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187 - Angriff der Anangu

187 - Angriff der Anangu

Titel: 187 - Angriff der Anangu
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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Hals und schwarzem kurzen Schnabel. Es sah aus wie eine Mischung aus Truthahn und Emu und war etwas größer als ein Schwan. Es krähte wie ein Pfau, schlug mit den Flügeln und rannte ein Stück durch den Wald. Unter einem Eukalyptusbaum blieb es stehen, äugte zu Matthew Drax herüber und begann wieder zu krähen und zu flattern.
    Der blonde Mann stieg aus dem Sattel. Ihm war flau vor Hunger. Notfalls hätte er auch Käfer und Schlangen gegessen. Das Verhalten des großen Vogels kam ihm bekannt vor. »Komm schon, Speedy, wir schauen mal, wovon er uns ablenken will.«
    Sein Reittier am Zügel hinter sich herziehend, arbeitete er sich durch das Unterholz. Das Trutpfauhuhn krähte immer lauter. Es schlug mit den Flügeln, als wollte es abheben. Matt schätzte, dass der Vogel viel zu schwer war, um fliegen zu können.
    Er band das Malala an einem jungen Baum fest. Ast für Ast zur Seite biegend, drang er ins Gebüsch ein, bis er die Stelle erreichte, wo er den Vogel zum ersten Mal gesehen hatte. Suchend blickte er um sich. Vier Schritte entfernt schimmerte etwas Weißes am Boden.
    Er pirschte sich näher an die Stelle heran und ging vor einer Erdkuhle in die Hocke. Auf einem Polster aus Gras, Gefieder und Laub lagen drei faustgroße Eier. »Nicht übel.« Matt lief der Speichel im Mund zusammen. Der Vogel krähte wie in Todesnot.
    Drax fragte sich, wie er die Eier zubereiten sollte.
    Wasser floss zwar im Bachbett keine hundert Meter entfernt, doch er hatte keinen Topf, nicht mal einen Helm oder ein Stück Blech, die er zu einem Topf hätte umfunktionieren können. Einen Stein erhitzen, die Eier aufschlagen und darauf braten?
    Das Malala maunzte erst meckernd, dann stieß es einen lang gezogenen Pfiff aus. Der Vogel schrie in höchsten Tönen, Laub raschelte, Zweige brachen. Matt Drax sprang auf und fuhr herum: Den Schnabel weit aufgerissen und die kräftigen Schwingen gespreizt, brach das Trutpfauhuhn durch das Gebüsch und ging auf ihn los. Matt sprang zurück und wich dem Flügelschlag aus.
    Sieben, acht Schritte entfernte er sich vom Gelege des Vogels. Der hörte auf zu schreien und verlegte sich aufs Fauchen. Mit gespreizten Flügeln schritt er auf Matt zu.
    Seine schwarze Zunge sah aus wie ein mit Leder bezogener Skorpionstachel.
    »Weißt du was?« Der Mann aus der Vergangenheit zog einen zwanzig Zentimeter langen, daumendicken Stab aus dem Gürtel. »Spiegelei ist gut, Truthahn an Spiegelei ist besser.« Das schwarz glänzende Gerät sah mit seiner spindelförmigen Verdickung ein wenig aus wie eine Keule. Kombacter nannten es diejenigen, die es gebaut hatten – die Ureinwohner des Mars.
    Matt Drax fuhr den Teleskopgriff zu einer Länge von fünfzig Zentimetern aus, wählte den Modus und richtete den Stab auf den fauchenden Vogel. »Sorry, ich gönne dir dein Leben, aber meines geht in diesem Fall vor.« Als er den Auslöser berührte und der feine silbrige Strahl dem Trutpfauhuhn in die Brust fuhr, begriff er, dass sein Hunger buchstäblich mörderisch war.
    Später, als der Vogel schon gerupft und ausgenommen über der Glut röstete, schlug Drax die Eier auf und kippte sie dem Braten in die Brusthöhle.
    Das Fleisch des Vogels schmeckte etwas herb und nicht gerade zart. Aber es machte satt, und darauf kam es an. Die Abenddämmerung fiel über den Wald, während der Mann aus der Vergangenheit es verspeiste.
    Das Malala hatte zufrieden im Gebüsch geweidet, seit der Vogel tot war. Jetzt, als die Schatten erloschen und die Kronen der Eukalyptusbäume hundertfünfzig Meter über dem Waldboden mit dem Grau des Himmels verschwammen, jetzt wurde es plötzlich unruhig. Es stand kerzengerade auf den Hinterläufen, spitzte die Ohren und äugte in den Wald hinein. Dabei stieß es heisere Pfiffe aus und schlug mit dem kräftigen Schwanz ins Unterholz.
    Matt hörte auf zu kauen und lauschte. Er hörte den Abendwind durch die Laubkronen streichen, sonst nichts. Doch aus der Richtung, in die das Malala spähte, näherten sich die Umrisse eines Tieres. Es war etwas mehr als zwei Meter lang, hatte eine Schulterhöhe von gut anderthalb Metern und bewegte sich vollkommen lautlos durch das Gehölz. Da es sich offen zeigte und ohne Hektik bewegte, begnügte Matthew sich damit, es im Auge zu behalten, während er fortfuhr, seinen Hunger zu stillen.
    Das Tier ließ sich Zeit. Erst eine halbe Stunde später war es so nahe, dass der Mann aus der Vergangenheit keinen Zweifel mehr hatte: Es war ein imitierter Dingo.
    Größer und
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