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187 - Angriff der Anangu

187 - Angriff der Anangu

Titel: 187 - Angriff der Anangu
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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kümmerte sich nicht um das Tier. Nur sein Malala musste er beruhigen, während er es sattelte. Aus großen Augen spähte es ängstlich nach dem fressenden Dingo. Der rotbraune Pelz war ihm nicht geheuer.
    Der Mann aus der Vergangenheit befestigte seinen Rucksack hinter dem Sattel und davor seine Gurttasche mit dem kleinen Speicherkristall –Aikos Persönlichkeitskopie, die der Android Miki Takeo einst angefertigt hatte –, dem Feuerzeug, dem Verbandsmaterial und dem Taschenmesser mit dem kleinen Werkzeugsatz. Dann ritt er der aufgehenden Sonne entgegen.
    Er fühlte sich müde und zerschlagen. Der unruhige Schlaf und die wilden Träumen steckten ihm in den Gliedern. Die meisten Traumbilder hatten sich aufgelöst wie der Dunst über den Büschen in der Morgensonne.
    Was blieb, waren die Gesichter und die Stimmen seiner Eltern.
    Komm mit uns, komm nach Hause…
    Wo zum Teufel war das, sein Zuhause? Schwermut nagte an ihm, und sein Brustkorb fühlte sich an, als würde er sich nach und nach mit kaltem Stein füllen.
    Matthew versuchte die Bilder und Gedanken abzuschütteln. Ein verdüstertes Gemüt war das Letzte, was er brauchen konnte in dieser Wildnis, auf diesem Weg nach Zentralaustralien. Er versuchte an Aruula zu denken, an Quart‹ol, an Rulfan. Und natürlich dachte er an den, in dessen Kopf er hundert Jahre lang gelebt hatte: an Gilam‹esh, den Hydree, den Weltenwanderer, an seinen Freund und Bruder aus dem Urvolk des Mars.
    Zuhause – waren das nicht die Menschen und Wesen, die ihm nahe standen? Doch andererseits – wo waren sie jetzt, diese Menschen und Wesen? Wer von seinen Freunden lebte überhaupt noch?
    Und wieder mündeten seine Gedanken in die Schwermut. »Schluss jetzt!«, rief er sich irgendwann selbst zur Ordnung. »Wenn du Aruula wieder sehen willst, kannst du dir keinen Pessimismus leisten, ist das klar?«
    Er konzentrierte sich auf die Landschaft, die Bäume, den Himmel. Versuchte die Tiere zu erkennen, deren Rascheln er immer wieder hoch oben in den Kronen der Eukalyptusbäume hörte, bekam aber nie mehr als einen haarigen Arm oder einen klobigen Pelzschädel mit breiter schwarzer Schnauze zu sehen, und auch die nur für Sekunden.
    Nach einer Stunde führte die Fährte der Großwarane aus dem Wald hinaus in eine Art Buschland. Die Flora wurde wieder karger, der Boden trockener, und überall sah man erneut rotes Gestein zwischen gelblich-grünen Grasflächen.
    Es wurde Vormittag, und der Dingo überholte ihn.
    Wie selbstverständlich trottete er vor ihm, drehte sich hin und wieder um und folgte derselben Fährte wie Matt, als wären der blonde Mann und er eingeschworene Jagdgefährten.
    Drax zerbrach sich nicht den Kopf über die Motive des Tieres, er nahm seine Gegenwart einfach hin. Vielleicht ein Akt der Dankbarkeit? Wer vermochte das schon zu sagen? Und im Grunde war auch er selbst dankbar für den unverhofften Gefährten.
    Fern im Osten erkannte Matthew einen dunklen Streifen am Horizont. Das nächste Waldgebiet rückte näher. Gegen Mittag blieb der Dingomutant, der meist hundert Meter voraus lief, plötzlich stehen und kläffte heiser. Schon von weitem sah Matt das Loch, vor dem er breitbeinig stand, den spitzen Schädel senkte und schnüffelte. Das Loch war kreisrund und schien ziemlich tief zu sein.
    Als Matthew Drax näher kam, sah er knapp zwölf Meter entfernt vom ersten auch das zweite Loch; kreisrund und glattrandig wie das erste, und offensichtlich ebenso tief.
    Beim Dingo angelangt, stieg Matt aus dem Sattel. Er ging neben dem Tier auf die Knie und untersuchte das Loch. Es hatte einen Durchmesser von etwa drei Metern.
    Ein zwischen fünfzig und neunzig Zentimeter hoher, unregelmäßiger Erdwall umgab seinen ansonsten scharfen Rand. Der Mann aus der Vergangenheit holte seinen Kombacter heraus und leuchtete das Loch aus.
    Die Wände waren annähernd glatt, der Grund nicht breiter und nicht schmaler als die Öffnung – jedenfalls nicht wesentlich – und platt gedrückt und flach und von hinuntergefallenen Erdbrocken bedeckt. Das Loch war mindestens anderthalb Meter tief.
    Drax stand auf und ging hinüber zu dem zweiten Loch, das er vom Sattel aus entdeckt hatte. Der Dingo wandte sich in die Richtung, in der auch die Fährte der Riesenwarane führte, und verschwand zwischen Büschen und hohem, gelblichen Gras.
    Das zweite Loch war fast identisch mit dem ersten. Als Matt mit dem Kombacter hinein leuchtete, sah er allerdings, dass es nicht ganz so tief war, einen knappen Meter
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