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179 - Gefangene der Traumzeit

179 - Gefangene der Traumzeit

Titel: 179 - Gefangene der Traumzeit
Autoren: Ronald M. Hahn
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Karten.
    »Sind das Fußspuren?«
    Aruula schreckte hoch. Ihr Gefährte war ein Dutzend Schritte weiter gegangen und beugte sich vor. Sie gesellte sich zu ihm. Auf dem Lehmboden waren Abdrücke nackter Fußsohlen zu sehen. War das möglich?
    Aruula kniff die Augen zusammen und versuchte sie zu zählen. Vergeblich. Der Größe nach waren es Männerfüße.
    Dass sie fünf Zehen hatten, empfand sie als beruhigend.
    Dann sah sie Spuren von Taratzenpfoten.
    Jagten die Taratzen Menschen – oder umgekehrt? Die Vorstellung, dass die Menschen barfuß unterwegs waren, war nicht beruhigend: Wer seine Füße nicht mit Schuhen schützte, war kulturell benachteiligt.
    Die Taratzen, man sah es an den Spuren, waren aus dem Norden gekommen. Vermutlich hatten sie das Gift im Wasser gewittert und sich frustriert wieder aus dem Staub gemacht.
    Vielleicht lagen sie auch irgendwo auf der Lauer und warteten, bis jemand ans Wasserloch kam. Taratzen waren nicht wählerisch. Sie soffen auch Blut.
    Aruula ging auf alle Viere und untersuchte akribisch sämtliche Fußspuren. Irgendwann mussten sie schließlich schlafen. Sie wollten sicher gehen, dass dann keine Blut saufenden Bestien über sie herfielen.
    Sie und Yngve identifizierten die Spuren von zwei Taratzen und acht Menschen. Fünf von ihnen waren den Riesenratten in die Steppe hinaus gefolgt. Aruula verfolgte die Spuren der anderen dreißig Meter weit. Südlich des Wasserlochs verschmolzen sie mit dem steinigen Boden.
    Warum waren sie abgebogen? Wo wollten sie hin? Würden sie zurückkommen? Wenn ja, wann? Und waren sie gefährlich?
    »Wir sollten uns einen Unterschlupf suchen«, schlug Aruula vor und schaute sich um.
    Die Atmosphäre war unheimlich. Die Umgebung lag in absoluter Stille. Man spürte keinen Windhauch. Kein Kraut regte sich. Über dem Teich kreiste kein Insekt. Nun glaubte auch Aruula zu spüren, dass das Wasser nach Tod roch.
    Sie rümpfte die Nase, als sie zu den Felsen ging, zwischen denen sie erst vor kurzem hervorgeprescht waren.
    Der Mond schien hell. Nun sahen Yngve und sie zahlreiche Tierknochen, die von Vögeln, Reptilien und – sehr eigenartig – monströsen Rrabits stammten.
    »Normalerweise sagen der Instinkt oder der Geruchssinn einem Tier, ob etwas genießbar ist oder nicht…« Yngve blieb stehen. »Warum, bei Orguudoo, gibt es dann hier so viele Kadaver?«
    Aruula nickte. Rätselhaft… Ihr Blick wanderte erneut über die Landschaft.
    Vor ihnen war der Pass, der durch Schluchten und über Felsenhügel führte. Rechts und links war das Land erdig, wellig, da und dort von grünem Gestrüpp bewachsen. Hinter ihnen, dort, wohin der Ruf sie zog, lag die Steppe.
    Sie hatten keinen Tropfen Wasser mehr. Wenn sie umkehrten, würden sie verdursten. Zu Fuß brauchten sie zu dem Teich, an dem sie gebadet hatten, zehn bis zwölf Tage.
    Wenn sie durch die Steppe gingen, hatten sie eine Chance – denn sie wussten nicht, was ihnen dort bevorstand. Vielleicht stießen sie morgen schon auf einen Bach.
    »Im Ungewissen«, sagte sie, »stehen unsere Chancen besser.«
    Yngve antwortete nicht. Er hustete, und zwar auf sehr eigenartige Weise. Es fehlte noch zu ihrem Unglück, dass ihr Gefährte krank wurde! Aruula wandte sich um. Obwohl sie Yngve vor fünf Sekunden noch gespürt hatte, sah sie ihn nicht…
    Dann krachte es, und zwar so laut, dass ihre Ohren klingelten und der Schreck in ihre Glieder fuhr.
    Sie brauchte keine Sekunde, um zu erkennen, dass das erbeutete Gewehr den Knall verursacht hatte: Schon klatschte die Waffe auf den Boden – und vor ihr richtete sich ein unterschenkeldicker geschuppter Leib auf, der sich um den Torso ihres Freundes gewickelt hatte.
    Ein klaffendes Maul voller fingerlanger, nadelspitzer Zähne klaffte blutrot vor Aruula. Tückische grüne Augen mit Schlitzpupillen blitzten sie aus einer Reptilvisage an.
    Angesichts ihres Umfangs musste die Schlange zwanzig bis dreißig Meter lang sein!
    Über ihre Kräfte wollte Aruula nicht spekulieren, denn schon hörte sie Yngves Rippen brechen. Das Stöhnen aus seiner Kehle klang fürchterlich.
    Aruula durchraste eine nie gekannte Wut. »Drecksbiest!«, fauchte sie. Schon riss sie das Schwert aus der Rückenkralle.
    Adrenalin jagte durch ihren Körper, Hitze schoss in ihre Gliedmaßen. Die scharfe Klinge schlug mit brachialer Gewalt in den Leib der Bestie.
    Ein animalisches Kreischen erklang. Aruula riss die Klinge zurück. Im gleichen Moment, da sie sich zum zweiten Mal in den schuppenbewehrten Leib
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