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183 oz.

183 oz.

Titel: 183 oz.
Autoren: Daniel Ott
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wie es angefangen hat. Püüh. Komisch.
    Nach dem Check-In musizieren wir ein wenig, die Flight-Managerin ist begeistert vom Klang der Gitarre und fachsimpelt mit Benni über den tieferen Sinn von Saiteninstrumenten. Bis Melbourne (1. Stop) ist das Flugzeug geradezu beschämend leer, was dort jedoch umgehend behoben wird. Nach dem zweiten Start verlieren wir jegliches Gefühl für Zeit und Raum. Nach einem sogenannten Abendessen und einem Tigerbeer schlafen wir durch bis zum Frühstück. Keine Filme, kein aus-dem-Fenster-Gegucke. In Kuala Lumpur angekommen, stellen wir nicht gerade mit Begeisterung fest, dass unser Aufenthalt hier eher länger als kürzer ist. Da schlafen wir doch erstmal noch einmal 2 Stunden auf den sau-unbequemen Flughafensitzen. Wieder wach beschließen wir, der scheißkalten, furztrockenen Airport-Luft zu entfliehen - und müssen am Ausgang fast reanimiert werden: Die Luft vor den Türen des Airports ist heiß und klatschnass. 20 Minuten Busfahrt bringen uns in die City. Dort sitzen wir, Barfuß, blonde lange Haare, Vollbärte und zwei Köpfe größer als die anderen Leute um uns herum, trinken Cola und sind DIE Attraktion in der Fußgängerzone. Die Leute hier sehen sehr gepflegt aus: glatt rasiert, Haare korrekt gestutzt und gescheitelt, lange Anzughosen und Hemd (in die Hose gesteckt). Nur die Penner, Besoffenen und Aussätzigen haben den Mumm, sich nicht zu rasieren und Barfuß zu sein. Nach einer Weile wird uns der Trubel zu anstrengend und wir suchen die Nebengässchen auf. Dort ist es auch gleich viel gemütlicher: alles voll Dreck, Pflanzen wuchern, komische Gebäude wuchern, überall stößt man auf komisch riechende Marktstände, schreiend Busfahrer und  Zooläden mit vielen Käfigen und noch mehr Tieren darin. An einem dieser Marktstände finden wir Markenuhren feinster Güte für 50 Kuala Lumpen. Geht man vom Stand weg, handeln sich die Leute selbst auf 30 runter. Aber für 20 kriegen wir sie dann doch nicht. Und plötzlich sitzen wir wieder im Bus und ärgern uns, unsere letzten Kuala Lumpen letztendlich doch nicht in so einen feinen Chronographen investiert zu haben, freuen uns aber schon wieder, der klebrig heißen Luft zu entkommen. Im Flughafen ist es dann wiederum so schweinekalt, dass ich  mich schon jetzt auf die Synthetikdecke im Flieger freue. Doch bis dahin sind’s noch 9 Stündlein. Ich glaube mir klimpern beim Ausatmen schon die Eiskristalle im Bart. Und was macht Benni? Schläft selig. Ich sitze hier, fühle mich der kualalumpekischen Kultur unendlich fern - und bedaure das irgendwie.
    Und dann ist da wieder dieser Satz in meinem Kopf:
    Australien ist vorbei.
    Diesen Satz haben Benni und ich die letzten Tag mehrfach geübt. Verstanden haben wir ihn aber nicht.
    Gestatten: Selbstschutz, Rainer Selbstschutz.
     
     

Glossar:
     
    Alter Furz
    s. old fart
     
    Ban
    Unser VW-Bus. Im Spanischen sind 'v' und 'b' sehr eng beisammen - ein 'v' ist ein weiches 'b' und ein 'b' ist ein hartes 'w'. Deswegen: van=ban. Dass der Anglosachse das a auch noch wie 'ä' ausspricht übersieht der Hispanier großzügig
     
    Barrel
    Die Röhre, die eine perfekt brechende Welle bildet. (s. Tube)
     
    Drop
    Anpaddeln, aufspringen – und dann kommt der Drop, die welle runter
     
    E621
    MSG: Monosodium Glutamate = Mononatriumglutamat. Beliebtes, super-
    geiloschmeckendes geschmacksverstärkendes Mittelchen
     
    Fun-car-mango
    Unser VW-Bus. Mangofarben und ein Quell steter Freude (nicht technisch, aber optisch)
     
    Gravel Road
    Unbefestigte Schotterstraße. Killer für jede volle Blase
     
    Höchst-Trespaphan
    Ott’scher Ausdruck für Erstaunliches, Sonderbares, Ominöses. (-> siehe Name der Firma, bei der wir in Schichtarbeit die Preziosen für den Trip zusammengespart haben)
     
    Inside
    Da, wo die Wellen brechen. Caught inside = harte Zeit mit viel Luft anhalten
     
    Leash
    Leine, die des Surfers Bein mit dem Surfboard verbindet für den unwahrscheinlichen Fall eines Sturzes
     
    Line-up
    Kurz hinter der Linie, wo die Wellen brechen, also da, wo die Surfer sitzen und auf das nächste ->Set warten
     
    Lip
    Der Rand der brechenden Welle - also da wo... wie soll ich sagen?
     
    Norwegels
    Saucooler Ott-Slang für die “Norweger Mädels”
     
    Old Fart
    Unser VW-Bus. Unser Vor- oder Vorvor- oder Vorvorvorbesitzer (usw.) hat auf die hintere Stoßstange mit Edding jene schöne Worte geschrieben
     
    Tube
    Die Röhre, die eine perfekt brechende Welle bildet. (s. Barrel)
     
    Set
    Meistens 3-5
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