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1852 - Die Galornin

Titel: 1852 - Die Galornin
Autoren: Unbekannt
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weniger wußten als Kaif Chiriatha.
    Kaif hätte also mit sich zufrieden sein können, doch dieser nach außen gezeigte Anschein trog. Sie wußte, daß sie die Lehrjahre auf Helter Baaken brauchte. Sie machte sich auf allen erreichbaren Gebieten kundig und nahm mit, was sie an Wissen nur bekommen konnte. Doch das war nicht ihre Zukunft. Ihre Zukunft sah sie im Weltraum, im Dienst der Koalition Thoregon und ihren Idealen.
    Sie konnte kaum erwarten, daß Thoregon oder sein Bote, Ce Rhioton, zu ihr kam. Also mußte sie zu Thoregon gehen. Und Thoregon war innerhalb der Pentrischen Wolke konkret nur in Form des gewaltigen Bauwerks präsent, das dort im Vakuum Stück für Stück im Entstehen begriffen war. Allerdings war es nicht einfach, dorthin zu gelangen. Offenbar wurden diejenigen, die dort draußen am Heliotischen Bollwerk arbeiten durften, streng ausgewählt. Bei allen ihren inzwischen vorhandenen Beziehungen und ihrer Raffinesse war es Kaif nicht gelungen herauszufinden, durch wen.
    Es war einer der Abende, an denen Muum Dugesm sie besuchte. Meistens meldete er sich vorher an, diesmal nicht. Schon als er über ihre Türschwelle trat, wußte Kaif, daß dies keiner der normalen Besuche zwischen den beiden Galornen war, deren anfängliche Rollen sich im Laufe der Zeit verändert hatten. Sie betrachtete ihn zwar immer noch als ihren Lehrmeister und Mentor, doch sie waren längst Freunde geworden, die sich gegenseitig achteten.
    Muum Dugesm konnte, wie so oft, auch heute seine Erregung nicht lange verbergen. Dennoch unterhielten sie sich ausgiebig, er erkundigte sich nach ihrer Arbeit und den Fortschritten im mentalen Bereich.
    Kaif spürte jedoch genau, daß er die Überraschung, die er ihr mitgebracht hatte, nur hinauszögern wollte.
    Sie aßen und tranken und ließen ihre Auren aufeinander wirken. Endlich, es war schon um die Tageswende, lehnte Dugesm sich zurück und sah ihr in die schwarzen, runden Augen.
    „Ich kann dich zur Baustelle bringen, Kaif", sagte der ältere Galorne. „Du kannst am Projekt mitarbeiten, falls dies dein Wunsch ist."
    Sie starrte ihn für einen Moment fassungslos an. Sie hatte so etwas geahnt, aber nie zu glauben gewagt.
    „Falls dies ... mein Wunsch ist?" hörte sie sich sagen. Ihre Augen waren feucht. „Oh, liebe Seele, es gibt keinen größeren!"
    Im nächsten Augenblick hielt sie sich die Hand vor den Mund. Liebe Seele! Es war ihr ehrlich über die Lippen gekommen, so voller Dankbarkeit war sie. Doch ihm gegenüber geziemte sich diese Form der Anrede nicht! Sie suchte schon Worte für eine Entschuldigung, als er sanft ihre Hand nahm und sie streichelte.
    Seine Augen glänzten.
    „Sag jetzt nichts, Kaif", bat er sie, glücklich lächelnd. „Es freut mich, daß ich mich nicht geirrt habe. Ich bin nicht mehr dein Lehrer, und der Tag wird kommen, an dem ich stolz darauf sein werde, mich deinen Schüler nennen zu dürfen. Wenn es so ist, dann hat mein Leben einen Sinn gehabt."
    „Red nicht so!" rief sie ihm erschrocken entgegen. Sie hatte das Gefühl, als müsse sich alles um sie drehen. „Bitte nicht!"
     
    *
     
    Kaif brauchte nicht lange, um vorerst Abschied von ihrer bisherigen Umgebung zu nehmen und sich für das große Abenteuer bereit zu machen. Genau das war es für sie, ein Abenteuer und eine Herausforderung, vielleicht die erste wirkliche Bewährungsprobe in ihrem neuen, gefestigten Dasein.
    Sie war inzwischen achtzig Jahre alt, für eine Galornin immer noch eine blutjunge Frau.
    Muum Dugesm versprach, sich um ihr Haus zu kümmern, solange sie fort war. Natürlich war es durch das Transmitternetz eine Sache von wenigen Stunden, von der Baustelle nach Hause zu gelangen, aber Kaif ging davon aus, daß sie - einmal vor Ort - ihre ganze Konzentration in das Projekt einbringen würde und kaum noch Gedanken für anderes hätte.
    Sie behielt recht.
    Muum Dugesm ließ sich mit ihr in die Raumstation bei der Baustelle bringen, von wo aus Kaif vor Jahren den ersten Blick auf das Projekt geworfen hatte. Inzwischen war es sichtlich weiter fortgeschritten. Überall waren riesige Plattformen verankert, auf denen Galornen standen und Technikteile montierten. Auf anderen Plattformen, die sich in einer Warteposition befanden, stapelten sich, von Schwerefeldern gehalten, unbekannte Materialien. Es waren Flöße, energetisch und mechanisch aneinandergekoppelt, die teilweise aus dem Staubmantel der Dunkelwolke zu kommen schienen.
    „Du wirst dort herauskommen", sagte Dugesm und deutete auf
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