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180 - Die Enkel der Astronauten

180 - Die Enkel der Astronauten

Titel: 180 - Die Enkel der Astronauten
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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Kolrochja!« Adam verstand nicht. Die Augen des Mannes fixierten ihn.
    »Nein!« Adam schrie. »Ich will nicht!« Es war zu spät.
    Er tauchte ein in die geöffneten Höhlen, wurde durch Spiralen funkelnder Gehirngänge geschleudert und blieb in einer klebrigen Masse hängen wie eine Fliege im Spinnennetz.
    »Folge mir! ER braucht seine Krieger!« Wie Stahlfäuste droschen die Gedanken des Mannes auf Adam ein.
    »Deine Zeit ist gekommen, ER erwartet dich!«
    »Nein! Lass mich!« Adam drehte sich schützend auf den Bauch. Er musste weg hier. Zurück in seinen Körper.
    Fallen lassen und ruhig atmen , dachte er.
    Zuerst nahm er die kalten Steinfliesen unter sich wahr.
    Dann die stechenden Schmerzen in Nieren- und Magengegend. Seine Handgelenke fühlten sich wund und geschwollen an. Sein rechtes Bein war taub. »Na also! Wird endlich vernünftig, der kleine Bastard!« Die schnarrende Stimme und ein Tritt in die Seite rissen Adam endgültig in die Realität zurück.
    Er lag auf dem Boden der Redfern-Polizeistation, im Süden der Stadt. Seinen Fuß hatten sie mit einer Krawatte an ein Tischbein gebunden, seine Hände durch Handschellen gesichert. Seit gestern Morgen hatte er nichts gegessen und getrunken. Gestern Morgen.
    Er war mit Snake durch den Moore Park gestreunt, um ein paar Freier aufzutun. Meistens standen sie sich die Füße in den Bauch. Dann kam diese fette Amerikanerin, Klunker an jedem Finger. Ein feines Krokotäschchen baumelte einladend an ihrer Seite. Aber sie wollte es nicht hergeben. Sie schrie wie ein Schwein, das nicht an den Fresstrog gelassen wird. Und Snake, dieser verdammte Idiot, zog sein Messer. Auch als die Frau schon lange nicht mehr schrie, stach er noch zu. Adam hatte schon einige Tote gesehen, aber noch nie so viel Blut. Als die Bullen kamen, war Snake weg. Und die Tasche auch. Nur das Messer hatte er dagelassen.
    Man hatte Adam direkt hierher gebracht, in ein kleines fensterloses Zimmer mit Waschbecken, zwei Stühlen, einem Tisch und diesen beiden Polizisten. Malcolm Briggs und John van Fiest.
    Sie hatten von Anfang an keinen Hehl daraus gemacht, was sie von Aborigines im Allgemeinen und von ihm im Besonderen hielten. Sie wollten ein schnelles Geständnis.
    Anschließend würden sie sich noch ein wenig mit ihm vergnügen. Danach würde er für immer hinter den Mauern eines Zuchthauses verrotten. Aufgrund seiner Herkunft spielte es dabei keine Rolle, dass er erst zwölf Jahre alt war.
    Nachdem er zwei Stunden beharrlich geschwiegen hatte, schlug der bullige van Fiest das erste Mal zu. Die Schläge platzierte er bewusst so, dass sie keine Spuren hinterließen.
    Um den Schmerzen zu entgehen, hatte Adam beschlossen, seinen Körper für einige Zeit zu verlassen.
    So war er im Outback gelandet, bei dem größten Schrecken seiner unzähligen Visionen.
    Intendent van Fiest wickelte sich gerade das Geschirrtuch von der Hand. »Er ist fällig! Für einen kleinen Schluck Wasser verkauft der sogar seine eigene Mutter!«
    »Die ist tot«, murmelte Malcolm Briggs. Er blickte von den Aktendeckeln auf. Die letzten Stunden hatte er konzentriert Berichte der Fürsorge und der Polizei über Adam van Larven gelesen. Die Füße auf dem Schreibtisch, wippte er mit dem Stuhl auf und ab, während sein Kollege sich den Aboriginesbengel vornahm. Ab und zu unterbrach er seine Lektüre, um van Fiest zu ermahnen, die Sache etwas leiser zu gestalten.
    »Adam van Larven, Abo-Name ›Sohn der Kopftaucherin‹. Mutter stirbt bei der Geburt, Abo-Name ›Kopftaucherin‹. Das Kind bleibt die ersten drei Jahre bei den Großeltern. Dann wird es von seinem Vater – Abo-Name ›Sturmschwinge‹ – gegen einige Flaschen Rum an den holländischen Schafszüchter Bob van Larven und dessen Frau Grace verkauft. Diese adoptieren den Jungen und nennen ihn Adam. Mit sechs Jahren behauptet Adam, seine Adoptivmutter brennen zu sehen. Ein halbes Jahr später kommt Grace van Larven bei einem Stallbrand ums Leben. Ihr Mann jagt den Jungen zum Teufel. Bei der Polizei sagt er später aus, das Kind hätte öfter Anfälle gehabt und Dinge vorhergesagt. Er ging davon aus, dass Adam die Scheune angezündet habe.«
    Briggs stand auf und reichte die Akte van Fiest. »Und so weiter, und so weiter.«
    »Zwei Jahre lang fehlt jede Spur von dem Jungen.« Van Fiest überflog die Zeilen und Seiten. »Man findet ihn halb tot in der Gosse. Zu viel Benzin geschnüffelt, Krankenhaus. Danach Einweisung in das Waisenhaus St. Maribell. Nicht lange danach
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