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1826 - Das Nebelheer

1826 - Das Nebelheer

Titel: 1826 - Das Nebelheer
Autoren: Jason Dark
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Das ist doch schon alt – oder?«
    »Ja, da kommen schon mehr als fünfhundert Jahre zusammen.«
    »Eben.«
    Drake winkte ab. »Das kann ich alles nicht glauben, das ist mir zu hoch. Und ich denke noch immer darüber nach, ob wir nicht wirklich verschwinden sollten.«
    »Das würden sie nicht zulassen.«
    »Wie kommen Sie denn darauf, verdammt?«
    »Schauen Sie mal zum Bild hin.«
    »Und dann?«
    »Tun Sie es.«
    Es war wohl der Klang ihrer Stimme, der Drake aufmerksam hatte werden lassen.
    Er sah hin, er wollte etwas sagen, aber ihm stockte der Atem.
    Das Bild war dabei, wieder zu entstehen …
    ***
    Marian Drake sagte kein Wort. Und auch Jane Collins hielt sich zurück. Sie war ebenso gebannt und der Vorgang hatte auch ihr die Sprache verschlagen.
    Sie schaute nur hin, und sah, dass dieses Bild plötzlich einen Hintergrund oder eine Tiefe bekommen hatte, was ihr zuvor nicht aufgefallen war. Es schien weit hinein in eine unbekannte Landschaft zu reichen, die kein Ende hatte. Das mochte auch am Nebel liegen, der natürlich mit den sieben Reitern gekommen war.
    Beide Zuschauer atmeten schwer und schüttelten den Kopf, ohne allerdings einen Kommentar abzugeben. Das Bild bekam wieder Leben, auch wenn es sich nicht mehr bewegte und still stand, kaum dass die Reiter im Nebel das Bild betreten hatten.
    Marian Drake hatte seine Sprache zurückgefunden. Er redete aber mehr mit sich selbst.
    »Das ist so wie vor dem Verschwinden. Die Reiter nehmen ihre alten Plätze wieder ein. Das ist der reine Wahnsinn, aber das ist auch normal. Sie wollen, dass man nichts merkt. Und jetzt werden sie uns nicht mehr aus den Augen lassen.«
    Jane Collins sagte nichts. Ihr war schon unheimlich zumute. Sie konnte nicht sprechen, sie blieb lieber ruhig. Die Lippen lagen fest aufeinander, und wenn sie atmete, dann nur durch die Nase.
    Plötzlich war es vorbei. Es war schnell gegangen. Die Figuren standen im Bild und bewegten sich nicht mehr. Man konnte sie auch als stumme Zeugen betrachten.
    Diesmal fand Jane zuerst ihre Sprache zurück. »Ja«, sagte sie leise, »das ist es wohl gewesen.«
    »Was meinen Sie?«
    »Na, der Vorgang ist abgeschlossen.«
    »Und weiter?«
    »Mein Lieber, da dürfen Sie mich nicht fragen. Ich weiß es nicht.«
    Drake nickte. Er knetete dabei seine Hände und wusste nicht so recht, wohin er schauen sollte. Endlich hatte er gefunden, was er sagen wollte.
    »Aber das ist doch ganz einfach. Das Bild ist wieder da. Die Reiter stehen im Nebel, und wenn wir wollen, könnten wir die Chance doch nutzen.«
    »Was meinen Sie?«
    »Wir hauen ab!«
    Jane musste lachen. »Haben Sie mich deshalb engagiert, damit wir von hier verschwinden?«
    »Nein, das nicht. Aber ich habe den Eindruck, dass uns die Dinge über den Kopf wachsen.«
    »Das kann man so nicht sagen. Ich würde eher meinen, dass sich einiges verändert hat.«
    »Gut. Aber bringt uns das weiter?«
    »Nicht direkt.« Die Detektivin wischte durch ihr Gesicht. »Ich hätte dabei eine andere Idee.«
    »Gut. Und welche?«
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich jemanden anrufe, dem ich sehr vertraue?«
    »Nein – hm – würde das was bringen?«
    »Ja, ich denke schon.«
    »Wer ist es denn?«
    »Er heißt John Sinclair. Er ist wirklich jemand, auf den man sich verlassen kann.«
    »Nun, wenn Sie meinen.« Drake hatte noch eine Frage. »Was macht er denn beruflich?«
    »Nun ja, man nennt ihn auch den Geisterjäger. Ansonsten ist er Oberinspektor bei Scotland Yard.«
    Da war Marian Drake einfach nur sprachlos …
    ***
    Es war kein Alarmanruf gewesen, der mich erreicht hatte, aber ich kannte Jane Collins gut genug, um zu wissen, dass sie schon ihre Gründe hatte, mir einen ruhigen Abend zu verderben.
    Um das Ziel zu erreichen, musste ich raus aus London und hinein in den Speckgürtel. Harrow on the Hill hieß der Ort. Dort würde ich nach einem etwas einsam stehenden Haus Ausschau halten müssen, eben nach dem Drake House.
    Hätte mich jemand gefragt, um was es genau ging, ich hätte nur mit den Schultern gezuckt, denn eine genaue Erklärung konnte ich nicht geben. Jane Collins hatte nur etwas von einem geheimnisvollen Reitertrupp berichtet, mit dem sie es zu tun gehabt hatte. Viel mehr hatte sie auch nicht sagen können oder wollen.
    Und so konnte ich spekulieren, während ich die Stadt in westliche Richtung verließ. Geisterreiter, Geistererscheinungen. Ein Bild, das plötzlich ohne Motiv wieder entstand, nachdem es verschwunden gewesen war. Darauf musste ich mich einstellen
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