde mir vor kurzer Zeit die Kunde, daß sie sich wieder zu einem Überfall rüsteten; sie wollten ihren Weg über den Bir Hilu nehmen, um, wenn wir ja etwas erfahren sollten, uns glauben zu machen, daß dieser Zug nicht uns gelte. Es wurde mir auch die Anzahl ihrer Krieger gesagt. Um es kurz mit ihnen machen zu können, zog ich ihnen mit einer bedeutend größeren Schar entgegen, die ich des Wassers wegen teilen mußte. Drei Brunnen waren es, westlich vom Bir Hilu die wir besetzten. Ich schickte dem Feind meine Läufer entgegen, die nicht leicht zu entdecken sind. Als diese mir das Nahen der Beni Khalid meldeten, zog ich die drei Scharen zusammen. Dann lagen die Läufer in der Nähe des Brunnens, tief im Sand eingewühlt und beobachteten euch alle. Nach dem Zweikampfe schickte ich zwei Kundschafter zu euch, nicht etwa, um zu erfahren, ob ihr euch noch am Brunnen befändet, sondern ich wollte wissen, wie ich euch zu behandeln hätte. Euer Kanz el A'da sollte unser werden; ich fragte mich, ob ich euch dabei schonen solle oder nicht. Da hörte ich, daß ihr eure Feinde nicht verraten hättet. Ich traute meinen Ohren nicht, denn ein solcher Edelmut war mir noch nicht vorgekommen. Als ihr dann nach Süden rittet, wurdet ihr von den Beni Khalid erwartet. Ich wollte dies benutzen, um sie und euch zugleich zu fassen. Sie sollten geschlagen, ihr aber mit Zurücklassung des Schatzes wieder freigelassen werden. Ich wußte nicht, daß die Soldaten mit ihm nach Norden reiten sollten. Da kehrte Scheik Tawil mit einer kleinen Schar zurück. Ich schickte ihm meine Läufer nach, und so entging es mir, daß sich der Perser von euch trennte. Dann rittet ihr auch nach Süden, kehrtet aber ebenso wieder um; die Beni Khalid folgten euch. Was nun geschah, wißt ihr zum kleinen Teil; das andere sollt ihr erst dann erfahren, nachdem ihr es gesehen habt. Der Osten scheint sich schon lichten zu wollen. Sobald es hell wird, brechen wir auf von hier.“
    „Wohin?“ fragte Halef.
    „Zum Bir Hilu.“
    „Nehmt ihr den Ghani mit?“
    „Ja.“
    „Und was geschieht dann mit ihm?“
    „Wir jagen ihn fort.“
    „Allah! Ihr werdet ihn nicht auch erschießen?“
    „Nein. Er ist an dem Mord, den wir zu rächen hatten, nicht beteiligt, sondern nur später der Verhehler gewesen, hat also nicht das Blut eines Ben Lam vergossen; wir dürfen ihm also auch nicht das seinige nehmen. Was er gegen euch und die Asaker getan hat, das ist nicht unsere, sondern eure Sache. Auch ist ein einsames Alter ohne seinen Sohn für ihn eine größere Strafe, als es ein rascher Tod sein würde.“
    „Das ist wahr. Er hat die Liebe von sich gestoßen; sie ist von ihm gegangen; nun muß er ohne Liebe dem Grabe entgegenwanken. Er hat es grad
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