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1865 - Zeit des Terrors

Titel: 1865 - Zeit des Terrors
Autoren: Unbekannt
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aufgequollen!" entfuhr es Bull. „Regelrecht aufgeschäumt, das ganze Körpergewebe!
    So als wäre jede einzelne Zelle von innen heraus explodiert!"
    „Würdest du bitte ...", begann ich, aber er schnitt mir das Wort ab. Bull redete sich in einen Eifer hinein.
    „Ich weiß auch, daß es kein schöner Anblick ist, Perry", sagte er. „Aber wenn dies nicht unser Saboteur ist, wer dann? Vielleicht hat der wirkliche Saboteur ihn umgebracht, nachdem der Zentrifaal ihn erwischt hatte."
    „Dann hätte Szuker zwei Fremde übersehen", widersprach ich. „Und der Zentrifaal wäre rein zufällig kurz nach dem Saboteur hier heruntergekommen? Als dieser noch an seinem Werk war? Zu viele Zufälle, Bully. Vergiß es."
    Doch er blieb hartnäckig.
    „Ich habe sein Gesicht gesehen, und jetzt will ich seinen ganzen weißen Körper sehen", sagte er und machte sich an die Arbeit.
    Es war kein Vergnügen, dabei zuzusehen, aber vielleicht fand sich ja doch noch ein Hinweis auf das Schicksal dieses Fremden. Bull schälte ihn aus seiner Montur und näherte seinen Kopf mit angehaltenem Atem der Brust des Zentrifaal.
    Nach einer halben Minute stand er auf und stieß laut hörbar die Luft aus.
    „Und?" fragte ich ihn. „Hast du etwas entdeckt?"
    Er nickte. „Ich denke schon."
    „Und?" Wieso brauchte er so lange? Das war doch sonst nicht seine Art. „Herrje, was, Bully?"
    Er wischte sich mit einem Ärmel über die Sichtscheibe, als ob sie von außen beschlagen wäre.
    „Durch den gesamten Körper des toten Zentrifaal ziehen sich, soweit ich es gesehen habe, regelrechte winzige Kanäle, Perry. Es sind millimeterfeine Wunden, die nur mit einem sehr feinen Stichwerkzeug beigebracht worden sein können."
    „Dann war tatsächlich noch jemand hier unten", murmelte ich. „Der Mörder des Zentrifaal und der Saboteur. Oder der Zentrifaal war der Saboteur, und der andere kam, um ihn an weiteren Zerstörungen zu hindern."
    „Szuker?" fragte Bull.
    Ich hob die Schultern. Dann war ich es, der sich über den Toten beugte und sich an ihm zu schaffen machte.
    „Was tust du da, Perry?" kam die unvermeidliche Frage.
    „Das, wonach es aussieht", versetzte ich gereizt. „Ich entnehme Gewebeproben von Haut und Fleisch der Leiche, um sie später untersuchen zu lassen."
    „Ich muß hier heraus", stöhnte Bull. „Ich halte es nicht länger aus, Perry."
    „Gleich", sagte ich, während ich mit einem scharfen Gegenstand aus meiner Ausrüstung einen Fingerhut voll aus der aufgeschäumten, kaugummiweißen Haut des Zentrifaal nahm. Danach steckte ich die ID-Marke in eine meiner Taschen.
    Ich sah keinen Sinn darin, die Leiche mit an die Oberfläche zu nehmen. Ich sah mich noch einmal um, trotz Bulls Gezeter. Er war auf einmal wie ausgewechselt und redete nur noch davon, daß es für uns hier und jetzt nichts mehr zu entdecken gebe und wir schleunigst aus dem Schacht des Drachen herausmüßten, ehe ein weiteres Unglück passierte.
    Er hatte grausame Angst. Und wenn ich ehrlich bin - ich auch.
    „Also gut, Bully", sagte ich schließlich. „Wir kehren um. Aber denk daran, daß wir wieder in die Flamme gelangen und daß gleich jeder des anderen Feind sein wird."
    „Ich denke die ganze Zeit an nichts anderes", meinte er und hob nach oben ab.
     
    *
     
    Es wurde hart, wie wir gewußt hatten.
    Zuerst waren wir den Sechs-Meter-Schacht hinaufgeschwebt und dann mit voller Beschleunigung unserer AntigravPaks durch den großen Schacht und die orangefarbene Flamme weiter in die Höhe. Trotzdem hatte jeder von uns beiden das Gefühl, daß es eine Ewigkeit dauere; und als hätten wir einander hundertmal umgebracht.
    Sobald wir über den Rand des Schachts waren, schossen wir aus der Flamme hinaus und über Herz-FÜNF hinweg. Diesmal lagen keine energetischen Hindernisse mehr im Weg. Szuker und seine zur Offensivwaffe umgewandelten Defensivfelder existierten nicht mehr.
    Bull mußte es auch gehört haben. Als wir in den großen Schacht hochstiegen, hatte es unter uns einen dumpfen Knall gegeben. Ich war sicher, daß eines der glühenden, heißgelaufenen Aggregate explodiert war, hatte aber absolut keine Lust, umzukehren, um mich davon zu überzeugen.
    Die Stärke der Aggressionsstrahlung hatte sich im gleichen Moment verdoppelt. Das war mir Antwort genug. Ich glaubte nicht, daß von nun an jemals wieder ein Lebewesen den Drachenhort bei vollem Bewußtsein würde betreten können. Vielleicht Roboter, aber kein Wesen aus Fleisch, Blut und Seele.
    „Was machen wir, wenn
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