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1851 - Dreizehn Seelen für den Satan

1851 - Dreizehn Seelen für den Satan

Titel: 1851 - Dreizehn Seelen für den Satan
Autoren: Michael Breuer
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Gesicht.
    Unendlich langsam schüttelte Dayna den Kopf. Sie lächelte. Dann griff sie mit der Hand unter ihre Bluse. Als ihre Finger wieder hervorkamen, umklammerten sie einen langen, silbernen Ritualdolch mit gebogener Klinge.
    »Zeit zu sterben, Liebes«, erklärte die Hexe sanft.
    Es war fünf Minuten vor Mitternacht …
    ***
    Reverend Lewis Boyle war Sukos Rat gefolgt und hatte sich gemeinsam mit seiner halb geleerten Whiskyflasche in der Sakristei der Kirche versteckt. Dort hatte er es freilich nicht lange ausgehalten.
    Tiefe kreatürliche Angst erfüllte ihn. Doch gleichzeitig schalt er sich auch einen Feigling.
    Er wusste, eigentlich hätte er jetzt draußen sein müssen, um seine Schäfchen vor dem Zugriff des Bösen zu beschützen.
    Boyle war hin- und hergerissen. Nicht zum ersten Mal in den vergangenen Stunden und Tagen kam er sich unglaublich erbärmlich vor.
    Mittlerweile war er in den Hauptraum der Kirche zurückgekehrt. Leicht schwankend starrte er auf das große Altarkreuz. Seine Gedanken jagten sich.
    Mit einem Mal war ihm völlig klar, dass er sich nicht länger verkriechen durfte. Er war ein Mann des Glaubens und wenn er auch dann und wann vom rechten Wege abgewichen war, so würde er doch nicht vor der Macht des Bösen zurückweichen.
    Keuchend begab sich Reverend Boyle zum Eingangsportal, um vorsichtig hinauszuspähen. Er fröstelte, als er das unheimliche Schauspiel betrachtete. Die hypnotisierten oder besessenen Dorfbewohner füllten den großen Platz vor der Kirche. Dreizehn Personen lagen gefesselt am Boden. Diese sollten das abscheuliche Blutopfer bilden.
    Die Hexe selbst stand inmitten des Opferkreises. Sie hatte einen Ritualdolch gezückt.
    Boyle leckte sich über die Lippen. Er erkannte, dass sie jeden Moment mit ihrem blutigen Handwerk beginnen würde.
    Jetzt galt es!
    Er hatte nun die Chance, als wahrer Mann des Glaubens für seine Schäfchen einzustehen oder zu kneifen und dafür nie wieder in den Spiegel schauen zu können.
    Der Reverend brauchte nicht lange, um eine Entscheidung zu treffen. Noch einmal taumelte er zurück in den hinteren Teil der Kirche, wo er ein gewaltiges Zeremonienkreuz an sich nahm. Dieses wurde normalerweise bei feierlichen Prozessionen verwendet. Heute Nacht jedoch sollte es als Waffe gegen das Böse dienen.
    Boyle keuchte unter dem Gewicht des Kreuzes, das sich als bleischwer erwies. Dennoch setzte er tapfer einen Fuß vor den anderen und bahnte sich seinen Weg zurück in Richtung Eingangsportal.
    Dort angekommen schloss er kurz die Augen, um ein Stoßgebet in Richtung Himmel zu schicken.
    Und dann stieß Reverend Boyle die Tür auf.
    Tapfer hielt der Geistliche das Zeremonienkreuz vor sich. Mit einem irren Schrei stürmte er ins Freie.
    ***
    Suko und ich hatten auf dem Dach des Gemeindehauses noch einen Moment beratschlagt. Wir wussten, wir mussten schleunigst eingreifen, bevor die Hexe ihr geplantes Ritual tatsächlich durchführen konnte. Die Zeit drängte, denn mittlerweile war es kurz vor Mitternacht.
    Einen genialen Plan hatten wir nicht, aber wir mussten schleunigst handeln.
    Gemeinsam stiegen wir vom Dach und verließen das menschenleere Gemeindehaus. Wächter hatte die Hexe nicht zurückgelassen. Das ganze Geschehen konzentrierte sich auf den Dorfplatz. Dort sollte das blutige Spektakel stattfinden.
    Seite an Seite drängten Suko und ich durch die engen Gassen, die uns zu unserem Ziel führen sollten. Dabei achteten wir darauf, nicht vorzeitig entdeckt zu werden. Wenn uns die Hexe nämlich erst die komplette Einwohnerschaft auf den Hals hetzte, waren wir geliefert. Dann hatten wir keine Chance mehr.
    »Weiter«, flüsterte ich, als Suko kurz stehenblieb. Der Chinese hatte den Stab des Buddha gezückt, mit dem er für fünf Sekunden die Zeit anhalten konnte. Möglicherweise konnte uns dieser beim Angriff auf die Hexe nützlich sein. Allerdings gab es immer noch die Einschränkung, dass Suko innerhalb der fünf Sekunden niemanden töten durfte.
    Man würde sehen …
    Schließlich erreichten wir unser Ziel. Aus dem sicheren Dunkel einer Gasse konnten wir das Geschehen auf dem Platz beobachten. Aus einiger Entfernung erblickte ich Susan. Susan lag im Kreis der übrigen Opfer gefesselt am Boden.
    Unsere Gegnerin schritt die Runde der Todgeweihten ab. Wir konnten sehen, dass ihre Lippen unhörbare Worte murmelten. Offenbar war es mit der Ermordung der Menschen nicht getan. Rituelle magische Formeln schienen ebenfalls vonnöten zu sein.
    Vor jedem Opfer
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