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1881 - Chaostage

Titel: 1881 - Chaostage
Autoren: Unbekannt
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ist in Sicherheit", behauptete die Reporterin. Sie wußte nicht, ob der Arkonide ungeschoren davongekommen war, wollte aber auch nicht, daß sich Nora mit Gedanken an ihn quälte.
    „Wohin fliegen wir eigentlich?"
    „Hast du nicht gesagt, daß du deinen Sohn am Saturn Hill treffen willst? Wir sind auf dem Wege dorthin."
    Sie bewegten sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 60 Stundenkilometern an der nördlichen Seite des Faktorelements Terrania-Süd entlang. Unter ihnen lag ein Gebiet, das von schweren Kämpfen gezeichnet war und in dem sich nun niemand mehr aufhielt. Die Dscherro waren von hier aus tief in das Gebiet von Garnaru, Monggon-Ost und Monggon-West sowie Kanchenjunga und südlich von der Thora Road in den Campus eingedrungen.
    Das Gebiet zwischen Garnaru-Ring und dem Faktorelement lag in Schutt und Asche. Hier war so gut wie nichts von den Waffen der Angreifer und von jenen der Verteidiger heil geblieben. Wären die Bauten noch aus Stein errichtet worden, hätte man den Zustand der Region mit einem alten Wort beschreiben können: Es lag kein Stein mehr auf dem anderen.
    Mittlerweile kämpften die Gehörnten in der Gegend des Sternenboulevards und an der Dolan-Gedenkstätte, und im Nordosten drangen sie energisch nach Happytown vor. Nördlich von Kanchenjunga wurde in Sirius River City erbittert gekämpft, und bislang schien es den Defensivkräften Terranias gelungen zu sein, den Vorstoß der Dscherro bis ins Herz des Polizeihauptquartiers zu verhindern.
    Überrascht stellte Katie fest, daß das riesige Gebäude von SolTel unterhalb des Crest-Parks mit der eindrucksvollen Crest-Statue nahezu unbeschädigt war. Zugleich fiel ihr auf, daß sie in den letzten Minuten nichts von Cruno DeFaas gehört hatte, und erst jetzt merkte sie, daß sie die Verbindung während der Rettungsaktion für Nora und ihr Baby offenbar unbewußt gekappt hatte.
    Sie befahl der Syntronik, die Verbindung wiederherzustellen.
    Im nächsten Moment klangen entsetzliche Schreie aus den Lautsprechern an ihrem Nacken, und beinahe gleichzeitig kam die Dachterrasse in ihr Blickfeld, die sich der Chefredaktion anschloß. Sie sah die Schourcht, das Netz, die Gefangenen und einen Mann, der an der Seite des Hauses in die Tiefe stürzte.
    Sie erfaßte augenblicklich, daß es Cruno DeFaas war, und sie reagierte blitzschnell, indem sie sämtliche Kameras mit äußerster Geschwindigkeit zu ihm schickte.
    Auf den Monitoren vor ihren Augen konnte sie sehen, wie die Geräte geradezu auf ihn zusprangen, bis sie sein von Todesangst gezeichnetes Gesicht erfaßten.
    „Cruno, hör mir zu!" schrie sie, während sie die einzige Möglichkeit nutzte, die es gab, um ihn zu retten.
    Der Redakteur kreischte, und die Augen schienen ihm aus dem Gesicht springen zu wollen.
    Katie Joanne bündelte die Kameras und fuhr sie wuchtig gegen seine Brust. Die Geräte waren alle mit Mikro-Gravo-Paks ausgestattet, so daß sie fliegen und sich frei bewegen konnten. Diese Geräte hatten eine äußerst geringe Gravo-Kapazität. Mehr war nicht nötig, da die Kameras nur ein paar Gramm wogen.
    Die Reporterin führte sie jedoch zusammen. So beten sie DeFaas immerhin eine Chance, den rasenden Sturz abzubremsen und den zu erwartenden Aufprall erheblich zu abzumildern.
    Sie hämmerte mit dem Kamerabündel gegen seine Brust, um ihn aufmerksam zu machen, und gleichzeitig schrie sie sich die Seele aus dem Leib, um seine Todesangst zu durchbrechen und ihn zu erreichen.
    Doch Cruno DeFaas hörte sie nicht. Er befand sich in Panik, und er war ein Mann großer Worte, nicht jedoch entschlossener Taten. Er sah die Rettung nicht, die er buchstäblich vor Augen hatte.
    „Du bist im Bild, Cruno!" rief sie in höchster Verzweiflung. „Begreifst du nicht? Wir sind auf Sendung, und du bist mit einem wahnsinnig geilen Bild dabei. Komm endlich zu dir!" Es half alles nichts. Cruno DeFaas konnte nicht über seinen Schatten springen. Er ergriff die Chance nicht, die sie ihm bot. Als sicher war, daß sie ihn nicht mehr retten konnte, zog sie die Kameras ab, um ihm als Zeugin seines Todes nicht die letzte Würde zu nehmen. Was nun noch geschah, mußte nicht über den Sender bis in den letzten Winkel der Milchstraße ausgestrahlt werden.
    „Oh, mein Gott!" wimmerte Nora. „Wie soll man das ertragen! Meine Kristi wird ihr ganzes Leben darunter leiden."
    Katie Joanne war nicht in der Lage zu antworten. Sie änderte ihren Kurs und lenkte vom SolTel Building weg.
    In der Ferne war der Aussichtsturm auf dem
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