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1861 - Bomben für den Brutkosmos

Titel: 1861 - Bomben für den Brutkosmos
Autoren: Unbekannt
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Dao-Lin-H’ay gelassen. „Du wirst sie schon freiwillig ausspucken müssen ..."
    Ihr Vorschlag war nicht schlecht und erwies sich sogar als durchführbar, aber für mich lief es auf eine extreme Strapaze hinaus. Das Extrahirn - für diese Aufgabe durchaus geeignet - suchte die benötigten und brauchbaren Informationen im fotografischen Gedächtnis zusammen; ich brauchte sie dann nur noch auszusprechen unaufhörlich und mit größtem Tempo. Das Extrahirn stellte gewissermaßen eine Kurzschlußleitung zwischen Gehirn und Kehlkopf her; mein normaler Verstand blieb außen vor und vollkommen untätig.
    Vor Tausenden von Jahren hatte es einmal einen Beruf gegeben, den vor allem Frauen ausgeübt hatten: Texte in eine Maschine einzutippen. Nach einem gewissen Training waren diese Menschen imstande gewesen, schneller zu tippen, als sie eigentlich lesen konnten. Sie hatten gleichsam einen Kurzschluß zwischen Augen und Fingerspitzen hergestellt; am Ende eines Arbeitstages hatten sie zwar Hunderttausende von Zeichen eingetippt, aber von dem Text nicht das geringste mitbekommen.
    Ich brauchte dafür im Schnelldurchgang zwei Stunden, dann klang meine Stimme nach Reibeisen, und ich war restlos erschöpft. Schließlich mußte ich aufhören, weil ich bei einem noch längeren Einsatz keinen verständlichen Laut mehr hätte hervorbringen können.
    „Ich hoffe, es genügt", sagte ich krächzend. Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich meine Stimmbänder fühlen; sie schienen wund gescheuert zu sein.
    Dao-Lin-H’ay gab ein amüsiertes Schnurren von sich.
    „Du klingst gut, Atlan", sagte sie. „Fast wie einer von uns Kartanin. So gefällt mir deine Stimme."
    Ich verzichtete auf eine Antwort, um meinen Sprechapparat zu schonen. Aber einmal mehr hatte ich feststellen können, zu welchen Leistungen das Extrahirn in der Lage war, wenn man seine Fähigkeiten optimal ausreizte.
    „Okay, dann kann es jetzt losgehen", meinte Myles Kantor. „Hoffentlich haben wir Glück - wir werden es nämlich brauchen ..."
    Wir setzten uns vorsichtig in Bewegung. Langsam trieben wir auf eines der Gliederschiffe zu. Es schwebte antriebslos in Goeddas privatem Kosmos, in der Nähe des eigentlichen Bauwerks, das ich scherzhaft Lebkuchenhaus getauft hatte. Nach Späßen dieser Art war mir jetzt nicht mehr zumute; dieses Gebilde stellte für die Menschheit eine ungeheure Bedrohung dar.
    Umschwirrt wurde das Bauwerk von Dutzenden von Kegelstümpfen, jeder ungefähr fünfzig Meter lang.
    In das stumpfe Heck dieser Gefährte wurde unablässig jene eigentümliche breiige Masse gepumpt, die wir schon kannten; am dünneren Bug wurde diese Masse in Gestalt von vielfach gewundenen und ineinander verschlungenen Röhren wieder herausgepreßt, die in das Bauwerk Goeddas integriert wurden.
    Mangels besserer Bezeichnung hatten wir das Material Manna getauft, ein Gedanke, der mir in dieser Lage seltsam absurd, ja fast schon zynisch erschien. Von Gott gesandte Himmelsnahrung war das nicht, vielmehr jener Rohstoff, den das Scheusal Goedda brauchte, um immer weiter zu wachsen und noch mächtiger zu werden.
    Es war ein kaum überschaubares, chaotisches Gewimmel. Gleichzeitig waren zahllose Truppen von tolkandischen Robotern damit beschäftigt, ellipsoide Schaltstationen aus den Gliederschiffen zu befördern und in das Gewirr von Röhren und Schläuchen zu integrieren.
    Bei unserem ersten Vorstoß in Goeddas Brutkosmos hatten wir feststellen können, daß im Zuge der Erweiterung des Bauwerks nicht nur das Manna und die ellipsoiden Schaltstationen zum Aufbau verwendet wurden. Nach dem Abschluß dieser Arbeiten zerlegten sich die meisten Roboter in ihre Einzelteile und wurden ebenfalls in das Bauwerk eingefügt. Die dann noch übriggebliebenen Roboter schlossen sich dann in Gruppen von bis zu zehn jeweils einem Physander an und verschwanden auf Nimmerwiedersehen im Inneren des Bauwerks. Ich war sicher, daß für die Physander bei der nächsten Erweiterung Goeddas das Leben beendet war, aber nach allem, was wir über die Tolkander wußten, fieberten sie förmlich danach, sich für die große Sache Goedda zu opfern.
    Mit gefiel diese Seppuku-Mentalität überhaupt nicht, aber das war eine Angelegenheit der Tolkander.
    Wenn sie es so wollten, bitte sehr. Aber Milliarden von Menschen und anderen Intelligenzwesen durch seelische Manipulationen dazu zu bringen, sich diesem kollektiven Selbstmord nicht einfach nur anzuschließen, sondern anschließen zu wollen das war etwas, das ich
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