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1781 - Die Nackten und die Seherin

1781 - Die Nackten und die Seherin

Titel: 1781 - Die Nackten und die Seherin
Autoren: Jason Dark
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eine tiefe Konzentration geraten, halten die meisten von ihnen die Augen geschlossen. Das war bei Glenda Perkins nicht so. Sie wollte sehen, was sie umgab, sie wollte auch erkennen, wenn eine Gefahr auf sie zukam.
    Das Bild engte sich immer mehr ein. Wichtig waren nun allein die zehn Gestalten, die sich auf sie fixiert hatten, und das akzeptierte Glenda auch.
    Sie schaute zurück. Sie ließ sie nicht aus dem Blick. Die Gruppe um sie war wichtig, alles andere zählte in dieser Situation nicht mehr.
    Und Glenda schaute hin. Dabei spürte sie den Druck in ihren Augen und an der Stirn. Es sah so aus, als wollte sie die zehn Gestalten hypnotisieren.
    Nein, das war nicht möglich. Da trat nur etwas Neues ein, und das wiederum zeigte ihr, dass sie sich auf dem richtigen Weg befand. Sie starrte nach vorn, sie sah auch die zehn Gestalten, aber deren Umgebung hatte sich verändert, obwohl sie noch immer die gleiche geblieben war.
    Aber sie waren mehr zusammengerückt. Sie schienen kleiner geworden zu sein. Jeder presste sich gegen den Nachbarn, als wollten sie dafür sorgen, dass sie zu einer Einheit wurden.
    Und es ging weiter. Wahrend Glenda ihre Gedanken an die Welt der Engel beibehielt, schrumpfte ihr Blickwinkel immer mehr zusammen. Die Welt verkleinerte sich, und sie blieb dabei auch nicht ruhig, denn was nun auftauchte, erkannte sie. Es waren Wellen oder Bewegungen, die der Umgebung die Konturen nahmen. Wenn Glenda nach unten schaute, dann warf der Boden Wellen, was ihr keine Angst einjagte, sondern eher ihre Neugierde weckte.
    Es klappte.
    Es gab kein Zurück mehr!
    Nur ein Voran!
    Sie spürte, wie ihr der Schweiß aus den Poren drang. Sie stand unter Druck. Wenn sie Luft holte, dann stachen ihre Lungenflügel, und ihr Herz fühlte sich an wie ein schwerer Stein, der sich zuckend bewegte.
    Glenda wusste genau, dass es gleich so weit war. Sie erlebte bereits den inneren Drang, der sich in ihr wie ein Schmerz ausbreitete, etwas schien sie anzuheben, dann riss sie die Augen noch weiter auf und sah, dass die Welt um sie herum ungeheuer klein geworden war, obwohl alles hineinpasste.
    Auch die zehn Gestalten.
    Und sie ebenfalls.
    Dann war es vorbei. Was Glenda auf sich hatte zukommen sehen, fiel über ihr zusammen und ließ sie von einem Moment zum anderen verschwinden...
    ***
    Ich gab keinen Kommentar von mir, aber ich hatte alles gesehen. Glenda Perkins war vor meinen Augen verschwunden, und ich hatte alles mitbekommen, was zuvor geschehen war. All ihre Qualen, ihre Konzentration. Ich wusste auch, dass sie so gut wie nichts wusste über ihr Ziel und trotzdem hingelangen musste.
    Zuerst hatte es nicht danach ausgesehen. Später allerdings hatte ich meine Meinung ändern müssen, als ich sah, was mit Glenda und den zehn Nackten geschah.
    Sie waren da. Sie blieben auch. Nur veränderten sie sich. Es war schwer zu erklären. Sie wurden zu Personen, die ihre Dreidimensionalität verloren hatten. Wer sie von der Seite her anschaute, der sah sie zweidimensional.
    Das war ein Hammer, der mich zwang, den Atem anzuhalten. Aber ich wusste auch, dass es Glenda geschafft hatte, und das trotz aller Widrigkeiten.
    Lange wurde mir der Anblick nicht geboten, dann sah ich, wie sich Glenda Perkins auflöste.
    Weg.
    Nicht mehr zu sehen, nicht mehr zu greifen. Sie und die zehn Nackten gab es nicht mehr.
    Und wo steckte sie jetzt?
    Im Ersten Himmel der Engel. Das wäre die normale Antwort gewesen, mit der ich mich aber nicht anfreunden konnte. Eigentlich wäre es meine Aufgabe gewesen, eine solche Reise zu machen, aber diesmal hatte sich die andere Seite Glenda geschnappt.
    Und wer trug dafür die Verantwortung?
    Auch eine Person, die in meiner Reichweite stand und sich ebenfalls nicht bewegte. Ich schaute sie von der Seite an, was sie gar nicht merkte. Sie war mit dem beschäftigt, was sie gesehen hatte. Das war auch bei mir der Fall, und ich ärgerte mich darüber, dass mir keine gute Erklärung in den Sinn kam.
    Das Kind war in den Brunnen gefallen, daran gab es nichts zu rütteln, und ich konnte nur hoffen, dass es nicht zu tief gefallen war und man noch etwas retten konnte.
    Zu sehen war nichts. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und schaute dann auf Elisa, die ich auch ansprach.
    »Hast du jetzt dein Ziel erreicht?«
    Sie hatte mich gehört und drehte sich provozierend langsam um, weil sie mich anschauen wollte.
    Sie sagte nichts.
    Das ärgerte mich, und deshalb fuhr ich sie an. »Ich warte auf eine Antwort.«
    »Hast du nicht
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