Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1852 - Die Galornin

Titel: 1852 - Die Galornin
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
niemals auf Kosten eines anderen Galornen.
    Sie begab sich nach Baaken Bauu und suchte bei ihrem ehemaligen Lehrmeister Rat. Muum Dugesm redete ihr zu, daß sie sich keinerlei Vorwürfe zu machen brauche und diese einmalige Chance ergreifen solle.
    Es sei ihr vom Schicksal vorherbestimmt!
    „Geh zurück in den Weltraum!" sagte er ihr. „Dort wirst du gebraucht, bis dich eine andere Weisung erreicht."
    „Wer soll mir jetzt noch etwas befehlen?" fragte sie provozierend, aber nicht überheblich. Einsamkeit klang aus ihren Worten. „Ce Rhioton?"
    Muum Dugesm nickte.
    „Er wird kommen", prophezeite er, „und zwar bald, um nach dem Rechten zu sehen. Befolge bis dahin die vorliegenden Anweisungen des Boten und der Koalition. Bau weiter am Heliotischen Bollwerk. Vollende es! Und vergiß dabei deinen Freund Muum Dugesm nicht."
    Als er ihr diesmal die Hand drückte, gab es für sie keinen Zweifel mehr.
    Er, dem sie alles zu verdanken hatte, liebte sie und würde alles für sie geben.
    Halb erwiderte sie seine Gefühle, halb gehörten sie einem anderen.
    Sie kehrte zur Baustelle zurück, wo sich inzwischen die ersten Teile und Teilkomplexe zusammengefügt hatten, und übernahm die Kontrolle.
    Jetzt erst, als sie die ganze Verantwortung trug, wurde ihr deutlich bewußt, wie wenig sie alle über das fertige Objekt und dessen Zweck wußten und dennoch wie besessen daran arbeiteten - besessen von dem Gedanken, im Interesse von Thoregon etwas zu leisten.
    Die einfachen Arbeiter und Arbeiterinnen zerbrachen sich dabei nicht groß den Kopf darüber, was Thoregon war und was sie taten. Ihnen genügte die unvorstellbar positive Aura, die am Bauort alle erfüllte.
    Darin fühlten sie sich wohl, und dafür nahmen sie alle Mühen auf sich.
    Sie arbeiteten für Thoregon, auf Helter Baaken nur als nichtssagendes Schlagwort bekannt. Sie arbeiteten im Interesse des Friedens und gingen darin auf! Sie gaben ihrem Dasein einen Sinn, auch wenn er verklärt war, und das war ihnen Lohn genug.
    Deshalb stellten sie auch keine Fragen nach dem Zweck ihres Schaffens. Sie vertrauten Thoregon, denn was ihnen Ce Rhioton überbrachte, das konnte nicht schlecht sein.
    Kaif Chiriatha und Lopt Zadheven trafen sich bei verschiedenen Gelegenheiten. Sie suchte nicht den Kontakt zu ihm, solange sie sich über ihre Gefühle nicht im klaren war. Und solange es bis zur Fertigstellung des Bauwerks dauerte, mußten die Gefühle zurückstehen.
    So vergingen viele Jahre. Aus den Ressourcen der Pentrischen Wolke wurde Material gebracht, auch weiterhin von außerhalb. Wie ihr Vorgänger kannte Kaif viele der benötigten Stoffe nicht, die unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen in das langsam zusammenwachsende Bollwerk eingebracht werden mußten. Sie vertraute auf Thoregon, auf Ce Rhioton.
    Sie erlebte ihren hundertsten Geburtstag im Weltraum und feierte ihn mit ihren Mitarbeitern. Auch Lopt Zadheven war dabei. Er blieb, bis der letzte vor ihm gegangen war, und schenkte ihr eine Blume, die auf Helter Baaken nur auf einer einzigen Insel wuchs. Sie war das Symbol für das Verlangen eines Galornen nach dem andersgeschlechtlichen Partner.
    „Gib mir noch Zeit, Lopt!" bat sie ihn. „Ich kann meine Seele nicht teilen. Laß uns warten, bis das Bollwerk vollendet ist."
    „Wenn es dein Wunsch ist", sagte er, und sie fühlte seine Enttäuschung, „dann werde ich warten."
    Er wandte sich zum Gehen. Sie hielt ihn auf.
    Dann nahm sie die Blume entgegen, und damit war ihr Bund besiegelt. Es war mehr als eine Geste. Es war ein heiliges Versprechen.
    Sie umarmten sich und ließen ihre Auren ineinanderfließen. Als Lopt dann ging, strahlte er Glück und Zufriedenheit aus.
    Sie blickte ihm nach und dachte an Muum Dugesm. Sie fragte sich, ob es recht war, was sie getan hatte.
    „Wir werden immer Freunde bleiben, Muum", murmelte sie, „solange wir leben."
    Dann begann sie mit den gedanklichen Vorbereitungen für die nächste Bauphase, die in wenigen Tagen beginnen sollte.
     
    *
     
    Immer noch kamen Unmengen von neuem Material hinzu. Der Bauplatz wirkte aus der Distanz wie eine gigantische Wolke aus technischen Teilen, die durch die Gravitationsfelder zusammengehalten wurden.
    Als das Heliotische Bollwerk halb fertig war, sah es aus wie ein flaches, rotierendes Trapez, dessen längste Seite stark ausgefasert und vorne an vielen Stellen geöffnet war. An diesen Stellen, so sahen die Pläne es vor, sollte der Rest des Bauwerks in fertig montiertem Zustand einmal angeflanscht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher