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183 oz.

183 oz.

Titel: 183 oz.
Autoren: Daniel Ott
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schönen, himmelblau-weißen T2 von einem Schweizer Pärchen, der dem guten Ruf des Alpenvolkes alle Ehre macht: sehr gepflegt und sauber ist der, alles korrekt. Nur leider klackert die Benzinpumpe (hier steht ein großes Fagezeichen) sehr laut. Um die Runde komplett zu machen und auch den Holländern ein kleines bisschen australische Sonne an diesem Tag zu gönnen, fahren wir dann noch den T2 für 3500$ von dem holländischen Pärchen Probe. Auch ein sehr schöner Bus mit viel Zubehör aber ohne Schlafdach: K.O. in der ersten Runde. Wir beschließen, ersteinmal über die gesammelten Probefahrt-Eindrücke zu schlafen.
    Zurück im Backpackers kriechen wir schon am frühen Nachmittag ins Stockbett und legen uns im 8-Personenzimmer alleine schlafen. Am Morgen als wir aufwachen ist es abends am gleichen Tag. Wir drehen uns um und schlafen weiter.

Mo, 29.09.97 : The old Fart
    Nach einem kurzen Müsli-Frühstück im Indy's fahren wir wieder mit dem öffentlichen Bus nach Kings Cross, wo wir unter anderem mit einem gewissen Stewart verabredet sind, der seinen VW-Bus in einem Aushang im Backpackers für 2450$ anbietet. Mit unseren Skateboards rollen wir durch das Viertel bis in die Straße, in der der VW-Bus stehen soll.
    "Ich seh' ihn!" rufe ich.
    "Wahnsinn...der sieht doch richtig gut aus!" jubelt Benni.
    "Der sieht ja sogar höchst trespaphan aus!!!" rufen wir beide.
    Solche Äußerungen sind ein unvermeidbares Erbe unserer Zeit als Schichtarbeiter bei der Firma Hoechst-Trespaphan im Vorfeld unserer Reise.
    Der Bus ist hinreißend Mango-orangefarben, mit Schlafdach und voll beladen mit verblichenen Snickers-Papieren.
    Während wir um den Bus laufen und ihn durch die Fenster inspizieren, hören wir plötzlich eine freundliche Stimme: "Hey mates, you must be the guys from Germany?"
    Stewart steht hinter uns.
    "And you must be Stewart?"
    "Call me Stu. You like what you see?"
    Hin- und hergerissen, ob es jetzt günstiger wäre, die Begeisterung zu überspielen um den Preis drücken zu können, oder doch lieber Begeisterung zu zeigen um klar zu machen, dass wir auf jeden Fall interessiert sind, stottern wir unverständliche Halbsätze vor uns hin, begleitet von vager Gestik.
    Benni erringt als erster wieder die Fassung:"Yes, it looks nice. Can we take a look inside?"
    Eines der Bremslichter ist defekt und irgendein gefühlstauber Mechaniker, der seine Seele im Suff dem Teufel vermacht haben muss, hatte den T2 mit einem wassergekühlten Nissan-Motor ausgestattet. Das im Zuge dessen entstandene Wasser-Kühlungs-Problem wurde durch zwei lange dicke Schläuche gelöst, die vom Motor hinten, unter dem Auto nach vorne zum Kühler führen, der dort zwischen den Lichtern angeschraubt ist. Der Stoff der Polster ist an einigen Stellen aufgerissen, das Furnier der Möblierung löst sich teilweise ab und auf der weiß angemalten hinteren Stoßstange steht mit schwarzem Edding: "Old Fart".
    Wir sind verliebt.
    Auf unser Drängen hin, eine Probefahrt zu machen, lässt Stu sich lediglich auf einen Turn ein, bei dem er selbst am Steuer sitzt, nicht wir. Wegen der Versicherung und so. Na jut, denken wir, wir wollen ja nur sehen, ob das Ding anspringt und fährt. Nach einer rasanten Probefahrt die Straße hoch und wieder runter sind wir überzeugt davon, dass das Auto fährt. Und angesprungen ist er auch problemlos. Der Grund, warum wir nicht selbst ans Steuer durften - oder genauer: ans Kupplungspedal - den lernen wir in den kommenden 180 Tagen noch zur Genüge kennen.
    Auf der hinteren Scheibe entdecke ich, ebenfalls mit Edding geschrieben: For sale $20.00
     

    Wie aus einem schlechten Witz ein guter Preis wurde
     
     
    Ich raune Benni ganz euphorisch zu: "Benni, guck mal hier! Da steht aber was von 2000$ hinten drauf, nicht 2450$."
    Benni, sofort geschäftig: "Ok, Stu, 2000 bucks is a fair deal."
    Alle Erklärungsversuche von Stu, dass irgendwelche Scherzkekse zum Spaß hinten drauf geschrieben hätten: "For Sale 'twenty' (not twothousand!) bucks" können für ihn nichts mehr retten. Wir kaufen den Bus für 2000$, die fehlenden 450$ kann er jetzt von seinen Scherzkeks-Freunden eintreiben. Stewart erklärt sich noch dazu bereit die Rego, also den australischen TÜV, zu erneuern. Der würde uns nochmal 200$ kosten, aber er würde sich um den Papierkram kümmern. Sehr nett. In seinem kleinen Zimmer über einer Kneipe an einer befahrenen Kreuzung in Kings Cross setzen wir dann gemeinsam den Kaufvertrag auf und leisten eine Anzahlung. Seine
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