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187 - Angriff der Anangu

187 - Angriff der Anangu

Titel: 187 - Angriff der Anangu
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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schlanker als das hundeartige Tier, das er aus Büchern und aus Zoos kannte, besaß sein postapokalyptischer Nachfahre Ohren groß wie Teller, die er wie kleine Parabolantennen aufrichtete, wenn er stehen blieb und lauschte. Auch war seine Schnauze auffallend spitz – spitzer noch als die eines Windspiels oder eines Afghanen –, und gekrümmte Hauer ragten ihm aus den Oberkiefern zu den Lefzen heraus.
    Zwanzig Meter vom Feuer entfernt, noch im Schutz des Unterholzes zwischen zwei Baumstämmen, ließ der Dingomutant sich auf den Hinterläufen nieder. Furcht schien ihm fremd. »Was willst du?«, rief Matt. »Hau ab! Das hier ist mein Lager! Und das ist mein Braten!«
    Der Bursche reagierte nicht, ließ die Zunge heraushängen und hechelte ungerührt. »Verschwinde, Dingo! Du machst mich nervös!« Das Tier blieb hocken, wo es war. »Du lässt mir keine Wahl.« Drax zog den Kombacter unter dem Gürtel hervor und zielte auf den ungebetenen Gast. Der stimmte ein raues Winseln an.
    Matt brachte es nicht fertig, abzudrücken. Das Tier machte einen zu friedlichen Eindruck. Statt eines tödlichen Energiestrahls löste er einen Lichtbalken aus und beleuchtete den Dingomutanten. Der hielt ganz still, wandte nicht einmal den Schädel, als ihm der Lichtkegel auf die Stirn fiel. Sein Fell war kurzhaarig und so rötlich braun wie der Steppenboden und das ausgetrocknete Flussbett.
    »Also gut.« Matt seufzte und schaltete den Kombacter aus. »Dann lade ich dich eben ein.« Er grinste. »Du kannst mich ›Der mit dem Dingo tanzt‹ nennen…« Mit seinem Taschenmesser schnitt er die beiden Flügel und den Hals des gebratenen Vogels ab und warf die Stücke dem Dingo entgegen. Der angelte sie sich aus dem Unterholz, klemmte sie zwischen die Fänge und trabte zurück in den Wald, wo die Dunkelheit ihn verschluckte.
    Der Mann aus der Vergangenheit beendete sein Mahl, schnitt sich das verwertbare Fleisch aus dem restlichen Braten und warf den Rest dorthin, wo der Dingo gesessen hatte. Das Fleisch steckte er in die längst leeren Proviantsäcke und verstaute sie zwischen den aufgefüllten Wasserflaschen in seinem Rucksack aus inzwischen schmutziggrauem Fischleder – den er jetzt als Kopfkissen benutzte.
    Die ersten Sterne zeigten sich am Himmel zwischen den Baumkronen. Er dachte daran, dass Aruula in diesem Moment vielleicht auch in den Abendhimmel blickte und die gleichen Sterne leuchten sah. Hinter seinem Brustbein wurde es warm, und er flüsterte ihren Namen.
    Als er eingeschlafen war, hörte er zwei Stimmen, die abwechselnd seinen Namen riefen. Im Traum blickte er sich um und sah ein Paar an der Stelle zwischen den Bäumen stehen, wo der Dingomutant gesessen hatte.
    Beide hatten weißes Haar und faltige Gesichter. »Komm mit uns, Matt«, sagte seine Mutter. »Wir warten auf dich.«
    »Das geht nicht Mum. Der Strahl der Hydree lässt keinen Weg in die Vergangenheit zu.«
    »Wir haben aber einen Weg gefunden, Matt«, sagte sein Vater. »Komm mit uns nach Hause.«
    »Es gibt kein Zuhause mehr, Dad. Der Komet hat alles zerstört. Auch unser Haus in Riverside.«
    »Komm mit uns, bitte«, flehten sie beide.
    »Ich kann nicht«, sagte Matt unter Tränen. »Ich muss zum Uluru. Ich muss zu Aruula.«
    ***
    Blackdawn riss ihren Blick von dem Kreuz in ihrer Hand los und spähte hinüber zur Höhle, in der sie ihre Mutter wusste. Der Wachposten vor dem Eingang war nur noch ein schwer von der Felswand zu unterscheidender Schatten. Über den scharfkantigen Felsformationen rund um das Tal ging der Mond auf. Der jungen, hünenhaften Frau war es schwer ums Herz.
    Wie ist es möglich, dass sie bereits mit dem Ahnen gesprochen hat? Und was wollte sie ihr über ihn mitteilen, bevor sie in diesen grauenhaften Irrsinn verfallen war, in dieses Gelächter einer Wahnsinnigen?
    Irgendetwas stimmt nicht!
    »Blackdawn!« Daagson Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Schnell ließ sie das Schmuckstück in der Tasche ihres Kleides verschwinden. Sie schlüpfte in die Öffnung der Bergwand. Nach einigen Metern wurde der Durchgang breiter und mündete kurz darauf in eine kreisrunde Senke.
    Ihre Füße traten auf weichen Sand. Neben einer Feuerstelle standen Schüsseln mit Früchten und Süßigkeiten, in einem Krug schwamm eine einzelne Blüte in leuchtendem Violett. Am Feuer, auf einem Schlaflager, saß ihr Geliebter und sah ihr entgegen.
    Blackdawn bestaunte die Blüte. Daagson bemerkte ihren Blick. »Sie verblasst neben deiner Schönheit.« Er erhob sich von dem
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