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179 - Gefangene der Traumzeit

179 - Gefangene der Traumzeit

Titel: 179 - Gefangene der Traumzeit
Autoren: Ronald M. Hahn
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füllen.
    Dann huschte sie zu den Schecken. Dabei wäre sie beinahe über den am Boden liegenden Wächter gestolpert. War er tot oder besinnungslos?
    Yngve zeigte ihr das Gewehr des Wächters. Sein Dolch hatte die Fußfesseln der meisten Tiere schon gelöst. Die Schecken schauten sich verständnislos um. Eine Flucht kam ihnen wohl nicht in den Sinn. Sie trugen Zaumzeug, aber keine Sättel. Die Reiter verwendeten sie als Kopfkissen.
    »Alles klar?«, fragte Yngve leise.
    »Sicher.«
    »Gut. Dann lass uns abhauen.«
    Aruula warf ihm die Satteltaschen zu. Yngve hängte sich eine auf den Rücken, die andere vor die Brust. Mit dem Wasserschlauch über ihrer Schulter schwang Aruula sich auf das erste Tier.
    Yngve bückte sich. Seine Klinge zersäbelte nun auch die Fessel von Aruulas Reittier. Der Schecke gehorchte dem Druck ihrer Fußknöchel und setzte sich in Bewegung.
    Bevor sich Yngve auf sein Tier schwang, schlug er zwei anderen so fest aufs Hinterteil, dass sie quakend zur Seite sprangen. Das Geräusch erschreckte die anderen Vierbeiner.
    Sie stoben auseinander und machten dabei mehr Lärm, als der Situation zuträglich war.
    Schon erwachten jene Reiter, deren Schlaf leicht war. Das Quaken und die Unruhe verwirrten sie. Wertvolle Sekunden vergingen, bevor sie merkten, dass sie gerade bestohlen wurden.
    Wütende Schreie weckten den Rest des Lagers. Jemand stolperte über den am Boden liegenden Wächter, verletzte sich und trug mit seinem Schmerzgebrüll zur Verwirrung bei.
    Drei Männer, unter ihnen der Anführer, hoben ihre Waffen und feuerten Salven hinter den flüchtenden Dieben her. Drei andere bemühten sich, die hin und her laufenden Schecken einzufangen. Als ihre Bemühungen weit genug gediehen waren, um die Verfolgung aufzunehmen, löste sich ein Schuss aus dem Gewehr des Anführers und tötete den gestolperten Mann, der jetzt neben dem bewusstlosen oder toten Wächter am Boden kniete.
    Der Anführer brüllte zornig auf und warf seine Waffe zu Boden. Dabei löste sich ein weiterer Schuss und traf eins der aufgeregt tänzelnden Reittiere. Es trat aus und erwischte den Mann, der seine Zügel hielt. Er fiel mit einem grausigen Gurgeln um und ließ das Tier los, das in seinem Schmerz wie verrückt in alle Richtungen trat und die anderen so in Angst versetzte, dass sie erneut davon stoben und die Männer, die sie festhielten, hinter sich her schleiften. Es herrschte ein heilloses Durcheinander.
    »Der heutige Tag«, fauchte der Anführer, »ist wahrlich kein großer Tag in unserer Geschichte.«
    ***
    Aruula hatte im Grunde keine Ahnung, wohin sie flüchteten.
    Jeder ihrer Schritte wurde vom Instinkt gesteuert.
    Sie galoppierten geduckt durch die Nacht. Bald merkten sie, dass die Schecken stärker waren als alles, worauf sie zuvor gesessen hatten. Es ging im Galopp über Stock und Stein.
    Der Fluss lag wieder neben ihnen und wurde zum Bach, dann zum Rinnsal. Schließlich sah man ihn nicht mehr. Auch die Bäume wurden kleiner. Als das Schwarz des Himmels ergraute, befanden sie sich auf weitgehend erdigem Grund.
    Da und dort wuchs noch ein Strauch, doch das Land war karg und wurde immer öder.
    Der Morgen dämmerte. Die Schecken zeigten keine Spur von Müdigkeit.
    Dennoch hielt Aruula ihr Reittier an und schaute sich um.
    »Wir müssen uns ausruhen, meinst du nicht auch?«
    Yngve nickte und sprang ab. Seine Beine hatten den Boden kaum berührt, als sein Reittier sich hinlegte und zu schnarchen anfing. Dieses verblüffende Verhalten war für Aruula Grund genug, auch vorsichtig von ihrem Tier zu steigen.
    Ihr Vierbeiner verhielt sich nicht anders. Erst jetzt spürte sie, wie ausgelaugt sie war. Sie suchte sich ebenfalls einen Schlafplatz…
    Als sie erwachte, standen die Reittiere nicht weit von ihr am Ufer eines flachen Teiches und soffen.
    Die Sonne brannte bereits vom Himmel. Es versprach ein warmer Tag zu werden. Vor ihnen breitete sich eine Steppe aus. Am Horizont zeichneten sich rostrote Hügel ab. Aruula lauschte der Vision des brennenden Felsens nach und erkannte, dass sie den Weg durch die Berge nehmen mussten.
    Es würde nicht einfach sein.
    Nach dem Stand der Sonne zu urteilen, war es Mittag. Ein insektenäugiger Murgatroyd mit einem buschigen Schweif huschte mit einem gestohlenen Ei in den Pfoten vor ihr her.
    Als er Aruula sah, schien er zu grinsen.
    »He, Schlafmütze!«
    Yngve hatte ein Feuer entfacht. Dünne Spieße auf dicken Steinen ragten in die Flammen hinein. Es duftete nach Wildbret.
    »Hab
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