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1881 - Chaostage

Titel: 1881 - Chaostage
Autoren: Unbekannt
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aufragende Bürotürme geprägt wurde.
    Zwischen den Hochbauten wanden sich energetische Förderbänder vom Boden bis in eine Höhe von 500 Metern durch die gesamte City. Sie strahlten in hellen Grautönen und wurden um so heller, je näher sie dem Boden kamen.
    Es war vollkommen ungefährlich, sich auf diesen Transportbändern zu bewegen, doch Nora hatte sie nur höchst selten betreten. Wenn sie es getan hatte, dann stets mit einem Gefühl des Unbehagens. Eine gewisse Phobie hatte sie davon abgehalten. Sie hatte das unterirdische Rohrbahnnetz, das die gesamte Stadt durchzog, oder die Transmitter bevorzugt, um innerhalb von Terrania von einem Ort an den anderen zu gelangen. Daß sie dafür zahlen mußte, hatte sie überhaupt nicht interessiert.
    Lufttaxis und Luftbusse verkehrten hauptsächlich oberhalb der Höhe von 500 Metern. Sie gingen nur tiefer, um Passagiere aufzunehmen oder abzusetzen.
    Nora wohnte mit ihrer Familie in einem der Wohntürme, die bis zu 1500 Meter in die Höhe ragten. Sie bildeten eine Stadt für sich, in der man alles fand, was das Leben lebenswert machte.
    „Du bist unruhig" ,stellte Asman von Kynor fest. „So kenne ich dich gar nicht. Sonst bist du eine ausgesprochen fröhliche und ausgeglichene Frau. Heute jedoch nicht. Woran denkst du?"
    „Verzeih", bat Nora.
    Sie drückte Kristi an sich und ging langsam in den Park hinein. Die schwebende Wiege folgte ihr, ohne daß sie ihr dazu ein Kommando hätte geben müssen. Die integrierte Syntronik wußte, was zu tun war.
    Der Arkonide blieb kopfschüttelnd stehen. Eine steile Falte bildete sich über seiner Nasenwurzel. Er hatte die Berichte Carla Mendozas zwar auch mitbekommen, war aber medienkritisch genug, um zu glauben, daß sie alle übertrieben sein konnten. Deshalb ließ er sich nicht beunruhigen.
    Der Park bot ein absolut friedliches Bild. Zahllose Vögel bevölkerten die Bäume und Büsche.
    Der Wasserfall rauschte wie gewöhnlich, und auf den Grünflächen ästen Antilopen.
    Raumschiffe von unterschiedlicher Größe starteten und landeten auf dem Raumhafen. Lautlos strichen Gleiter mit ihren Passagieren über den Park hinweg.
    Zierliche Roboter wachten als Babysitter über die Kinder, die nicht von ihren Eltern betreut werden konnten.
    Auf den Parkbänken saßen weißhaarige Männer und Frauen, dösten in den Tag hinein oder redeten sich die Köpfe heiß über marginale Probleme, die für jeden Jüngeren absolut bedeutungslos gewesen wären, für sie aber selbst angesichts des nicht mehr allzu fernen Lebensendes von elementarer Bedeutung zu sein schienen.
    Sie vertrieben sich die Zeit mit einem Brettspiel, zankten sich aber bei nahezu jedem Zug, weil sie sich nicht darüber einigen konnten, ob die eine oder andere Figur ein paar Zentimeter weiter nach links oder rechts geschoben werden mußte, ob sie eine Linie berühren durfte oder ob unachtsam hingeworfene Brotkrumen die Ästhetik des Spiels zerstören konnten.
    Kaum hatten sie sich geeinigt, bemängelte der eine, daß ein anderer den Kopf immer schief halte, während der andere sich darüber lustig machte, daß sein Gegenspieler sich in übertriebener Weise die Nase putzte. Ein dritter philosophierte über die Weisheit des Alters, wobei er sich alles andere als weise erwies, während ein vierter die Gelegenheit nutzte, sich über die Oberflächlichkeit der heutigen Jugend auszulassen.
    Nora achtete nicht darauf. Sie horchte in sich hinein, und ihre Unruhe wuchs.
    Gab es gar keine Gefahren, vor denen sie sich fürchten mußte? Bildete sie sich nur ein, daß die Stadt bedroht wurde? Oder verschwieg man der Öffentlichkeit die Wahrheit?
    Zumindest scheine ich die einzige zu sein, die sich Gedanken macht!
     
    2.
     
    „Alexander der Große ,Cäsar und ich, wir haben große Reiche gegründet durch Gewalt, und nach unserem Tode haben wir keinen Freund. Christus hat sein Reich auf Liebe gegründet, und noch heutzutage würden Millionen Menschen freiwillig für ihn in den Tod gehen."
    „Das könnte Napoleon gesagt haben."
    „Womit du recht hast. Seine Meinung aber teile ich nicht. Sind nicht längst unendlich viele abgetreten aus dem Reich, das Christus errichtet hat? Leugnen sie ihn heute nicht sogar?"
    „Und schlagen sich die Köpfe ein."
    „Leugnet jemand Alexander den Großen, Cäsar oder Napoleon? Ist ihr Ruhm nicht unsterblich, gerade weil sich ihr Reich auf Gewalt gründete?"
    „Keines ihrer Reiche existiert heute noch, während das Reich der Liebe nach wie vor Bestand hat,
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