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184 - Die Herren von Sydney

184 - Die Herren von Sydney

Titel: 184 - Die Herren von Sydney
Autoren: Ronald M. Hahn und Stephanie Seidel
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nicht lesen kann! Wenn ihr euch erkundigt, werdet ihr erfahren, dass ich der Deserteur bin, den die Flieger seit einer Woche suchen. Ich kann euch nur bitten, mir zu glauben. Beweisen kann ich nichts.«
    Nikodeemus schaute zuerst den kleinen Mutanten an, denn die Riesen. »Was haltet ihr davon?«
    »Ich glaube ihm«, sagte die Frau. »Jemand, der euch unterwandern will, hätte mit Sicherheit eine glaubhaftere Geschichte auf Lager.«
    »Das sehe ich auch so.« Der Mutant ließ den Stab unter seiner Kutte verschwinden.
    Nikodeemus nickte und zerschnitt Roneys Fesseln.
    »Ich habe mir fast so was gedacht. Du bist mir ein bisschen oft aus der Sonne gegangen, wenn die Drachenflieger in unserer Gegend waren, Harry.«
    Roney schwang die Beine auf den Boden. Er fühlte sich nun besser – und irgendwie auch unter Freunden.
    »Danke.« Er rieb seine Handgelenke. »Wenn ihr wollt, erzähle ich euch, wie alles angefangen hat.«
    »Ich bitte darum.«
    Er berichtete Nikodeemus und seinen Freunden – die beiden Riesen wurde ihm als Clarice und Vogler vorgestellt –, dass er noch vor einer Woche im Dienst des Hohen Hauses gestanden hatte und was ihm seit seinem letzten Besäufnis widerfahren war. Sie hörten aufmerksam zu, auch als er enthüllte, wie er in den Besitz des Revolvers und der Papiere gelangt war; dass er die Waffen hatte verkaufen wollen, und dass er glaubte, dass die Papiere geheime Informationen über die Herren von Sidnee enthielten.
    Magister Nikodeemus nickte. »Genauso ist es«, sagte er. »Jetzt verstehe auch ich, warum die Drachenflieger ständig am Himmel sind!« Er beugte sich vor. »Was in den Papieren steht, ist für das Oberkommando ganz und gar nicht angenehm.« Er schaute die Gäste an, von denen Roney noch immer nicht wusste, woher sie kamen.
    »Wenn bekannt wird, dass ihre gewaltigste Waffe seit über einem Jahr keine Feuerlanzen mehr verschießen kann und sich nur noch durch eine antike Dampfmaschine vorwärts bewegen lässt, können sie auswandern.«
    Roney brauchte eine Weile, um zu verarbeiten, was er gehört hatte. Erst nachdem Quart’ol, der kleine Mutant, von den Auswirkungen gewisser Strahlen sprach, die sämtliche Elektronik der Welt unbrauchbar gemacht hatten, wurde Roney klar, dass das Hohe Haus den Menschen seine Macht nur vorgaukelte.
    Deswegen also war das Geschütz seit einem Jahr nicht mehr abgefeuert worden! Es war kaputt! Man konnte es auch nicht reparieren! Und jetzt fürchteten die Herren, ihre Machtlosigkeit könne sich herumsprechen. Sobald der flüchtige Trunkenbold Harry Roney das Ingenieursgutachten fand und es an die Kirchenfürsten weitergab…
    »Der Panzer ist eine hohle Nuss«, kicherte Roney schadenfroh. »Wenn die Kirchenfürsten das hören, lachen sie sich kaputt!« Er tätschelte die Papiere.
    »Aber Sie haben noch Schusswaffen«, sagte Nikodeemus. »Und die Flieger können Granaten werfen! Glaubst du, sie treten so ohne weiteres von ihrer siebzigjährigen Regentschaft zurück?«
    »Nun ja«, überlegte Roney. »Zieht man Kinder, Greise, werdende Mütter und Fußkranke ab, bringt das Hohe Haus nur etwa vierhundert Mann an die Waffen – und ein Drittel davon wäre für Nachschub und Verpflegung zuständig.«
    Clarice runzelte die Stirn. »Soll das heißen, diese Stadt lässt sich von einer Gruppe unterdrücken, die dem Rest der Einwohner zahlenmäßig weit unterlegen ist?«
    »So ist es wohl.« Nikodeemus zuckte die Achseln.
    Roney gab ihm stillschweigend Recht. Das Hohe Haus mästete sich seit sieben Jahrzehnten an der Arbeit jener, die im Schweiße ihres Angesichts schufteten. Zehn Prozent von allem, was die Menschen ihren Feldern, Gärten und Wäldern oder dem Meer abtrotzten, ging an das Hohe Haus.
    »Und wie sieht die Gegenleistung eurer herrschenden Kaste aus?«, erkundigte sich Quart’ol interessiert.
    »Sie beschützt uns vor feindlichen Heeren«, erwiderte Nikodeemus und schaute zur Decke. »Vielleicht können wir von Glück sagen, dass wir seit der Eiszeit keins gesichtet haben.«
    Quart’ol beugte sich vor. »Glaubst du, es könnte zu einer Revolution kommen?«
    Nikodeemus hob unentschlossen die Schultern.
    »Schon möglich. Aber ich darf mein Wissen nicht für mich behalten«, fügte er schnell hinzu, als er merkte, worauf Quart’ol hinauswollte. »Auch wenn ich weiß, was ich vielleicht damit anrichte.« Sein Blick fiel auf Roney. »Natürlich bin ich bestrebt, jedes Blutvergießen zu vermeiden. Aber wenn bekannt wird, dass wir uns von machtlosen
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