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1812 - Der wandelnde Tod

1812 - Der wandelnde Tod

Titel: 1812 - Der wandelnde Tod
Autoren: Jason Dark
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sie die Tür öffnete, drehte sie sich noch mal um. Sie wollte einen letzten Blick auf Glenda Perkins werfen, und sie sah, dass sie jetzt genau an der Stelle stand, wo Sinclair und der wandelnde Tod verschwunden waren.
    Maria musste noch einen Schritt zurücklegen, um die Tür zu erreichen. Die öffnete sie behutsam und schaute in den Flur, der leer war. Sie schloss die Tür nicht ganz. Einen letzten Blick warf sie noch in den Raum.
    Dort stand Glenda Perkins noch immer an derselben Stelle. Sie schaute zwar nach vorn, aber sie schien ihre Umgebung nicht wahrzunehmen.
    »Okay«, flüsterte Maria, »da bin ich mal gespannt …«
    ***
    Der wandelnde Tod und ich waren unterwegs.
    Ich folgte ihm. Ich konnte nichts tun und ihm eine Richtung angeben oder so. Ich musste mich nach ihm richten, mich ihm anschließen und nebenbei auch noch sehr wachsam sein.
    Wir durchwanderten eine Dimension. Mehr konnte ich nicht sagen. Es war nichts zu sehen. Wir durchschritten eine trostlose Leere.
    Der wandelnde Tod dachte nicht daran, mit mir zu reden. Und je länger sein Schweigen andauerte, desto öfter fragte ich mich, ob ich ihm vertrauen konnte.
    Nein, nicht dem Tod.
    Oder wer sonst war er?
    Ich wusste nicht, in welcher Dimension ich mich befand. Es gab von ihnen unzählige, und jede hatte ihre eigenen Gesetze.
    »Mich würde interessierten, wohin wir gehen«, sagte ich. »Oder ist das ein Geheimnis?«
    »Nein.«
    »Gut. Und wohin gehen wir?«
    »Zum Schnittpunkt.«
    Das war mir auch neu, und deshalb fragte ich weiter: »Wer und was schneidet sich dort?«
    »Zwei Kräfte.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter«, erklärte der wandelnde Tod. »Es ist der Punkt, wo man sich entscheiden muss oder wo für einen entschieden wird.«
    »Und wer tut das?«
    »Der Tod. Er hat sich die Menschen geholt, und er hilft mir bei der Entscheidung.«
    Ich hatte jedes Wort verstanden und musste zugeben, dass es mir nicht besonders gefiel. Das hier war nicht einfach zu verkraften und auch kaum vorstellbar, dass wir diese seltsame Welt oder Umgebung bald verlassen würden.
    Wir gingen.
    Und ich fragte mich, ob wir wirklich gingen oder gegangen wurden. Ich spürte so etwas wie einen Antrieb, der immer gleich blieb.
    Wir näherten uns dem Ziel. Es war einfach nicht anders zu beschreiben.
    Die Umgebung begann sich zu verändern. Ich spürte einen leichten Wind, der an meinem Gesicht entlang strich. Auch mein Kreuz aktivierte sich wieder. Die Wärme spürte ich auf der Haut, ich bekam erneut den Schauer mit, dann war es so weit.
    Wir blieben stehen.
    Und das hatte seinen Grund.
    Wir mussten nur nach vorn sehen, um ihn zu erkennen. Vor uns – die Entfernung war dabei nicht wichtig – spielte sich etwas ab. Aus dem Nichts hatte sich ein geisterhafter Strom gebildet, der von einer Seite zur anderen glitt.
    Er wehte an uns vorbei, und ich hatte den Eindruck, als würde er auf einem leicht gekrümmten Strahl gleiten.
    Es war alles andere als eine Fata Morgana, das glaubte ich zumindest, und deshalb fragte ich: »Was ist das?«
    Der Tod lachte.
    »Willst du mir keine Antwort geben?«
    »Doch. Aber ich weiß nicht, ob man dich damit zufriedenstellen kann.«
    »Versuch es.«
    »Gut, dann sollst du es wissen. Was du dort siehst, ist der Seelenstrom.«
    Ja, da hatte ich es. Der Seelenstrom. Dieser Begriff schoss mir durch den Kopf.
    »Seelenstrom?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Aber wieso?«
    »Warum fragst du mich? Du müsstest dir doch selbst die Antwort geben können.«
    »Ich kann es dennoch nicht glauben.«
    »Na gut, dann will ich es dir erklären. Es sind die Seelen. Es ist der Strom der Seelen, der jetzt seiner Bestimmung entgegen weht. Und du kannst dir denken, was zuvor passiert ist?«
    »Sag du es.« Ich wollte es aus seinem Mund erfahren. Natürlich konnte ich es mir denken, aber ich fand die Lösung zu fantastisch, um sie auszusprechen.
    »Das sind die Seelen der Verstorbenen auf ihrer Reise ins Jenseits. In die andere Welt, in die Erlösung oder in die Verdammnis. Das sollte dir doch nicht neu sein.«
    Das war es auch nicht. Aber das sagte ich nicht. Ich hielt mich mit einer Antwort zurück. Wenn es stimmte, und die Seelen sich auf dem Weg ins Jenseits befanden, dann war ich hier als lebender Mensch falsch. Es war der Weg der Toten oder der der Seelen, die den Körper verlassen hatten.
    Aber ich kam hier nicht weg. Ich war ein Gefangener, obwohl ich keine Gitter sah. Ich musste bleiben und das tun, was man mir befahl.
    Der wandelnde Tod führte mich weiter.
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