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187 - Angriff der Anangu

187 - Angriff der Anangu

Titel: 187 - Angriff der Anangu
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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das nächtliche Tal im Süden begrenzte.
    Dort kauerten ihre Anführer auf einem Felsvorsprung, der hoch oben aus der Wand ragte: Cantalic, Big Charley und zwei Warwoumen. Noch konnten die Reddoas kaum die Umrisse dieser vier erkennen.
    Big Charley hatte einen Pfeil in die Sehne seines Jagdbogens gelegt. Die Warwoumen waren mit Äxten, Spießen und Klingen bewaffnet. Cantalic spähte abwechselnd zu ihren Kämpfern hinüber und zu den Anangu vor dem Eingang des Tales hinunter.
    Wenn mein Plan aufgeht, sind wir in wenigen Stunden zurück bei den Malalas!
    Cantalic hatte zwei ihrer jüngsten Warwoumen bei den Reittieren zurück gelassen, ungefähr einen halben Tagesmarsch entfernt. Sie wollte kein Risiko eingehen.
    Nach und nach wich die Dunkelheit dem Morgengrauen. Im Seitental, unter dem Felsvorsprung mit den Reddoasführern, kam Bewegung in die Herde der Riesenwarane. Die Drachentiere reckten ihre schuppigen Hälse, rissen die Rachen auf und gähnten.
    Ihre Fangzähne waren lang und spitz wie große Dolche.
    Big Charleys Magen krampfte sich zusammen, als er sie aufblitzen sah.
    Zwischen den Beinen der Drachen wühlten sich Dornteufel aus dem Sand. Sie vollführten merkwürdige Sprünge und richteten die Stacheln entlang ihrer Wirbelsäule auf. Mit scharrenden und schnaufenden Geräuschen machten sich die ersten Mammutwarane auf den Weg zur Tränke. Die kleineren und flinkeren Dornteufel wieselten ihnen bald hinterher und überholten sie schließlich.
    Der Mann und die drei Frauen auf dem Felsvorsprung sahen genau hin. Während die Riesenwarane ihre gewaltigen Köpfe behäbig und ohne Eile in das Wasser senkten, sprangen die Dornteufel einfach mitten hinein in das kühle Nass. Fontänen spritzten nach allen Seiten und zufriedenes Knurren und Grunzen war weithin zu hören. »Sauft euch nur voll!«, zischte Cantalic. »Sauft, bis ihr platzt!«
    Big Charley schüttelte sich. Er erinnerte sich daran, wie die Kampfechsen beim Überfall auf das Village seinen besten Freund zerrissen hatten. Wut und Schauder zugleich überfielen ihn. Genießt eure letzte Tränke, ihr verfluchten Mistviecher!
    Einige der Warane zogen sich bereits vom Wasserloch zurück. Sie bewegten sich noch behäbiger und schwerfälliger als sonst. Grimmige Zufriedenheit erfüllte die Reddoas auf dem Felsvorsprung. »Das Gift beginnt zu wirken!« Cantalic bemerkte, wie die Tiere hin und her schwankten. Sie rempelten sich gegenseitig an. Eines prallte gegen die Felswand. Es taumelte zurück, rammte nochmals den Berg und sackte schließlich zusammen.
    Die Erde zitterte, als mehrere Warane zu Boden krachten.
    »Jetzt!« Cantalic hob die Rechte. Die junge Kriegerin zu ihrer Linken drehte einen kurzen Holzstab in der Kuhle eines Steines. Funken sprühten. Kleine Äste fingen Feuer. Big Charley entflammte eine Fackel und schwenkte sie über seinem Kopf.
    Auf dieses Zeichen hatten die Reddoas auf dem Hochplateau im Osten gewartet.
    Als würde ein Windstoss über trockenes Laub fegen, so hörte es sich an, als sich ihre Körper aus dem Gras erhoben. Schweigend jagten sie die Hügel hinunter. Noch im Laufen setzten einige ihre Blasrohre an oder legten Steine in ihre Schleudern. Andere zogen die Macheten oder schwangen schon ihre Bumbongs.
    Die Wachen der Unsichtbaren hatten keine Chance.
    Ein Dornteufel blinzelte verschlafen, als einer der sitzenden Wächter neben ihm in den Sand kippte. Ein tödlicher Pfeil ragte aus seiner Kehle. Die Echse sprang auf die Beine. Doch noch bevor sie den Rachen aufreißen konnte, trennte eine Machete ihr den Kopf vom Rumpf.
    Bumbongs sirrten durch die Dämmerung, zertrümmerten Rippen, spalteten Schädel.
    Die Krieger der Reddoas näherten sich dem Lager.
    Plötzlich bewegte sich der Sand unter ihren Füßen. Fünf oder sechs Dornteufel stoben nach oben, Tiere, die noch nicht zur Tränke gegangen waren. Fauchend und kreischend fielen sie über die Angreifer her. Verzweifelt wehrten sich die Männer und Frauen. Mit ihren Macheten und Messern hieben sie auf die teilweise hüfthohen Bestien ein. Erst als sich keine der Echsen mehr bewegte, ließen sie ihre Waffen sinken. Es herrschte gespenstische Ruhe. Zerfetzte Nebelschwaden krochen über den blutgetränkten Boden.
    In einem weiten Kreis hatten die Anangu die Reddoas inzwischen eingekesselt. Die meist kleinen und dunkelhäutigen Männer hoben ihre Spieße, Äxte und Klingen. Schweigend beobachteten sie die überraschten Angreifer. Ein Stück jenseits des Kessels, unterhalb des
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