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187 - Angriff der Anangu

187 - Angriff der Anangu

Titel: 187 - Angriff der Anangu
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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weißen Tuch, mit dem das Lager bedeckt war.
    Sein Anblick verschlug Blackdawn immer noch den Atem. Jedes Mal, wenn sie ihn sah, war es wie bei ihrer ersten Begegnung im Heiligen Hain.
    Diese Begegnung gehörte zu Blackdawns schönsten Erinnerungen: Als zukünftige Magica gehörte es zu ihren Aufgaben, den Bestand an Heilkräutern zu sichern.
    Damals, als sie Daagson kennen lernte, war sie nachts und ohne Begleitung aufgebrochen und hatte den Heiligen Hain noch vor Sonnenaufgang erreicht. Er lag in der Nähe eines kleinen Sees, an der östlichen Grenze des Reddoa-Gebietes. Während sie Rinde von einem Fieberbaum schälte, hörte sie hinter sich ein Geräusch.
    Sie erwartete ein Tier und war überrascht, als sie den Mann zwischen den Büschen entdeckte. Trotz ihrer telepathischen Fähigkeiten hatte er es geschafft, sich ihr unbemerkt zu nähern.
    Für einen Anangu war er ungewöhnlich groß und hatte mächtig breite Schultern. Seine Haut war nicht weiß und nicht schwarz, sie hatte die Farbe frisch geschmiedeter Bronze. Seine krausen Locken lagen schwer und dicht auf seinen Schultern und seinem Rücken. Er war unbewaffnet gewesen und grinste sie an.
    In der oberen Zahnreihe fehlte ein Schneidezahn.
    Normalerweise hätte Blackdawn ihn sofort getötet. Er war ein Wächter des Uluru, ein Todfeind – und dennoch zögerte sie.
    »Mein Name ist Daagson!«. Seine Stimme klang warm.
    Mit tierhafter Geschmeidigkeit bewegte er sich an jenem Morgen auf sie zu. Blackdawn war außerstande, ihn daran zu hindern. Sie war verwirrt und gleichzeitig fasziniert. Als er nur noch wenige Schritte von ihr entfernt war, gelang ihr ein Sprung nach vorne.
    »Geh, wenn dir dein Leben lieb ist!« Noch während sie sprach, spürte sie einen brennenden Schmerz an ihrem Fußgelenk. Sie fluchte, als sie den Kopf der roten Adder im Sand verschwinden sah. Das Gift der Schlange wirkte sofort. Ihre Glieder wurden schwer und sie sank zu Boden.
    Daagson sprang neben sie. Mit ihrem Messer schnitt er die Haut um den Biss herum auf und saugte das Gift aus der Wunde. Aus ihrem Kräuterbeutel holte er zielstrebig einige Blätter, die er um ihren Fuß wickelte. Schließlich lächelte er sie an. »Und? Wie ist dein Name?«
    Genau mit diesem Lächeln kam er auch jetzt auf sie zu. Die schönen schwarzen Locken bedeckten seine nackten Schultern. Zwei Schlangen wanden sich in flammendem Rot um seine Arme. Eine weitere Tätowierung schimmerte hell auf seiner Brust. Das Auge des Ahnen – das Symbol des Ahnen!
    Was hatte er bloß mit ihrer Mutter gemacht? Warum hatte er die Große Marsha überhaupt verschleppt? Erst als am Morgen nach ihrer Flucht die Sonne aufging, hatte Blackdawn ihre gefesselte Mutter auf dem Rücken eines der Riesenwarane entdeckt.
    Daagson betrachtete sie aufmerksam. »Was bedrückt dich, Liebste?«
    Als Blackdawn seinem Blick begegnete, vergaß sie ihre Fragen und ihre Sorgen. Wie klares Wasser an einem heißen Tag umspülte das strahlende Blau seiner Augen ihr Denken. Sanft zog er sie an sich. »Sorge dich nicht. Du bist auserwählt, den Krieg unserer Völker zu beenden«, hörte sie ihn flüstern. »Der Ahne wird dich gebührend empfangen.« Als seine Hände sie berührten, durchlief sie ein Schauer. »Meine wunderschöne Magica!«
    Sie löste das Kleid von ihren Schultern und umschlang seinen Nacken. »Ich will dich!« Gierig suchte sie seine Lippen. Daagson hob sie empor und trug sie zum Lager, Während sie sich liebten, verschwand der Mond hinter den Felsen. Und mit ihm jeder aufkeimende Zweifel in Blackdawns wild klopfendem Herzen.
    Als die beiden eng umschlungen einschliefen, schimmerte in der Feuerstelle nur noch eine schwache Glut.
    Noch bevor die Sonne aufging, schreckte Blackdawn hoch. Angespannt lauschte sie in die Dunkelheit. Da war es wieder, jenes dunkle Raunen, das sie so oft vernommen hatte seit ihrer Flucht. Die Verfolger waren ganz in der Nähe!
    Ein leises Zittern ging durch die Senke. Erst jetzt bemerkte Blackdawn, dass Daagson nicht neben ihr lag.
    Erschrocken fuhr sie hoch. Es roch streng nach dem Kot der Mammutwarane. Und dann vernahm sie seinen Gedankenruf. Sie greifen an!
    ***
    Matthew Drax schlief schlecht in dieser Nacht, schon das erste Licht der Morgendämmerung weckte ihn. Während er kaltes Geflügel aß und Wasser trank, trottete der Dingomutant aus dem morgendlichen Wald. Er winselte, als wollte er sich bedanken, ließ sich neben dem Vogelskelett nieder und nagte das restliche Fleisch von den Knochen.
    Matt
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