Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1815 - Die Wiege des Teufels

1815 - Die Wiege des Teufels

Titel: 1815 - Die Wiege des Teufels
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gekocht hatte. Er war wie immer ein Genuss. Und mir war der graue Tag jetzt egal. Ich hatte einen optimistischen Tipp bekommen, und dem würde ich nachgehen.
    Suko freute sich auch darauf. »Das hätte ich nicht gedacht, John, wirklich nicht.«
    »Ja, hin und wieder stellt sich die Glücksgöttin auf unsere Seite.«
    Jetzt stellte sich die Frage, wo der gute Mensch wohnte. Seinen Namen kannten wir, den hatte Glenda auch notiert. Der Mann hieß Martin Norwood. In London wohnte er nicht, sondern außerhalb und nicht sehr weit von der M25 entfernt, die London wie ein Ring umgab. Der Ort hieß Epping. Den hatten wir schnell gefunden. Suko zeigte ihn mir auf seinem Bildschirm.
    Dorthin würde unsere nächste Fahrt führen.
    Glenda erschien in der offenen Tür. »Na, was sagt ihr?«
    »Super.« Ich nickte. »Das ist eine Spur. Jetzt bin ich mal gespannt, was uns dieser Mensch zu sagen hat. Ich meine, du hast ja schon mit ihm telefoniert.«
    Glenda blies die Wangen auf. »Tja, was soll ich dir sagen, John? Ich habe nicht viel herausfinden können. Der Mann ist nicht mehr der Jüngste, das hört man an der Stimme. Ich glaube aber nicht, dass er ein Spinner ist. Der wird diese Wiege schon kennen, das kannst du mir glauben. Er hat sie gesehen, er war sogar ganz aufgeregt, als wäre etwas in sein Leben zurückgekehrt.«
    »Meinst du?«
    »Ja.«
    »Dann hatte er vielleicht etwas mit der Wiege zu tun. In seiner früheren Zeit.«
    »Das kann sein.«
    »Mal sehen.«
    Glenda blieb bei uns im Büro, als ich die Nummer des Pfarrers wählte. Ich rechnete damit, dass es dauern würde, bis jemand abhob, aber da hatte ich mich geirrt. Am anderem Ende war sofort jemand, und ich hörte auch eine Männerstimme.
    »Ja, bitte?«
    »Martin Norwood, der Pfarrer, sind Sie das?«
    »Ja und nein. Ich bin kein Pfarrer mehr, sondern im Ruhestand.«
    »Aber bleibt man nicht immer Pfarrer?«
    »Das stimmt. Und wer sind Sie?«
    »Ich heiße John Sinclair.«
    »Ha, der Polizist.«
    »Genau.«
    »Und es geht Ihnen um die Wiege.«
    »Sehr richtig, Mister Norwood.«
    Er musste sich erst mal räuspern. »Ist ja auch ein Zufall, dass ich die Wiege entdeckt habe. Das kommt davon, wenn man viel freie Zeit hat, die man totschlagen muss. Ich gehe ja gern auf die Internetseiten der Polizei.«
    »Sehr schön.«
    »Ja, und da sah ich die Wiege.« Er fing an zu kichern. »Im ersten Moment habe ich gedacht, mich laust der Affe, denn diese Wiege kenne ich. Ich wollte es auch nicht glauben. Dann schaute ich sie mir aus der Nähe an und war baff. Ja, unsere Wiege.«
    »Wieso unsere?«
    »Sie hat mal bei uns in der Kirche gestanden.«
    »So wie sie jetzt aussah?«
    »Ja.«
    »Und warum. Auch mit dem Totenkopf?«
    »Ja, auch.«
    »Wofür war sie denn?«
    Er musste sich räuspern. »Nun ja, das ist so. Man hat früher, also vor meiner Zeit, dort Täuflinge hineingelegt. Nicht jedes Elternpaar hatte eine Wiege, und so hat man sie genommen.«
    »Trotz des Totenschädels?«
    »Ja.«
    »Warum nahm man ihn nicht ab?«, fragte ich.
    »Es sollte eine Erinnerung an das Ende sein. Ein Kind wurde getauft, das war ein wunderbarer Anfang, aber in jedem Anfang steckt auch ein Ende, und das hat man so symbolisiert. Eben durch diesen blanken Totenschädel an der Wiege.«
    Ich fragte weiter: »Stand denn die Wiege immer in der Kirche?«
    »Nein, nein, sie wurde dann geholt. Es war ja nur ein kurzer Weg von der Sakristei bis in die Kirche.« Er lachte. »Nicht jeder hat sich die Wiege mit großer Begeisterung angeschaut. Da ist es schon besser, wenn man sie nur zu bestimmten Anlässen sieht.«
    »Das kann sein.« Ich überlegte mir die nächste Frage. »Sie wissen aber nicht, was mit der Wiege passiert ist?«
    »Nachdem sie weg war?«
    »Genau.«
    »Das weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, wer sie gestohlen hat.«
    »Ach«, wunderte ich mich, »sie wurde gestohlen?«
    »Ja, ja, das wurde sie.«
    »Und tauchte auch nicht wieder auf?«
    »So ist es. Erst im Internet habe ich sie gesehen, und sie ist von Ihnen dort eingestellt worden, oder nicht?«
    »Ja, das haben wir.«
    »Ha, und wie kamen Sie darauf? Woher haben Sie die Wiege überhaupt?«
    »Wir haben sie gar nicht. Wir haben nur ein Foto gefunden. Aber wir würden sie gern haben. Ich denke, dass sie zum zweiten Mal gestohlen worden ist.«
    »Das kann sein. Aber ich bin es nicht gewesen, das kann ich Ihnen schwören, Mister Sinclair.«
    »Das glaube ich Ihnen. Aber wären Sie trotzdem damit einverstanden, wenn ein Kollege und ich uns
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher