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1881 - Chaostage

Titel: 1881 - Chaostage
Autoren: Unbekannt
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Saturn Hill zu sehen.
     
    *
     
    Der Dscherro riß ihn herum, und ein Band schlang sich um seine auf den Rücken gelegten Hände. Es schnitt sich tief ins Fleisch ein, aber er wehrte sich nicht dagegen. Er war froh, daß der Gehörnte ihn nicht einfach umgebracht hatte.
    Mit einem letzten Blick auf seinen getöteten Freund Olehonn folgte er dem Gehörnten über das Gelände der Universität, bis eine Schourcht neben ihnen landete. Mehrere Hände packten ihn und rissen ihn über die Bordwand. Eine Faust traf ihn im Rücken und schleuderte ihn zu Boden.
    Der Terraner verhielt sich still.
    Er wollte keinen Widerstand leisten. Er wollte leben, und er war sich klar darüber, daß er nur überleben würde, wenn er nachgab und den Dscherro keine Angriffsfläche bot.
    Die Fessel löste sich von seinen Handgelenken, kroch wie eine Schlange über den Boden und verschwand in einem kleinen Fach in der Wand. Offenbar glaubten die Grünhäutigen, daß er ihnen nun nicht mehr entkommen konnte.
    Die Maschine startete, und plötzlich begannen die Gehörnten aus unterschiedlichen Waffen zu feuern. Das riesige Gebilde eines Kugelraumers schob sich über sie, Granaten explodierten in unmittelbarer Nachbarschaft des Transporters. Er schwankte unter schweren Erschütterungen, und dann sah Abraham nur noch Feuer und Rauch.
    Abraham preßte sich in eine Ecke, legte sich die Hände an die Ohren, um sich vor dem schier unerträglichen Lärm zu schützen, und betete, der Angriff auf die Schourcht möge bald enden.
    Plötzlich sackte die Maschine ab. Abraham krümmte sich zusammen. Der unvermeidliche Aufprall kam, eine unsichtbare Faust packte ihn und schleuderte ihn mit unwiderstehlicher Kraft aus der Maschine.
    Alles ging so schnell, daß er kaum begriff, was geschah. Er sah sich neben einigen schreienden Dscherro in einer Höhe von etwa zehn Metern. Rasend schnell kam eine dunkle Wasserfläche auf ihn zu, instinktiv richtete er sich auf, und dann schoß er auch schon mit den Füßen voran ins Wasser.
    Er verspürte einen harten Schlag gegen die Brust, und ihm war, als würde ihm die Lunge aus dem Hals gepreßt. Doch dann war schon alles vorbei. Er stieg nach oben, durchstieß die Wasseroberfläche und schnappte gierig nach Luft.
    Um ihn herum kämpften mehrere Dscherro mit dem nassen Element. Sie waren sehr schlechte Schwimmer und konnten sich kaum über Wasser halten, aber er versuchte gar nicht erst, einen von ihnen zu retten. Ihm war bewußt, daß ein derartiges Unternehmen angesichts der Masse der Gehörnten nur tödlich für ihn ausgehen konnte.
    Als er das Ufer erreichte, machte er eine überraschende Entdeckung: Keine hundert Meter von ihm entfernt schwebten zwei Frauen in der Luft. Sie glitten heran, und eine von ihnen schrie wie von Sinnen und winkte ihm zu.
    Abraham Mellors erkannte seine Mutter.
    Die beiden Frauen landeten nur wenige Meter neben ihm am Gewässer, und während er seine Mutter umarmte, fuhr die andere ein ganzes Bündel von Mikrokameras aus, mit denen sie ihn, seine Mutter und die Dscherro aufnahm, die wild mit Armen und Beinen rudernd aus dem Teich zu kommen versuchten.
    „Endlich habe ich dich gefunden, Abraham", jubelte Nora und umarmte ihren Sohn. „Weißt du, wo Vater ist?"
    „Nein, leider nicht", antwortete er und blickte zu einem Shift hoch, der langsam an sie herantrieb. „Aber wir werden ihn finden. Wir sind gerettet, Mutter!"
    Aus der Schleuse blickten zwei Männer der terranischen Spezialtruppen heraus und winkten ihnen zu. Er antwortete mit gleicher Geste und wartete darauf, daß die Maschine landete.
    Von allen unbeachtet, hatte es einer der Dscherro geschafft, das Wasser zu verlassen. Mit einem wilden Schrei stürzte er sich auf Abraham und seine Mutter. Er stieß den Jungen zur Seite und riß das Baby an sich.
    „Nein!" schrie Nora in höchster Angst.
    Die junge Mutter versuchte, Kristi wieder an sich zu nehmen, doch der Gehörnte stieß sie brutal zurück.
    „Gib das Baby her!" forderte Abraham.
    Der Dscherro lachte, riß seinen Mund weit auf und steckte den Kopf des Kleinkindes hinein.
    Nora und ihr Sohn erstarrten vor Angst.
    Entsetzt und zu keiner Reaktion fähig, blickten sie den Gehörnten an, der dem Baby ohne weiteres den Kopf abbeißen konnte. Nora sank wimmernd zu Boden und flehte den Grünhäutigen um das Leben ihres Kindes an.
    Mit dem Kopf Kristis im Mund zog sich der Dscherro zurück, und die anderen gesellten sich nun zu ihm, triefend vor Nässe.
    „Verschwindet!" rief Abraham
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