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184 - Die Herren von Sydney

184 - Die Herren von Sydney

Titel: 184 - Die Herren von Sydney
Autoren: Ronald M. Hahn und Stephanie Seidel
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Betrügern beschützen lassen, wird sich hier viel ändern…«
    »Eine Revolution«, sagte Vogler mit finsterer Miene, »ist selten eine friedvolle Angelegenheit.«
    Nikodeemus nickte. »Es gibt eine Menge Leute, die sich von den Herren im Hohen Haus heftig ins Abseits gedrängt fühlen. Es sind nicht nur Anhänger der Kristianer, sondern auch gewalttätige Kerle, die sich nicht scheuen, zu den Warfen zu greifen und jeden zu töten, der die Uniform des Hohen Hauses trägt.«
    Roney erbleichte.
    »Wir sollten also dafür sorgen, dass die Umwälzung, wenn es denn eine geben soll, friedlich vonstatten geht.«
    Nikodeemus schaute in die Runde. »Ich glaube, ich gehe jetzt zu Kaplan Willie. Um abzuklären, was wir den Gläubigen und den Kirchenfürsten morgen bei der Frühmesse erzählen…«
    ***
    Das lederne Knirschen kam näher.
    Die Gestalt, die das einsame Haus beobachtete, ging hinter Gestrüpp in Deckung. Ein Mensch mit schwarzem Mantel und Schlapphut näherte sich geduckt dem Gebäude, in dem Quart’ol und seine Begleiter mit dem Bewusstlosen verschwunden waren.
    Der Beobachter verwünschte stumm die Störung. Der sich nähernden Mann verhielt sich wie jemand, der etwas zu verbergen hatte: Er drückte sich an die Hauswand und lugte durch eins der Fenster hinein. Und wie ein Spion, der sich der Tatsache bewusst war, dass die Obrigkeit ihn schützte, lauschte er nach vorn gebeugt und machte sich Notizen.
    Der heimliche Beobachter beneidete den Vermummten, der sich kurz darauf zurückzog, um seine Unverfrorenheit. Was du kannst, dachte er, kann ich schon lange. Er hielt den Atem an, glitt dicht am Boden entlang über das Grün und richtete sich neben dem Fenster auf, an dem der schwarz gewandete Spion gestanden hatte.
    Freude durchpulste ihn. Er hatte Quart’ol endlich wieder im Blickfeld…
    ***
    Bevor der Frühnebel sich auflöste, ratterte ein von Wakudas gezogener Planwagen über den Waldweg zum Hafenviertel.
    Auf dem Kutschbock saßen Magister Nikodeemus und Bruder Chaalie. Kaplan Willie und Bruder Chaalie hatten – tolerant, wie sie waren – kein Wort über das befremdliche Äußere des Zwerges Quart’ol und seiner Begleiter verloren. Nikodeemus’ Enthüllungen hatten sie so aufgeschreckt, dass sie sofort losgefahren waren, um ihn und die Gäste bei Tagesanbruch zur Kirche zu bringen. Niemand sollte sie sehen, denn sie sollten kein Aufsehen erregen.
    Inzwischen hatte Nikodeemus erläutert, dass Quart’ol eine einmalige Mutation und ein genialer Meeresbiologe und Retrologe war. Die beiden waren sich vor Jahren bei einem Tauchgang im Hafen der nördlich gelegenen Ruinenstadt Woy Woy begegnet: Beide hatten in den Wracks der beim Untergang der alten Zivilisation gesunkenen Schiffe Wertgegenstände gesucht.
    »Ich hoffe, ihr seid nicht zu sehr enttäuscht«, sagte Kaplan Willie, »denn im Moment ist es mit unserer Kultur nicht weit her. Was nicht zuletzt an unseren Stadtherren liegt, die sich für wichtiger halten als sie sind. Ginge es nach mir, würden sie sofort abgerüstet. Wir Kristianer sind nämlich eine friedliches Gemeinschaft. Wir wenden Gewalt nur äußerst selten an.«
    »Und auch nur dann, wenn es wirklich angebracht ist«, fügte Bruder Chaalie bekräftigend hinzu.
    Kaplan Willie erkundigte sich, wie die Besucher nach Sidnee gekommen waren. Quart’ol murmelte etwas von einem Segelboot, das vor der Küste auf ein Riff gelaufen war. Willie meinte, er solle sich keine Sorgen machen; er würde bestimmt einen neuen Untersatz für sie finden.
    Auf dem Opernplatz hatten sich große Menschenmassen versammelt. Durch das Eingangstor sah Roney Hunderte von Gläubigen, die schon im Inneren zugange waren.
    Kaplan Willie hatte in der Nacht ein Dutzend Kuriere in Marsch gesetzt. Diese hatten drei Dutzend Gläubige aus dem Schlaf geweckt, die ausgezogen waren, um allen wichtigen Gemeindegliedern zu sagen, dass sie heute nicht fehlen durften. Die Atmosphäre war gespannt; wahrscheinlich rechneten alle mit sensationellen Enthüllungen.
    Roney fragte sich, ob man die Spannung auch im Hohen Haus gespürt hatte, denn über dem Hallendach kreiste ein einsamer Drachenflieger und beobachtete das Volk durch ein Fernglas.
    Quart’ol und seine Begleiter vermieden es, sich den Menschen zu zeigen. Da Nikodeemus zu den Kirchenfürsten in die Halle musste, sollte Roney sich um die drei kümmern. Er lenkte das Gespann an das Kantinenzelt heran, hinter dem laut Kaplan Willie eine Seitentür der Halle direkt unter die Bühne
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