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184 - Die Herren von Sydney

184 - Die Herren von Sydney

Titel: 184 - Die Herren von Sydney
Autoren: Ronald M. Hahn und Stephanie Seidel
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pochende Pein war verwandt mit dem ersten Kater seines Lebens. Doch der Schmerz klang rascher ab als ein Kater. Leise Stimmen drangen an sein Gehör.
    Er musste die auf ihn einströmenden Eindrücke erst verarbeiten: Er lag nicht auf dem nächtlichen Waldweg, sondern im Kerzenlicht auf einer gepolsterten Unterlage.
    Er hörte auch kein Wogenrollen, Blätterrauschen oder das Wispern des Windes, sondern das Knistern eines Kaminfeuers. Am meisten aber überraschte ihn, dass ihm eine Stimme bekannt war. Magister Nikodeemus!
    »… im ersten Schreck für einen Räuber gehalten«, hörte Roney eine Frau sagen. »Welch ein Glück, dass Quart’ol so geistesgegenwärtig war, ihn mit seinem Schockstab auszuschalten, sonst wäre er vielleicht nicht mehr am Leben.«
    Roney unterdrückte ein Schaudern.
    »Ich habe Bruder Roney bisher immer vertraut«, sagte Nikodeemus. »Aber nach allem, was wir jetzt wissen…«
    Er seufzte, und Roney hörte das Knistern von Papier.
    »Ich habe gedacht, dass er es in seinem Leben nicht leicht hatte.« Noch ein Seufzer. »Außerdem hatte ich den Eindruck, er sei auf dem besten Wege, seinen inneren Schweinehund zu besiegen.«
    »Ich bin froh, dass wir ihn nicht getötet haben«, sagte eine seltsam klackende Stimme. »So können wir ihn noch verhören.«
    Okay, dachte Roney, der nun zu der Ansicht gelangte, dass irgendetwas gewaltig schief gelaufen war, ich glaub, jetzt muss ich was sagen. Er öffnete die Augen.
    Natürlich hatte er schon Mutanten gesehen – aber die beiden im Gesicht tätowierten, schlaksigen Riesen in den merkwürdigen Anzügen mit den Glashelmen fand er sehr sonderbar.
    Interessant erschien ihm auch der kleine Mann in der dunklen Mönchskutte, dessen türkisfarbene Augen ihm aus der Kapuze heraus anglitzerten.
    Manche Menschen, fand Roney, hatte die Evolution hart rangenommen.
    »Wo bin ich?« Roney wollte sich aufrichten, doch nun merkte er, dass er gefesselt war. Er lag auf einem mit Wakudafell bespannten Sofa in einem Zimmer, das neben einem Schreibtisch Unmengen von Büchern zu beherbergen schien. »Was hat das zu bedeuten?«
    Magister Nikodeemus räusperte sich. Der Kleine schaute Roney intensiv an und richtete einen Stab auf ihn, der wie eine Waffe aussah. Die Riesen wichen zurück.
    »Keine falsche Bewegung«, sagte der Kleine.
    »Ich weiß zwar nicht, für wen ihr mich haltet«, sagte Roney, »aber ich sage euch, dass ich weder ein Räuber noch sonst jemand bin, der euch schaden will.« Sein Blick fiel auf Nikodeemus. »Ich habe gedacht, wir sind so was wie Freunde.«
    Der Gelehrte nickte. »Hab ich auch gedacht, Harry.«
    Er seufzte. »Aber als mein anderer Freund – Quart ‘ol«, er deutete auf den Kleinen mit dem Stab, »dich durchsucht hat, ist er auf Dinge gestoßen, die den Eindruck erwecken, dass du ein doppeltes Spiel mit den Kristianern treibst.« Er hielt den Revolver mit dem Stummellauf vor Roneys Nase. »Solche Waffen besitzen nur Menschen, die im Sold des Hohen Hauses stehen.«
    Roney errötete. Verdammt, ja, wieso hab ich nicht selbst daran gedacht? Natürlich kann dieser Eindruck entstehen…
    Was sollte er sagen? Konnte er die Wahrheit erzählen?
    Würde man sie nicht für eine Schutzbehauptung halten?
    »Ich bin kein Spitzel«, stieß er hervor.
    »Hier ist noch etwas.« Der kleine Mutant hob den Arm. Der Ärmel seiner Kutte rutschte zurück, und Roney sah eine Hand, die Schwimmhäute zwischen langen grünlichen Fingern aufwies. Er erinnerte sich wieder an den leichten Fischgeruch, den er wahrgenommen hatte, bevor er in Ohnmacht gefallen war. »Diese Papiere stammen aus dem Gebäude, das Nikodeemus das Hohe Haus nennt.«
    Die Papiere aus dem Handkoffer!
    »Dieser Schriftsatz ist ein Gutachten, das gewisse Schäden an dem Kettenfahrzeug mit der Laserkanone beschreibt«, sagte Nikodeemus. »Der Verfasser ist ein Ingenieur namens Elmo, der Empfänger ein Captain Archer.«
    »Das wusste ich nicht!« Roney errötete. »Ich kann doch nicht lesen! Deswegen bin ich ja hergekommen! Ich wollte dich bitten, es für mich zu entziffern!«
    Nikodeemus schlug sich vor den Kopf. »Natürlich! Wie konnte ich das nur vergessen!« Er zückte ein Messer, um Roneys Fesseln zu zerschneiden. Dann hielt er inne.
    »Moment! Du hast noch nicht entkräftet, dass du kein Spion des Hohen Hauses bist!«
    Nun war Roney mit dem Seufzen dran.
    »Wie kann man denn beweisen, dass man etwas nicht ist? Wenn du es nicht gewusst hättest, hätte ich nicht mal beweisen können, dass ich
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