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1851 - Dreizehn Seelen für den Satan

1851 - Dreizehn Seelen für den Satan

Titel: 1851 - Dreizehn Seelen für den Satan
Autoren: Michael Breuer
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blieb die Hexe kurz stehen und sagte ihr leises Sprüchlein auf.
    Ich krampfte meine Hand fester um die Beretta. Wie einfach wäre es jetzt gewesen, dem Ganzen mit einer gezielten Silberkugel ein Ende zu machen!
    Aber ein solches Vorgehen verbot sich für mich natürlich von selbst. Auch wenn ich eine grausame Hexe zur Gegnerin hatte, würde ich doch niemals jemand einfach aus dem Hinterhalt abknallen. So abgebrüht war ich nicht und darauf war ich auch durchaus stolz.
    Suko warf mir einen Seitenblick zu. Mein Freund lächelte unmerklich. Offenbar hatte er meine Gedanken erraten. Ich lächelte knapp zurück. Nach all den Jahren verstanden wir uns ohne Worte.
    Mit gezückter Waffe trat ich aus meiner Deckung.
    Sofort ruckte der Kopf der Hexe zu mir herum. Sie hatte mich sofort entdeckt.
    Mit verzerrtem Gesicht hob sie die Hände. Ich hatte den Eindruck, als wolle unsere Gegnerin einen bösen Zauber weben, doch dazu kam es nicht mehr.
    Zu unserer Überraschung wurde das Eingangsportal der nahen Kirche aufgestoßen. Mit einem wilden Schrei auf den Lippen stürmte der dickliche Dorfpfarrer ins Freie. Er trug ein massives Zeremonienkreuz vor sich her. Offenbar hatte er all seinen Mut zusammengenommen, um im Alleingang gegen die Hexe anzutreten.
    Ich bewunderte den tapferen Mann dafür, aber mir war klar, dass er alleine keine Chance hatte.
    »Los«, zischte ich Suko zu.
    Gemeinsam stürmten wir auf den Dorfplatz. Nun nahmen auch die besessenen Dörfler Notiz von uns, aber mangels weiterer Befehle verharrten sie regungslos auf ihrem Platz.
    »Wir müssen ihm helfen«, brachte ich hervor.
    Suko nickte nur.
    Fauchend war die Hexe herumgefahren und blickte dem tapferen Geistlichen entgegen. Der Anblick des Kreuzes setzte ihr zu, aber schien ihre Wut nur noch zu steigern.
    Plötzlich gestikulierte sie. Ihre schlanken Hände vollführten kompliziert aussehende, magische Gesten.
    Das würde nicht gut enden!
    Meine Befürchtungen bewahrheiteten sich nur Sekundenbruchteile später. Der tapfere Reverend erstarrte mitten in der Bewegung. Er wirkte wie festgefroren. Nur in seinen Augen zeigte sich noch Leben. Nackte Panik sprach aus ihnen.
    »Lass ihn in Ruhe«, gellte meine Stimme über den Platz.
    Die Hexe wandte sich wieder uns zu.
    »Es ist zu spät«, ließ sie uns wissen.
    Gleich darauf verstand ich, was sie meinte. Das schwere Kreuz in seinen Händen begann rot zu glühen, als es immer heißer wurde. Der Gestank verbrannten Fleisches wehte zu uns herüber. Die Panik in den Augen des Pfarrers wich unendlicher Qual. Gleichwohl war er unfähig, das schwere Kreuz fallen zu lassen.
    »Verdammt«, entfuhr es mir.
    Während ich noch ungläubig auf das furchtbare Geschehen starrte, entzündete sich die Soutane des Reverends. Innerhalb weniger Sekunden verwandelte sich sein massiger Körper in eine hell lodernde Flammensäule. Der ganze Vorgang ging in gespenstischer Lautlosigkeit vor sich.
    Wir konnten ihm nicht mehr helfen.
    »Dieser Wahnsinn muss ein Ende haben«, brachte Suko hervor. Die Miene meines Partners war versteinert. Auch ihm ging der furchtbare Anblick nahe.
    »Allerdings«, entgegnete ich.
    Unter dem bösartigen Lachen der Hexe riss ich die Beretta hoch. Schweißperlen rannen über meine Stirn. Für einen winzigen Moment war ich bereit, meine Prinzipien einfach zu vergessen und sie kurzerhand über den Haufen zu schießen.
    Dann ließ mich ein Geräusch in der Bewegung erstarren.
    Ein Glockenschlag war es.
    Der Kopf der Hexe ruckte herum. Mit verzerrtem Gesicht blickte sie hinauf zum Turm der Dorfkirche.
    Ein zweiter Glockenschlag folgte.
    Das Zifferblatt der Kirchturmuhr zeigte Mitternacht an.
    »Das Spiel ist aus«, erklärte ich. »Deine Zeit ist abgelaufen.
    Unserer Gegnerin schien es kaum fassen zu können. Sekundenlang stand sie wie gelähmt da, während weitere Glockenschläge die Stille der Nacht zerrissen. Dann riss sie mit einem irren Schrei den Dolch hoch und machte Anstalten, sich auf das nächstgelegene Opfer zu stürzen.
    Ich feuerte.
    Meine Kugel traf den rechten Arm der Hexe. Sie stieß einen kehligen Schrei aus, aus dem ich Schmerz und Verzweiflung gleichermaßen heraushörte. Aufheulend brach sie in die Knie. Der Dolch entglitt ihren Fingern.
    »Gib auf«, sagte ich mit belegter Stimme, ohne dabei die Waffe zu senken. Ich war auf alles gefasst.
    Wieder schlug die Kirchturmuhr. Zum zwölften Mal mittlerweile.
    Wie aus dem Nichts zuckten plötzlich grelle Blitze über den Himmel. Unheimliches
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