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1873 - Zerstörte Zellen

Titel: 1873 - Zerstörte Zellen
Autoren: Unbekannt
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Bull fallen. Zeitlupenhaft langsam.
    „Mörder!" schreie ich. „Du hast meinen Freund getötet."
    Oder bilde ich mir nur ein, die Worte zu schreien? Ich weiß es nicht, weiß nur, daß ich Reginald Bull reglos am Boden sehe.
    Der Schock bringt die Ernüchterung und hilft mir, den Rest der Aggressionsstrahlung abzustreifen.
    Doch für wie lange?
    „Es ist vorbei", sage ich, als Foremon die Waffe auf mich richtet. „Ich bin wieder in Ordnung."
    Der Wächter schweigt. Seine Hand liegt am Auslöser. Es ist nur eine Lähmwaffe, das erkenne ich jetzt.
    „Ich spüre den Einfluß auch", sagt Foremon. „Euch beide hat es schlimmer erwischt. Vielleicht, weil ihr auf Galorn der Strahlung des Drachen direkt ausgesetzt gewesen seid."
    Ja, vielleicht. Das ist eine Erklärung für die anfallartig auftretenden Aggressionen.
    Das Hauptholo baut sich auf.
    Es zeigt die von Störungen überlagerte Abbildung des schwarzen Galornenschiffs. Mit flammenden Schirmfeldern durchfliegt das Neunhundert-Meter-Schiff soeben die verwehenden Glutschleier einer schwachen Protuberanz.
    Die Jagd auf die PEGOOM ist eröffnet.
     
    3.
     
    Bericht Perry Rhodan Ich kann die Zeit seit Foremons Flucht in die Sonnenatmosphäre nur schätzen. Zwei Stunden nach irdischem Maßstab sind vergangen, vielleicht etwas weniger, vielleicht auch mehr. Aber das ist belanglos.
    Weitaus schwerer wiegt die Tatsache, daß wir wertvolle Zeit vergeudet haben, ohne wirklich weiterzukommen.
    Die Temperatur steigt rasch an. Außerhalb des Schiffes herrschen mehr als drei Millionen Grad Kelvin.
    Einziger Trost ist, daß wir ein Versagen der blauen Schirmfelder nicht wahrnehmen werden.
    Ich konzentriere mich auf das Hauptholo, in dem seit Sekunden das Koronale Magnetfeld abgebildet wird. LoopProtuberanzen steigen bis in eine Höhe von siebzigtausend Kilometern auf. Die Loops folgen den Feldlinien über einer intensiven Fleckengruppe und verbinden Magnetfelder entgegengesetzter Polarität.
    Wir fliegen mitten hindurch. Uns bietet sich ein Schauspiel, das ebenso unbeschreiblich wie tödlich ist, ein gigantischer gelboranger Tunnel aus Sonnenmaterie und Energie, der jeden Augenblick in sich zusammenfallen kann.
    „Asche zu Asche", erklingt es hinter mir.
    Bully ist aus der Lähmung aufgewacht, sie hat nicht lange angehalten. Er ist in Ordnung, sein jungenhaftes Grinsen verrät es mir.
    „Wer von uns hat kalte Füße?" will er wissen.
    Das ist Galgenhumor.
    Die Verfolger holen auf. Knapp achthundert Kilometer Distanz noch. Die Ortungen zeigen stark schwankende Werte.
    „Wir gehen noch tiefer", bestimmt Foremon. Weiß er, was er da tut? Wenn ich daran denke, daß sein Horizont bis vor wenigen Monaten nur auf die Basaltebene von Galorn beschränkt war, spüre ich, daß meine Nackenhaare sich aufrichten. Aber nicht Foremon steuert wirklich das Schiff, sondern der Bordrechner. Kein Wesen aus Fleisch und Blut könnte in dem uns umgebenden Strahlenorkan treffsicher reagieren.
    Ich ertappe mich dabei, daß ich die PEGOOM mit einer MINOR GLOBE terranischer Fertigung vergleiche. Die Galornen sind uns technisch überlegen, das ist eindeutig, denn außer der schweißtreibenden Hitze spüren wir keine Auswirkungen.
    Die Magnetfelder verändern sich, die Linien bilden nicht mehr geschlossene Bögen, sondern erstrecken sich offen in den interplanetaren Raum hinaus. Die angezeigten Werte werden schwächer. Ich bin mit den Kontrollen der PEGOOM noch nicht so vertraut, wie ich es gerne wäre, aber mein Wissen reicht aus, erkennen zu lassen, daß jäh die Teilchendichte abnimmt und die Temperatur nur ein Fünftel der bisherigen Werte beträgt.
    Vor uns liegt ein gigantisches koronales Loch.
    „Beschleunigen, Foremon!" ruft Bully. „Und ab in den Hyperraum!"
    Das wäre eine Möglichkeit. Doch ich bin sicher, daß die Verfolger uns mühelos einholen würden. Bully weiß das auch.
    Uns bleibt nach wie vor nur ein Weg, dem Zugriff des schwarzen Schiffes zu entkommen: Wir müssen in die Chromosphäre vorstoßen.
    Distanz fünfhundert Kilometer.
    Die Galornen eröffnen das Wirkungsfeuer.
    Schirmfeldbelastung einhundertundzwanzig Prozent. Instinktiv greife ich nach dem zusammengefalteten Helm, um ihn zu schließen, halte jedoch mitten in der Bewegung inne. Das hat keinen Sinn. Sobald die Schirmfelder zusammenbrechen, sterben wir im Sekundenbruchteil. Wir werden unseren Tod nicht einmal spüren. Also ist es völlig egal, ob ich mit offenem Raumanzug verglühe oder ob der Helm geschlossen
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