Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1881 - Chaostage

Titel: 1881 - Chaostage
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Essen ein Gourmand.
    Das Chronometer über ihm zeigte 13.04 Uhr an.
    „Seht doch mal raus aus dem Fenster, Leute" ,schlug er den versammelten Journalisten vor.
    „Was sticht euch ins Auge? Na, was? Muß ich euch auch das noch sagen? Die Barriere! Ja, was glaubt ihr denn? Bildet ihr euch wirklich ein, alle Einwohner von Terrania sind damit einverstanden und alle fühlen sich wohl? Ich will verdammt sein, wenn die meisten kein Muffensausen haben!"
    Er stellte den Teller mit dem Salat zur Seite, ließ das Glas mit dem Rotwein unter seiner Nase hin und her wandern, um das Aroma zu prüfen, und trank dann einen kräftigen Schluck.
    „Seit einigen Stunden wissen wir, daß derTeufel hinter der Faktordampf-Barriere lauert.
    Spätestens seit den Berichten dieser Clara Mendoza, einer Kollegin, die euch allen eine Nase voran war. Das Experiment Heliotisches Bauwerk, bei dem wir es mit einem angeblich fortschrittlichen Beförderungssystem zu tun haben, ist zum Glück gründlich gescheitert."
    „Zum Glück?" fragte Katie Joanne befremdet. „Das Heliotische Bauwerk ist explodiert und hat die Stadtteile Terrania-Süd und Kalkutta-Nord in unbekannte Regionen des Kosmos versetzt."
    „Na und?" Er zog die Augenbrauen hoch auf die Stirn hinauf.
    „Vom Faktorelement Süd geht eine deutliche Bedrohung aus. Wenn nicht alles täuscht, sind 500 Soldaten getötet worden. Inzwischen hat sogar eine Truppe von gehörntenWesen die Faktordampf-Barriere durchbrochen. Und du sprichst von glücklichen Umständen?"
    Cruno DeFaas drehte lächelnd das Glas in seinen Händen und trank erneut einen Schluck.
    „Bist du naiv oder einfach nur doof?" entgegnete er, stellte sein Glas zur Seite, nahm die Füße vom Tisch, richtete sich auf und schlug die Faust krachend auf den Tisch. „Verdammt noch mal, als ich noch an der Front gearbeitet habe, habe ich vor Freude einen Epsaler in den Boden gerammt, wenn eine solche Katastrophenmeldung kam. Je schlimmer die Nachricht, desto besser für uns. SolTel wird einen Bericht bringen, in dem es nur so fetzt."
    „Es sieht aber nach Friedensbemühungen aus" ,wandte Occar Singh ein.
    Der angesehene Journalist war stets um Niveau bemüht und tendierte dazu, es möglichst hochzuschrauben.
    „Ist mir scheißegal!" fuhr der Chefredakteur ihn an. Seine Gestalt straffte sich, und die vielen Falten in seinem schmalen Gesicht vertieften sich. „Ich sehe Kampfhandlungen voraus. Die Gehörnten sind die perfekten Monster für uns. Sie werden uns geile Bilder liefern."
    „Zweifellos" ,stimmte Singh zu.
    „Damit scheuchen wir auch den letzten Bewohner von Terrania aus dem Bett und fesseln ihn an unser Programm. Die Leute sollen Blut und Wasser schwitzen. Eine Horrormeldung wird die andere jagen, bis wir die höchste Sehbeteiligung erreicht haben, die dieser Sender je gesehen hat."
    Cruno DeFaas ließ sich langsam zurücksinken. Er stellte den Teller mit dem Salat auf seinen Bauch und verzehrte ein Blatt, nachdem er es in die gelbe Soße gedippt hatte.
    „Ich will Berichte, in denen Blut fließt" ,schloß er seine Forderungen. „Oder muß ich erst rausgehen wie früher, um euch zu zeigen, was eine Harke ist?"
    „Natürlich nicht", murmelten die Männer und Frauen in der Runde.
    Insgesamt neunzehn Mitarbeiter nahmen an der Besprechung teil. Sie alle hatten Zeitverträge.
    Und sie alle waren heilfroh, sich überhaupt in einem Beruf behaupten zu können. Arbeit steigerte das soziale Ansehen.
    „Ich könnte eine Batterie von mit Gravo-Paks ausgerüsteten Syntronkameras auf die Geschichte ansetzen ,und sie mit einem Kreativprogramm versehen, aber sie schießen keine wirklich geilen Bilder, bei denen die Leute Rotz und Wasser heulen."
    „Ist schon klar" ,sagte Katie Joanne kühl.
    „Wenn ihr mir nicht auf den Tisch knallt, was ich haben will, werde ich dafür sorgen, daß ihr in Zukunft euer Geld damit verdienen könnt, auf irgendeinem fernen Wüstenplaneten Sandflöhe als Fischfutter zu sammeln."
    Occar Singh schüttelte den Kopf. Wenngleich er wußte, daß DeFaas es ernst meinte und bereit war, gnadenlos jeden von ihnen zu vernichten, der sich ihm nicht fügte, meldete er erneut Bedenken an.
    „Es hat keinen Sinn, die Nachrichten zu manipulieren" ,warnte er. „So ein Schuß geht früher oder später nach hinten los."
    „Laß dir von einem Haluter die Daumen drücken, damit das nicht passiert", fuhrDeFaas ihn an und spuckte ihm die Reste eines zwischen seinen Zähnen zerkleinerten Salatblattes zwischen die auf der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher