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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller
Autoren: Bastei Lübbe
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PROLOG

Wasser, Wind, Staub

    ... Und hier unser aktueller Wetterbericht, präsentiert von »Air-Plus - Gesunde Luft für Ihr Zuhause«. Unser Topthema heute lautet: Orkan in Großbritannien. Vor etwa 60 Minuten erreichte ein Orkan der Windstärke 12 die Britischen Inseln. Bis zur Stunde geht man bereits von mindestens dreißig Todesopfern aus. Mehr dazu in wenigen Augenblicken.
    In den Niederlanden verstärkt man indessen in Erwartung der Sturmausläufer die Deiche. Man hofft so, dass sie dem Unwetter einigermaßen standhalten werden. Im Anschluss geben wir Ihnen praktische Ratschläge zum Schutz Ihres Eigentums.
    Die extreme Trockenheit in Andalusien geht mittlerweile in den dreizehnten Monat. Der Anbau von Orangen ist seither völlig zum Erliegen gekommen. Hören Sie dazu unser Dossier, das sich mit den tief greifenden sozialen Folgen beschäftigt.
    Die Quallenplage an der italienischen Adriaküste nimmt beängstigende Ausmaße an. Tausende der hochgiftigen Tiere werden zurzeit an den Stränden angeschwemmt. Unsere Reporter sind vor Ort und berichten exklusiv für Sie.
    Eine Warnung noch an unsere Hörer, die in den Alpen unterwegs sind: Nach mehreren Erdrutschen mussten einige Bundes- und Landstraßen gesperrt werden. Betroffen sind auch Autobahnen. Nach einer kurzen Unterbrechung für einen Werbespot unseres Sponsors Green Links geben wir Ihnen einen Überblick über die Verkehrssituation. Sie hören EuroSky, die aktuellsten Wetternachrichten für Ihre Region. Bleiben Sie dran!
    Checkpoint
    Haben Sie Probleme mit der Trinkwasserversorgung? Das System Global Filter verwandelt auch das Wasser des Baches in Ihrer Nachbarschaft zu Trinkwasser. Die neuartige Technologie PolluKill™ von BioGen Labs arbeitet auf der Grundlage transgener Bakterien, die jedem Wasser ohne Gefahr für den menschlichen Organismus zu klarer Reinheit verhelfen. Für nur 1499 Euro haben Sie immer frisches Trinkwasser bereit. Zwei kostenlose Nachfüllungen sind im Preis inbegriffen. Bitte beachten Sie: Das aufbereitete Wasser darf weder zur Zubereitung von Säuglingsnahrung noch zum Waschen von Kleinkindern verwendet werden.
    Sintflutartiger Regen peitscht, von heftigen Sturmböen getrieben, über die Windschutzscheibe des Volvo-Fünfzigtonners. Obwohl die Scheibenwischer auf höchster Stufe arbeiten, werden sie der Wassermassen längst nicht mehr Herr. Der tosende Wind rüttelt wie mit eisernen Fäusten an der Karosserie des Lkw, doch die zwölf mit Polycarbonatreifen bestückten Räder halten ihn auf dem Asphalt wie auf einer Schiene. Er weicht keinen Zentimeter von seiner Bahn ab. In etwa hundert Metern Abstand folgt ihm ein zweiter, in feinen Wasserstaub eingehüllter Lastwagen mit der gleichen Exaktheit. Regen prasselt erbarmungslos auf die beiden glänzenden, mit der Shell-Muschel versehenen Tanks.
    Plötzlich ertönt in den mit unzähligen elektronischen Kontrollleuchten ausgestatteten Fahrerkabinen ein Alarmsignal. Auf dem oberen Teil der Windschutzscheiben beider Laster erscheint eine rote Leuchtschrift, die in drei Sprachen - Niederländisch, Englisch und Deutsch - verkündet: Checkpoint in 500 m. Haltepflicht.
    Die beiden auf Autopilot geschalteten Lkws bremsen synchron, bis sie vor der blinkenden Schranke des Autobahnkreuzes von Zurich am Ufer des Wattenmeeres seufzend zum Stehen kommen. Jenseits der teilweise unter Wasser stehenden Fahrbahn toben entfesselt wütende Wellen, brechen sich schäumend am Deich, überziehen die graugrüne Landschaft mit gelblichem Salz und untermalen das Brüllen des Orkans mit ihrem düsteren, drohenden Rollen. Die in langen Reihen am Ufer des Ijsselmeeres aufgestellten Windräder hat man wegen des Sturms abgeschaltet. Die Rotoren vibrieren und schwanken gefährlich auf den Mastspitzen und verstärken den höllischen Lärm mit ihrem schaurigen Klagen. Nur eines der Windräder scheint einen Defekt im Sicherheitssystem zu haben - es dreht sich wie verrückt und dröhnt wie eine ausgerastete Riesenhornisse. Sollte es zerbersten, was jeden Moment passieren kann, würden die vom Sturm weggepeitschten, über vierzig Meter langen Rotorblätter alles enthaupten, was sich ihnen in den Weg stellt.
    Neben der blinkenden Schranke steht ein Wärterhäuschen aus Aluminium, ein winziger, unsicherer Zufluchtsort zwischen den entfesselten Elementen. Die Polizisten bemühen sich gar nicht erst ins Freie; sie setzen sich lieber per Funk mit dem ersten Tanklastzug in Verbindung.
    »Identifizieren Sie sich.«
    »Transport
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