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183 oz.

183 oz.

Titel: 183 oz.
Autoren: Daniel Ott
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drinnen weiter Bier und bunte, teure Getränke. Mit einem Gefühl wie nach einem vielversprechenden Film, der überraschend fade endet, machen wir uns mit den Skateboards auf den langen Rückweg zurück, nach Bondi Beach. Die Gegend unterwegs ist hügelig, die Nacht herrlich klar und warm. An einem sehr steilen Stück bleibe ich bei einem langen Powerslide mit dem Board an einer Kante hängen und slide bäuchlings auf meiner Gürtelschnalle ein paar Meter weiter. Glück gehabt, weiter nichts passiert, als ein Loch in meinem Longsleeve und eine um ein paar Gramm leichtere Gürtelschnalle.
    Wieder ein Tag vorbei ohne Nachricht von Stu.

Fr, 03.10.97 : Alte Schweden
    Auf unserem Zimmer im Indy's haben wir illustre Bettnachbarn: Drei Schweden die Modern Talking gut finden und uns gerne mal lautstark auf dem Klo mit den deutschen Worten "Scheißen Sie?" begrüßen; außerdem Pete aus London, der seine ganze Energie auf diverse berauschenden Mittel fokussiert und zwei öde und stets betrunkene und/oder schlafende Kanadierinnen.
    An diesem Abend erleichtern wir die Halfpipe am Strand nach einer kurzen Skatesession um das Schild "Caution - Boards may fly out": Ein wahrlich schönes Begrüßungsgeschenk für unseren VW-Bus.
    Apropos VW-Bus: Wo bleibt die Rego?

Sa, 04.10.97 : Jungfernfahrt
    Der Anruf von Stu! Endlich. Wir sausen stante pede mit dem Bus nach Kings Cross und tauschen den Restbetrag in schönen, bunten Geldscheinen gegen den frisch getüvten VW-Bus. Glücksgefühle pur! Der Stolz, Besitzer dieses Mango-farbenen Mobils zu sein, wird jedoch kurzfristig von der nervösen Frage abgelöst, wer denn jetzt im Linksverkehr in dieser großen, sehr, sehr großen Stadt mit einem sehr fremden Auto die Ehre hat, zurück nach Bondi Beach zu fahren? Die Wahl fällt auf mich. Ich, der Ältere. Ich, der Reifere. Ich, der durch mehr Kilometer auf der Uhr sicherere Fahrer. Und in echt: Die Wahl fiel auf mich, weil ich ja irgendwann in meinem Leben schon einmal hier war und weil Benni einfach insgesamt besser überzeugen kann als ich. Mit dem Verkehr fließt reichlich Adrenalin von Kings Cross bis Bondi Beach. Der Motorsound, die Gerüche im Auto, der Linksverkehr, der 1,20 Meter lange Schaltknüppel zu meiner Linken, der Scheibenwischerhebel dort, wo eigentlich der Blinker ist. Geht aber alles gut. Denn wie gesagt: Der deutlich erfahrenere Kraftwagenlenker bin nun mal ich. Habe ich ja von Anfang an gesagt.
    Etwas beunruhigend auf dieser Jungfernfahrt ist ein manchmal auftretendes Gerappel im Bus. Ich lasse die Kupplung kommen, gebe sachte Gas und das ganze Auto schüttelt sich vor und zurück. Ob ich etwas falsch mache? Wir werden sehen. Der Scheibenwischer geht jedenfalls, dessen versichere ich mich vor jedem Spurwechsel trotz strahlend blauen Himmels.
    Den Rest des Tages verbringen wir auf der Suche nach einer Musikanlage für den VW-Bus, die unseren Ansprüchen genügt. Viele Second-Hand-Läden, viel verhandeln, viel Müll. Bis wir endlich in einem Second-Hand-Laden in Manly für 69$ ein paar schöne 250-Watt-Boxen kaufen und in einem Pawnshop in Kings Cross ein dazu passendes Kassettendeck. Mit Auto-Reverse.
    Wow.

So, 05.10.97: Wir haben einen Bus
    Die erste Hälfte des Tages versuchen wir, das Kassettendeck anzuschließen. Wir brauchen dafür ein bisschen über vier Stunden und geschätzte 400 Sicherungen. Ich weiß nicht wieso. Gewitzt wie wir sind, haben wir gestern natürlich auch schon die Referenz-Kassette für den ersten Soundcheck besorgt: "Uplift Mofo Party Plan" von den Red Hot Chili Peppers. Mit dem Soundcheck sind wir mehr als zufrieden. Satter Sound, auch in voller Lautstärke noch sehr klar und warm. Nach "Fight like a brave" seufzen wir beide erleichtert.
    "Wir haben einen VW-Bus"
    "Und was für einen absolut geilen."
    "Und geilen Sound!"
    "Und 400 Sicherungen weniger!" Benni rasselt mit der Plastikbox voll durchgebrannter blauer Sicherungen.
    "Dann kann es jetzt endlich losgehen. Tschüss Spongo, tschüss Backpackers."
    "Wir brauchen nur noch Surfboards und die damit verbundene Peripherie" erwidere ich.
    "Und wir sollten die Innenausstattung wenigstens so weit herrichten, dass wir im Bus schlafen können."
    "Ok, morgen kaufen wir Stoff, Holzspachtel und was wir eben so brauchen. Und dann geht's los."
    "Genau. Und Surfboards."
    "Genau. Und dann geht's los."
    "Genau. Und einen Grund-Lebensmittelvorrat."
    "Genau."
    "Und dann geht's los."
    "Genau."
    "Genau."
    "Gut."
    "Das wird aber alles noch teuer."
    "Ja, aber
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