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180 - Die Enkel der Astronauten

180 - Die Enkel der Astronauten

Titel: 180 - Die Enkel der Astronauten
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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wieder auf der Straße. Ein halbes Jahr später überfallen bewaffnete Straßenkinder einen Tabakladen.«
    Er war um den Tisch herumgelaufen und ging jetzt neben Adam in die Hocke. »Einer von ihnen warst du, mein Freund. Jugendheim St. Josephs, in der gleichen Nacht Flucht durch ein Kellerfenster. Ein Jahr später raubt eine Straßengang von Jugendlichen einen Touristenbus aus. Ihr Anführer: ein gewisser Adam van Larven. Gerichtsverhandlung, Jugendknast.« Briggs packte Adam an den krausen Locken und zog seinen Kopf hoch. »Wie zum Teufel bist du da raus gekommen?«
    Während Adam ihn anschaute, ging er in Briggs’ Kopf spazieren. Er wusste, dass er keine Chance hatte, wenn er jetzt nicht handelte.
    »Mach mich los und gib mir Wasser, dann unterschreibe ich das Papier«, flüsterte er.
    Irgendetwas störte Briggs. Die Art, wie der Junge ihn ansah? Oder war es seine Stimme? Misstrauisch befreite er Adam von seinen Fesseln und zog ihn zum Waschbecken. »Mach dich sauber!« Er drückte ihm ein schmuddeliges Handtuch an die Brust.
    In Adam nahmen die Gedankensplitter aus Briggs’
    Kopf langsam Gestalt an. Während er Wasser über seine geschundenen Handgelenke laufen ließ, explodierten die Bilder in seinem Kopf zu einem grausamen Spektakel: Ein Mädchen, wenig älter als er selbst, starrte ihn mit leeren Augen an. Sie war nackt. Eine Schere steckte in ihrem Hals. Aus der Wunde pulsierte rhythmisch das Blut und bildete eine Pfütze unter dem Waschbecken.
    Adam fühlte Übelkeit in sich aufsteigen.
    »Setz dich endlich hin!« Van Fiest zerrte ihn auf den Stuhl. Briggs legte ihm einen Bogen Papier und einen Stift auf den Tisch. »Unterschreib hier!«
    Adam schaute erst van Fiest, dann Briggs an. »Ich schlage einen Deal vor«, sagte er leise, aber bestimmt.
    Van Fiest stürzte auf Adam zu. »Dir hat wohl jemand ins Gehirn geschissen du kleiner dreckiger…!«
    Weiter kam er nicht. Briggs Stimme durchschnitt die Luft. »Lass ihn in Ruhe! Ich will hören, was für ein Deal das sein soll!«
    Adam lehnte sich zurück und verschränkte die Arme.
    »Ihr lasst mich laufen, und ich erzähle niemandem von der Vergewaltigung.«
    Kleine Schweißperlen bildeten sich auf Van Fiests Stirn.
    Er schaute seinen Partner fassungslos an. Briggs war blass geworden. Langsam beugte er sich nach vorne. »Ich weiß nicht, wovon du redest, Junge«, sagte er drohend.
    Die Erinnerungen der beiden Männer lagen vor Adam wie ein offenes Buch. »Sarah Parker, wirklicher Name: Sonnenstaub. Hat im Supermarkt ein paar Schokoriegel geklaut. Hier auf diesem Tisch habt ihr sie euch vorgenommen. Als ihr fertig wart, habt ihr gesagt, sie dürfe gehen, wenn sie niemandem etwas sagt. Dann würde ihrer kleinen Schwester auch kein Leid geschehen.«
    Van Fiest öffnete seinen Hemdkragen. Adam konzentrierte sich auf Briggs. »Mach dich sauber, hast du zu ihr gesagt.« Adam fixierte den Polizisten. »Aber Sarah tat das Gegenteil. Sie packte die Schere vom Schreibtisch und rammte sie sich in den Hals.«
    Briggs dachte an die verfluchte Schere, die er samt dem Mädchen in der Wüste verbuddelt hatte. Als Adam ihm diese Stelle auch noch beschrieb, war es ihm egal, ob der Kerl über magische Kräfte verfügte oder einfach nur verdammt gut informiert war. Er musste weg, für immer verschwinden. Es durfte zu keiner Verhandlung kommen. Auch wenn niemand diesem kleinen Mistkerl glauben würde, es gab immer irgendwelche Journalisten, die sich wie die Geier auf eine solche Geschichte stürzten.
    Im Polizeibericht konnte man später lesen, dass Adam van Larven unvermittelt Van Fiest angegriffen und dessen Waffe in seine Gewalt gebracht habe.
    Schlimmeres Unglück verhinderte der anwesende Intendent Malcolm Briggs. Nachdem Briggs den Gefangenen überwältigt hatte, erlitt dieser einen schweren epileptischen Anfall. Adam van Larven wurde daraufhin in eine geschlossene Abteilung der Victom-Nervenheilanstalt gebracht.
    ***
    Washington, Juni 1997
    Marsha Hunt beendete ihr Referat. Die Mädchen tuschelten und kicherten. Marsha kannte ihre Gedanken: naive Träumerin, schwarze Klugscheißerin, linke Feminismusbazille , und so weiter. Sogar Nelly machte sich lustig über sie.
    Marsha kochte vor Wut. Das Lob ihres Lehrers registrierte sie nur mit halbem Ohr. Wenigstens meinte er es ehrlich. Fluchtartig verließ sie den Klassenraum.
    Hinter sich hörte sie die Mädchen lachen. Nie wieder werde ich mir so eine Blöße geben , dachte sie, nie wieder!
    Mit großen Schritten eilte die
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