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1781 - Die Nackten und die Seherin

1781 - Die Nackten und die Seherin

Titel: 1781 - Die Nackten und die Seherin
Autoren: Jason Dark
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hat hier das Sagen? Weißt du das? Hast du jemanden gesehen?«
    »Nein.«
    »Aber die Welt hier ist doch nicht tot. Ich habe auch keinen Engel gesehen. Dabei sollen genügend hier leben – hier und in den anderen Himmeln.«
    »Vielleicht sollten wir froh darüber sein. Sie müssen über Eindringlinge wie uns nicht eben begeistert sein, das ist meine ehrliche Meinung. Wäre ich ja auch nicht.«
    Glenda wollte sich nicht verrückt machen lassen und hielt deshalb den Mund. Aber sie schaute zu den anderen Nackten, die beisammen standen und miteinander flüsterten. Einen fröhlichen Eindruck machten sie auf keinen Fall.
    »Da passiert was«, flüsterte Glenda, »und zwar bald.«
    »Hast du was gesehen?«
    »Nein, das habe ich nicht. Aber es muss etwas geschehen. Ich will auch wieder hier weg.«
    Da konnte der Nackte nur lachen. »Aus eigener Kraft wird das wohl kaum möglich sein. Da brauchst du schon Hilfe. Aber von wem könntest du welche erwarten?«
    »Vielleicht von John Sinclair.«
    »Ja, das habe ich mir gedacht, dass du so denkst. Ich aber frage dich, wie er den Weg hierher finden will.«
    »Keine Ahnung. Aber ich weiß, dass John immer für Überraschungen gut ist.«
    »Dann träume weiter.«
    Glenda hatte keine Lust, sich weiterhin mit dem Nackten mit Worten zu duellieren. Sie würde auch ihren Glauben nicht verlieren, dass noch etwas in ihrem Sinn passierte.
    Und das trat auch ein.
    Vor ihnen und genau in dieser hellen Nebelwand tat sich etwas. Es waren keine Schatten, die sich dort bewegten, sondern das Gegenteil davon. Etwas sehr Helles zeigte sich. Es war erschienen wie ein Blitz und verschwand auch nicht.
    Glenda warf dem Nackten einen Seitenblick zu. Er stand auf der Stelle wie auf dem Sprung.
    »Hast du eine Ahnung, was es sein könnte?«, fragte Glenda ihn.
    »Nein, die habe ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Hör auf!«, zischte der Nackte.
    Glenda konzentriere sich jetzt auf die Gestalt, die sie in dieser eisgrauen Welt sah.
    Ja, es war eine Gestalt. Das hatte sie jetzt herausgefunden. Sehr groß, und obwohl Glenda sie nicht so richtig sah, spürte sie, dass man diesem Wesen Respekt entgegenbringen musste.
    Es schwebte näher, denn von einem normalen Gehen konnte nicht die Rede sein.
    Auch die Nackten waren nervös geworden. Man sah ihnen an, dass sie sich nicht mehr wohl fühlten. Sie bewegten sich unruhig. Sie flüsterten mit scharfen Stimmen, und manchmal duckten sie sich, als fürchteten sie, von Peitschenschlägen getroffen zu werden.
    Das war nicht normal. Auch nicht die leisen Schreie der Frauen, die gegenseitig Schutz suchten.
    Glenda schaute den Nackten neben sich an, der sich ebenfalls zu fürchten schien. »Normal ist das nicht.« Sie deutete auf das Wesen, das vor ihnen erschienen war. »Es muss mit ihm zu tun haben.«
    Es war die Gestalt im Nebel, anders konnte man ihn nicht beschreiben, aber er schwebte noch weiter vor, wurde deutlicher, und Glenda hätte am liebsten zur Seite geschaut, was sie aber nicht konnte, denn sie fühlte sich von dieser Gestalt angezogen. Ihr Blick blieb nach vorn gerichtet, und so sah sie bald noch mehr.
    Eine gewaltige Gestalt stand vor ihr. Hell, wie dieser Himmel es gewesen war.
    Nicht Furcht, sondern Respekt einflößend. Jemand, der es gewohnt war, zu herrschen.
    »Mein Gott«, flüsterte Glenda. »Mein Gott, das ist er. Das ist Gabriel...«
    ***
    Glenda nickte einige Male, sie ballte sogar die Hände zu Fäusten, weil sie sich nichts vormachen ließ.
    Der Nackte hatte sie gehört. »Bist du sicher?«
    »Wer sollte es sonst sein?«
    Der Nackte nickte nur. Er fürchtete sich. Ihm war nicht geheuer.
    »Was können wir denn tun?«, fragte er mit ängstlicher Stimme.
    »Nicht viel. Ich denke, dass der Erzengel Gabriel auf uns zu kommen wird.«
    Die Gestalt schien Glenda gehört zu haben, denn sie bewegte ihren Kopf so, dass sie sich auf Glenda konzentrieren konnte. Gabriel brauchte jemanden, mit dem er sprechen konnte.
    Und er sprach Glenda an. Die Stimme war nicht mal laut, mehr säuselnd.
    »Ihr habt den Weg gefunden?«
    Glenda antwortete mit einer Gegenfrage, was ihr nicht unbedingt leicht fiel.
    »Bist du Gabriel?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Dann bist du ein Erzengel, dann brauchen wir uns vor dir nicht zu fürchten.«
    »Habe ich euch eingeladen?«
    Oje, die Stimme hatte an Schärfe zugenommen, und Glenda konnte nur zustimmen, dass sie nicht eingeladen waren. Sie waren aus anderen Gründen gekommen.
    »Ich weiß es. Jemand wollte in meine Welt hinein, ohne
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