Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1780 - Der brennende Mond

Titel: 1780 - Der brennende Mond
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Meter durchmessende Rohr führte von hier aus in Richtung Gebirge. Kurz außerhalb des Fabrikgeländes wurde es auf weiße, drei Meter hohe Stelzen gehoben, so daß es keinen Bodenkontakt mehr hatte. Keiner konnte sagen, ob die Pipeline zehn, hundert oder tausend Kilometer Länge besaß. Vielleicht führte sie auch nirgendwo hin. Wenn sie Pech hatten, wurde damit lediglich Wasser aus dem Gebirge in die Fabrik gepumpt.
    „Wir werden der Leitung folgen", entschied Reginald Bull. „Ich will sehen, wo sie hinführt."
    Sie gingen um das Fabrikgelände herum zu der Stelle, an der sie die fliegenden Überreste der WIZO zurückgelassen hatten. Der „Wäschekorb" lag unberührt zwischen den Felsen.
    Bull übernahm die Steuerung des Fluggefährts. Seine vier Passagiere setzten sich, ließen die Beine baumeln, schauten müßig in den goldenen Himmel von Nundor.
    Sie folgten dem Kurs der Pipeline über die ersten Hänge bis ins Gebirge h: nauf. Dabei wurde mancher Umweg geflogen; die Stelzen gruppierten sich immer entlang den am wenigsten schroffen Stellen.
    Von der genetischen Fabrik war bald nichts mehr zu sehen. Für die ersten zwanzig Kilometer benötigten sie eine halbe Stunde. Anschließend verloren sie an Geschwindigkeit, weil die Pipeline mehrfach in Tunneln verschwand. Sie mußten dann die umliegenden Hänge absuchen, um die Rohrstrecke wieder aufzuspüren.
    Bull und die anderen begannen, sich auf eine lange Reise einzurichten. Sie hingen alle ihren Gedanken nach. Fink Petticul hatte seine Freundin Ghelfi im Kopf, Fherll Checkert dachte vermutlich an sich selbst; Dino Gonkers und Belavere Siems suchten mit unruhigen Augen ständig den Horizont ab.
    Reginald Bull beurteilte ihre Chancen, Nundor wieder zu verlassen, mittlerweile ziemlich düster.
    Mit einem Raumschiff wären sie vielleicht längst nach Mollen zurückgekehrt. Oder man hätte den Faustus-Kontinent angeflogen - und wäre nicht mehr auf den „Wäschekorb" mit einer Maximalgeschwindigkeit von vierzig Kilometern pro Stunde angewiesen.
    Aber die Phase der Langeweile dauerte nicht lange.
    „Bully!"
    „Was denn?"
    „Dahinten!"
    Belavere Siems deutete nach links, auf einen braunen Flecken in drei oder vier Kilometern Entfernung.
    Bull sah, daß die Pipeline einen Bogen schlug. Sie führte direkt auf den Flecken zu. Je näher sie kamen, desto mehr Details erkannte er. Inmitten der Steinlandschaft erstreckte sich eine dunkelbraune Ebene.
    Fremdkörper. Etwas stimmt nicht!
    Bull verringerte die Geschwindigkeit. Sie tasteten sich langsam an die Ebene heran.
    Hier endete die Pipeline.
    Was sie zu Gesicht bekamen, das machte einen noch staunenswerteren Eindruck als die Hamamesch-Terrarien oder der Arcoana-Leichnam im Herzen der Fabrik. Aus der Ebene erhoben sich Tausende von gläsernen Kelchen. Sie alle ruhten jeweils auf einem zerbrechlichen Stiel, zehn Meter hoch, zwei Meter Durchmesser, und ihre gläsernen Sockel standen im Erdboden fest verankert.
    Überhaupt, der Boden: Es war die erste blanke Erde, die im Gebirge zutage trat, und trotzdem wuchs nicht eine einzige Pflanze.
    Aus welchem Grund? War es denkbar, daß jemand die Erde regelmäßig säuberte? Handelte es sich um vergifteten Boden?
    Reginald Bull steuerte ihr Gefährt langsam um die Ebene herum. Keiner seiner Begleiter sagte ein einziges Wort. Sie schauten nur und wunderten sich.
    Alle Kelche waren untereinander mit Stahlrohren von einem Meter Durchmesser verbunden.
    Ebenso wie die Pipeline, die das System der Rohre speiste, ruhten sie auf Stelzen von drei Metern Höhe. Das Innere der Kelche besaß einen sanften, rosafarbenen Schimmer. Je näher sie rückten, desto deutlicher erkannten sie, daß die Behältnisse mit einer undefinierbaren Masse gefüllt waren.
    „Warte mal, Bully! In einem der Kelche hat sich was bewegt."
    „Welcher denn, Fherll?"
    „Ich ... Hmm. Ich weiß nicht. Es ist schon wieder vorbei."
    Als sie die Ebene einmal vollständig umrundet hatten, landete Reginald Bull das Gefährt.
    Vorsichtig betraten sie die Ebene. Aber schon nach wenigen Schritten wich das Gefühl der Bedrohung, das sie unterschwellig alle empfunden hatten. Ein Umhang aus Wohlempfinden, ein überdimensionales Watte-Vlies legte sich weich und schmeichelnd um sie.
    Bull traute dem Vorgang nicht, konnte ihn vor allem nicht erklären, genoß jedoch in vollen Zügen.
    Etwas in ihm schrie Gefahr. Völlig umsonst. Fremde Intelligenzen ließen sich keine sehen.
    Technische Anlagen, die auf irgendeine Form von Abwehr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher